laut.de-Kritik
Zwischen Indie und Pop in Richtung Kitsch.
Review von Andreas DittmannIncubus haben sich stetig weiterentwickelt. Von funky Crossover-Brachialität über komplexen Alternative bis hin zu geradlinigem Mainstream-Rock. Nun die nächste Stufe. Die Ankündigung der Band, die Platte sei etwas komplett Neues und für Incubus-Fans vielleicht etwas erschreckend, ließ Schlimmes erahnen. Incubus goes Dance-Punk? Elektro-Pop? Nein, ganz so heftig fällt der Wandel dann doch nicht aus.
Gemeinsamkeiten mit den Vorgänger-Platten zu finden, ist dennoch nicht ganz einfach. Incubus schaffen mit "If Not Now, When?" eine sehr ruhige Pop-Platte voller leichtfüßig groovender Balladen. Einzig Brandon Boyds fantastischer Gesang und vor allem der Song "Adolescents" bauen eine Brücke zu "A Crow Left Of The Murder" und "Light Grenades". Von früheren Gitarren-Wänden, Bass-Geslappe und aggressivem Gesang bleibt die Band meilenweit entfernt. Ebenso allerdings auch von Balladen-Hits wie "Drive" oder "Love Hurts".
Die Veränderung wird schon im titelgegebenen Opener deutlich. An der Grenze zwischen Indie und Pop stampft der Track recht unspektakulär in Richtung Kitsch. Zum Glück kommen Incubus nie dort an, kleine Spielereien und ihr verdammt gutes und komplexes Songwriting lassen sie immer wieder die Kurve kratzen. So auch beim schönen Klavier-Song "Promises, Promises". Die E-Gitarre hält sich angenehm zurück, Piano und Bass bauen einen gemütlichen Klangteppich für Boyds Gesang.
Die folgenden Nummern gehen in eine ähnliche Richtung: ruhig, vielschichtig, angenehm, dunkel und romantisch. Den Groove haben die Herren ohnehin seit Jahren für sich gepachtet. Daran ändern auch neu entdeckte Ruhe und Gelassenheit nichts. Immer wieder brechen kleine Wendungen in die Lieder ein, wie das fusselige Gitarren-Solo in "The Original" oder die asiatischen Klänge in "Adolescents". Das eigenwillige "In Company Of Wolves" wandelt sich von einer sanften Pop-Ballade in einen düsteren Prog-Bastard.
Einzig im treibenden "Switch Blade" schaltet die Band mal einen (!) Gang hoch. Ansonsten regiert kuschelige Feuerzeug-Schwenk-Atmosphäre. Das wirkt auf die Dauer leider etwas eintönig, langweilig und zu anschmiegsam. Ein richtig guter Kracher fehlt der Platte. "If Not Now, When?" ist schön. Mehr aber auch nicht.
13 Kommentare
Die Platte wäre nicht schlecht, wenn Sie nicht von Incubus wäre.
Kann mich der Review nur anschließen. Man braucht aber auch etwas Zeit, um die in den leisen Tönen verborgene Tiefe zu entdecken - schönes Album, das mit der Zeit wächst.
definitiv nicht schlecht in dem, was sie jetzt machen, aber es ist nichts für mich. ich gehe da lieber zurück zu science, morning view und make yourself.
hmmm ich muss sagen die Platte gefällt mir irgendwie wieder
Auf jeden Fall besser als Light Grenades, aber nach CD2 von Monuments and Melodies habe ich auf einen ähnlichen Kracher gehofft. Das hat sich für mich leider nicht so ganz erfüllt, aber ein Paar Goldstücke findet man immer auf einer Incubus Platte.
Als langjähriger Fan ist es definitiv eine schwere Entscheidung, wie man das Album am ehesten noch "objektiv" bewerten könnte (geht ja sowieso kaum ) Meine Meinung: http://klangkino.blogspot.com/2011/07/musi…