laut.de-Kritik
Aufgeblasene Kardiologen-Hymnen am Rande des Erträglichen.
Review von Christian KollaschGeschniegelt und akkurat frisiert wie eh und je sind Hurts mittlerweile bei ihrem dritten Longplayer angelangt. So gut wie mit den Outfits läuft es soundmäßig aber nicht mehr. Die beiden Briten leisten sich derbe Modesünden.
Der Opener und Titeltrack "Surrender" stellt gleich zu Beginn klar, worauf sich der Hörer auch in den folgenden neun Liedern gefasst machen sollte. Die Titelzeile tragen Hurts in pathetischer Mantra-Form vor, begleitet von auf Bombast getrimmten Drums. Dazu Kopfstimmen am Rande des Erträglichen. Es fehlt das Ausrufezeichen hinter dem Albumtitel, denn die ersten Minuten fordern das Gehör unmissverständlich dazu auf, sich ohne Widerstand zu ergeben. Es einfach über sich ergehen zu lassen ist wohl auch die beste Methode.
"Some Kind Of Heaven", die erste Singleauskopplung, gerät immerhin weniger anstrengend. Das Duo bedient sich hier munter bei Santigolds "Disparate Youth" und fügt hier und da noch ein paar lyrisch hochwertige "Yeahs" und "Doo-do-doos" ein. Fertig ist der Synthie-Pop-Kitsch.
Dabei blasen Hurts jedes Thema musikalisch wie textlich mit so viel Pathos auf, wie eben reinpasst. Schwerster Herzschmerz begleitet von den schlimmsten Schicksalen. "When my heart doesn't beat like it used to". "Nothing Will Be Bigger Than Us" kämpft mit Andreas Bouranis "Auf Anderen Wegen" um den Titel zur größten Kardiologen-Hymne. Man wünscht sich irgendwann einfach nur etwas mehr Understatement. Das stünde den Tracks deutlich besser zu Gesicht, denn stimmlich kann man Hurts sicher nichts beibringen. Dumm nur, dass sie alles immer in Elektro-Zuckerwatte einwickeln müssen.
Bob Dylan fragte einst, wie es sich anfühle, als "Rolling Stone" zu leben. Hurts scheinen darauf wohl die Antwort zu wissen, die sie im gleichnamigen Song in einen klagenden Schmachtfetzen verpacken, der in einem unerträglich grellen Säuselrefrain gipfelt. Das darauf folgende "Lights" kommt vom Arrangement her rüber wie die Low-Budget-Porno-Version von Daft Punks "Get Lucky". Den größten musikalischen Ausrutscher leisten sich die Briten aber mit dem Intro zu "Slow". Jeder, der die Szene aus "Family Guy" kennt, in der Stewie einen äußerst beleibten Mann mit einer Tuba verfolgt, wird sich zurückversetzt fühlen.
"Wish" kommt zum Ende dann plötzlich ohne merkwürdige Sound-Eskapaden aus. Von Piano und Streichern getragen, stellen sich tatsächlich so etwas wie Emotionen ein. Dennoch: Hurts haben es sich mit "Surrender" selbst verbaut. Ihre tollen Stimmen gehen im geballten Kitsch und einer ungesunden Menge an Pathos komplett unter.
11 Kommentare mit 6 Antworten
Allein das Cover schreit ja schon "Kauf mich nicht!", beziehungsweise "1/5".
Yep bin auch zielch entäuscht. Waren das Vorgänger-Album meiner Meinung nach wirklich gut ,.. bleibt hier nur langeweile.
Findet noch jemand, dass die Kerle wie Nazis aus den Dreißigern aussehen...?
sonst hast du keinen an der klatsche oder was??
weil sie natürlich vorboten einer invasion der mondnazis sind !
aber das will hier ja keiner wahrhaben !
Ich möchte ja nur vorwarnen!
Mehr als 2/5 kann ich hierfür auch nicht erübrigen. Nur "Rolling Stone" höre ich einigermaßen gerne, der Rest interessiert mich nicht wirklich. Enttäuschend.
Wie wäre es denn wenn ihr aus dem Genre Synthpop mal die neue Scheibe von Beborn Beton rezensieren würdet. Immerhin mehrere Wochen auf Platz 1 der DAC und aktuell immer noch Platz 2.
Endlich mal eine angebrachte Redaktion. Mein Zerriss wurde von Amazon gar nicht erst veröffentlicht. Das erste Hurts Album war ein Meilenstein, eine Wucht wie Phönix aus der Asche, das zweite Album war belanglos, das dritte ist die reinste Qual unterhalb des Niveaus von Andrea Berg. Produziert wie Avcii meets Lady Gaga, Melodien wie Pur und das schlimmste: dieser unerträgliche Hauch-Gesang und das ständige Auffüllen der eh schon belanglosen Texte mit "oh" und "ah"-Chören. Es ist die reinste Folter. Einzig "Nothing Will..." hat auch nur irgendwelche Ansätze einer Pophymne.