laut.de-Kritik
Die Band aus New Jersey hält an ihren Trademarks fest.
Review von Michael EdeleMit einiger Verspätung steht "Enigma" nun endlich in den Regalen. Nachdem sich die Band nach der letzten Scheibe von Roadrunner Records getrennt hatte, wollte das neue Label wohl etwas Zeit zwischen der zuletzt erschienenen EP "The Undercover Sessions" und der neuen Scheibe vergehen lassen. Das ändert aber natürlich nichts daran, dass die Band aus New Jersey weiterhin in ihren Trademarks festhält und mit diesen konsequent arbeitet.
Schon beim ersten Durchlauf von "Enigma" fällt auf, dass die Percussion-Instrumente deutlich stärker im Vordergrund stehen als auf den bisherigen Veröffentlichungen. Dennoch gelingt Ill Nino das Kunststück, dass man sich nie um die Gitarrenmacht betrogen fühlt. Stattdessen existieren alle Instrumente absolut gleichwertig nebeneinander, und wenn die Percussions nun mal keine tragende Rolle erfüllen, dann kommen Songs wie "The Alibi Of The Tyrants" oder "Guerilla Carnival" auch gern mal weitgehend ohne irgendwelches, zusätzliches Getrommel aus.
Die Gelegenheiten, bei denen Danny Couto sich seinen Platz in der vorderen Reihe erspielt, sind auf der anderen Seite zu jeder Zeit gerechtfertigt. Nummern wie das starke "Pieces Of The Sun", "Compulsion Of Virus And Fever" und vor allem das schleppende und verdammt aggressiv gesungene "Hot Summer's Tragedy" werden durch sein Spiel nicht nur ausgeschmückt - der Kerl sorgt dafür, dass seine Ideen sich zur tragenden Instrumentierung der einzelnen Stück entwickeln. Lasst sie weg,und den Songs fehlt was.
"March Against Me" ist zwar keine Ballade, aber ein eher als starker Latino-Rocker zu bezeichnen. Die Gitarren melden sich durchaus zu Wort, doch alles in allem ist der Song auch für ein Mainstream-Publikum geeignet. Die echte Ballade folgt wenig später mit "Me Gusta La Soledad" und ist leider Gottes mal wieder ein bisschen zu cheesy geraten. Vor allem, wenn tatsächlich noch Streicher zu den eh schon seichten Gitarrenklängen einsetzen, ist es bei manchem Metaller wohl vorbei. Dann doch lieber die Flamenco-Nummer "De Sangre Hermosa", die die Scheibe locker abschließt.
Mit Single-Potential sind auch die ein wenig an P.O.D. erinnernden Tracks "Formal Obsession" und "2012" ausgestattet. Das sollte allerdings nicht negativ gewertet werden, sind hier doch einfach großartige Melodien mit im Spiel, die zu keiner Zeit auf Kosten von Eingängigkeit gehen. Anstatt wie auf dem Vorgänger "One Nation Underground" verstärkt auf den Mainstream zu schielen, besinnen sich Ill Nino auf "Enigma" wieder deutlicher auf ihre Wurzeln und machen einfach, wonach ihnen der Sinn steht.
8 Kommentare
Muss ich mal reinhören. Was ich bisher gehört habe hat mich noch nicht überzeugt, obwohl mir die ersten beiden Ill Nino Alben sehr gut gefallen haben.
für mich klar das schwächste album. im gegensatz zu den schon schwächeren beiden letzten albemn zünden die refrains diesmal nicht so wirklich bei mir.
ansichtssache ne
Mir gefallen die neuen lieder eigentlich ganz gut. Finde das album besser als One Nation Underground, aber das liegt ja immer im auge des betrachters
die platte haut mich auch nicht so unbedingt vom hocker, schliesse mich deshalb meinen vorrednern an... ganz ok aber nicht mehr. R/R ist bis jetzt immer noch die beste scheibe...
Kann auch nur sagen, dass RR die beste Scheibe von den Jungs ist, aber die hier ist auch nicht übel. Hab die mir am 25.04. live angesehn und muss sagen, dass die neue Scheibe live verdammt gut rüber kommt. Die lassen live die Finger von den langsamen Liedern und knüppeln richtig durch. Also nichts mit Kuschelveranstaltung.
leider Gottes ist bei den Alben aber der Gesamteindruck nach Durchhören immer ziemlich soft.
Wie ihr alle schon sagt, an RR kommen die nie wieder ran. Schade.
Beim neuen zünden die Refrains bei mir iwie garnicht.