laut.de-Kritik
Für Hartwurstfanatiker vielleicht zu süßlich.
Review von Michael EdeleWaren Ill Nino bereits auf ihrem Debüt "Revolution" mit ihrer Mischung aus Nu Metal und argentinischen Rhythmen recht einzigartig, so haben sie spätestens mit "Confession" zu ihrem Sound gefunden. "One Nation Underground" greift die wesentlichen Trademarks erneut auf, fügt aber hier und da einen guten Schuss Mainstream hinzu.
Schon der Opener "This Is War", der zwar richtig kernig beginnt, und im Tagesprogramm der Musik- oder Radiosender wohl kaum zu Wort kommen wird, weist im Mittelteil einen sehr ruhigen, angenehmen Akustikgitarrenpart auf, der nur durch Percussion unterstützt wird. "My Resurection" oder "De La Vida" sind Ill Nino pur: Tribals, harte Riffs, teils englische, teils spanische Vocals und die mal derben, mal melodischen Vocals von Fronter Cristian Machado.
"What You Deserve" ist schon beinahe ne Pop-Nummer geworden, die von jeder daher gelaufenen, so genannten Punk-Band stammen könnte. Das Ding geht zwar direkt ins Ohr, dürfte aber dem Hartwurstfanatiker viel zu süßlich sein. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn die Latino-Metaller gekonnt auf eingängige Refrains setzen, doch fiepige Keyboards nerven einfach brutal.
Auf den kommerziellen Durchbruch zielen Nummern wie "La Liberacion Of Our Awakening", "All I Ask" oder "Everything Beautiful", auch wenn die Stücke lang nicht so nach Kinderlied klingen, wie "What You Deserve". Stattdessen beweist Christian, dass er zweifellos über eine der besten Singstimmen in diesem Genre verfügt. Die Melodien von Gesang und Gitarre sind einfach stimmig, ohne dabei auf Teufelkommraus nach dem Mainstream zu schielen.
Wie sie eine gesunde Mischung aus heavy Riffs, melodischen Parts und einem gesunden Maß an Eingängigkeit hinlegen, zeigen sie dafür mit Songs wie "Turns To Gray" (bei dem Hatebreed-Brüllwürfel "Jamey Jasta mit ins Mikro röhrt), "Corazon Of Mine" oder dem finalen "Violent Saint". Den geilsten Flamenco-Part haben sie sich für "In This Moment" aufgespart, doch auch "My Pleasant Torture" beginnt mit einem schönen, lateinamerikanischen Touch.
"One Nation Underground" ist ein durchaus gutes Album, welches das Potential hat, den ein oder anderen neuen Fan zu gewinnen. Da der Metaller an sich aber sehr allergisch auf alle Mainstream-Anbiederungen reagiert, könnte sie das auch ein paar alte Fans kosten.
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