laut.de-Kritik
Der Bibliothekarinnen-Chic und der Indie-Charme sind weg.
Review von Martin Leute"Mit diesem Album bin ich jetzt ein großes Mädchen, äußert sich die mittlerweile 29-jährige amerikanische Singer/Songwriterin und der Liebling der "Grey's Anatomy"-Song-Kompilatoren über ihr aktuelles Werk, dem sie selbst eine starke autobiographische Note zuschreibt. Und in der Tat ist dieser Reifeprozess auf unterschiedlichen Ebenen auszumachen.
Ihre markante Brille und den herzigen Bibliothekarinnen-Chic hat sie ebenso abgelegt wie den juvenilen Blick auf die Liebe, der noch das kecke Erfolgsalbum "Girls" auszeichnete. Thematisch dreht sich alles nach wie vor um große und kleine Herzensangelegenheiten, die im Opener "Soldier" gar zum Kriegsschauplatz mutieren: "And so it goes this soldier knows / the battle with the heart is not easily won".
Der Liebe wohnt jedoch noch immer das Glück verheißende Versprechen inne, wie sie im fröhlich hüpfenden Ohrwurm und Titeltrack deutlich macht: "Happy ist the heart that still feels the pain / darkness drains and light will come again (…) Everybody wants to love / everybody wants to be loved".
Die Unbefangenheit ist aber einer nachdenklicheren Reflexion gewichen, die Erkenntnis der Fehlbarkeit der Liebe rückt ins Zentrum. An die Stelle liebenswerter Kauzigkeit und dem Mut zu Brüchen tritt eine elegante Oberfläche und die geschmeidige Produktion von Dan Romer.
Atmosphärisch weisen die Lieder einen Hang zur Melancholie auf, den die oft gesetzten, lieblichen Streicher-Arrangements untermauern. Ob sie ihr besinnlicheres Liedgut zur Akustischen ("Are We There Yet", "So Long"), zum Piano ("Sort Of", "The Chair", "Men Of Snow") oder zu einem angenehmen Synthie-Gerüst ("Incredible Love") intoniert, Michaelson hüllt den Hörer stets mit ihrem variablen Gesang, der häufig gedoppelten Stimme, sanft anhebenden Melodien und heiteren Refrains angenehm ein.
Bei aller Folgerichtigkeit ihrer musikalischen Entwicklung mag diese Platte ein Schritt nach vorne sein, zumal auf das solide Songmaterial Verlass ist. Gemessen an dem Vorgänger bleibt dennoch festzuhalten, dass "Everybody" eben jenen verspielten Charme vermissen lässt, mit dem Ingrid Michaelson den Hörer einst ganz lässig um den Finger wickeln und verzaubern konnte.
8 Kommentare
Muss man die kennen ???
schade wenn nicht
Allerdings.
@Trigger (« Dann muss ich sie wirklich nicht kennen »):
nö das musst du wirklich nicht wenns nicht dein geschmack ist. aber mal reinhören, damit du dir selbst ein bild machen kannst, und wenn du's nicht magst kannst du's getrost wieder vergessen
@Trigger (« Muss man die kennen ??? »):
hm habe ich mich gerade auch gefragt^^ die sieht auch irgendwie langweilig aus aber was ja nicht zwingend etwas über die quali der musik sagt
@soso! (« @Trigger (« Dann muss ich sie wirklich nicht kennen »):
nö das musst du wirklich nicht wenns nicht dein geschmack ist. aber mal reinhören, damit du dir selbst ein bild machen kannst, und wenn du's nicht magst kannst du's getrost wieder vergessen »):
Dafür gibt's ja YouTube