laut.de-Kritik
Raritäten-Sammlung zum zehnjährigen Bandbestehen.
Review von Martin LeuteBevor das fünfte Studioalbum der Briten auf den Markt kommt, feiern Sänger und Gitarrist Johnny Bramwell, Basser Peter Jobson und Schlagzeuger Andrew Hargreaves ihr zehnjähriges Band-Jubiläum mit einer Raritäten-Sammlung. Die Elbow-Mannen Guy Garvey und Craig Potter produzierten die Zusammenstellung. Sie zeichneten bereits für das I Am Kloot-Debüt "Natural History" (1999) verantwortlich, mit dem das Trio einst neben Kombos wie Starsailor und Turin Brakes auf der stilbildenden New Acoustic Movement-Welle schwamm.
Auch wenn das mit 28 Tracks reich bestückte Doppel-Album schlicht "B" betitelt ist, handelt es sich mitnichten um Ausschussware. Vielmehr bekommt man eine Art Werkschau abseits bisheriger Album-Veröffentlichungen geboten. Neben der Debüt-Single "Titanic" und zehn neuen Stücken wartet "B" mit mehreren B-Seiten, diversen Demo-Versionen, zwei Live-Nummern und dem Two Lone Swordsmen-Remix von "Gods And Monsters" auf.
Getragen von vielen reduziert instrumentierten Midtempo-Stücken offenbaren I Am Kloot noch einmal jene Qualitäten, die sie einst zur Band der Stunde machten. Die englische Herkunft ist dem Trio aus Manchester jederzeit anzuhören. Britpop klingt an, scheint aber mit der sanften Hinwendung zum Folk und manchem experimentierfreudigen Ausflug bereits überwunden.
Hier rufen das Piano oder die Mundharmonika, dort die Lap Steel oder Streicher atmosphärische Spannungen hervor. Bramwells kratzbürstig-charmanter Gesang trägt dabei jederzeit Sorge dafür, dass unnachahmliche Individualität das Songgewand kennzeichnet.
Neben akustischen Singer/Songwriter-Nummern wie "Proof", "Cinders", "Fat Kids In Photographs" oder "Stop Taking Photographs" sind Stücke wie "This House Is Haunted" mit flirrender E-Gitarre und Pianolinie oder die psychedelisch rockenden "The Face Of Alabaster" und "Tell Me Something" unruhiger arrangiert und untermauern die Vielseitigkeit der Band.
Die zauberhafte, entrückte Version von "Ferris Wheels" vom Moolah Rouge-Album, das mit französischen Textzeilen versehene "Twist" vom Erstling oder das um Hundegebell arrangierte "Dogs Howl" runden das Werk liebevoll ab und machen es zu einer durchgängig hochwertigen Angelegenheit.
Für Fans ist diese aus unveröffentlichtem Material zusammengestellte Kompilation ein Muss, für alle anderen Freunde des sanft angerauten Indiepop mit Folk- und Rockanleihen der ideale Einstieg, um sich dieser seit einem Jahrzehnt überzeugenden Band anzunähern.
1 Kommentar
Also ich hab das Album schon seit 4 oder 5 Monaten und kann der Rezension nur zustimmen. Aber kann mir mal jemand erklären, warum die Alben in Deutschland (bei den Stereophonics ist das auch so gewesen) immer sooo viel später erscheinen? Mir isses letztendlich egal, da in UK zu bestellen, inklusive Porto eh viel billiger ist, als hier regulär zu kaufen. Aber was soll das?