laut.de-Kritik
Wütend, kontrastreich und tight.
Review von Simon Langemann"Allez", auf gehts! Der Titel erscheint zunächst wenig einfallsreich, doch umschreibt er treffend den Idealismus und die Ausdauer, mit der die Irie Révoltés seit 2000 Alben produzieren, Konzerte spielen und sich darüber hinaus sozial und politisch engagieren.
Die Wut über Krieg, Rassismus und Homophobie ging den "fröhlichen Aufständischen" in den knapp drei Jahren, die "Mouvement Mondial" nun zurückliegt, jedenfalls nicht verloren. "Créer un changement", lautet weiterhin das hochgesteckte Ziel.
Mit "Allez" geht es den Heidelbergern einmal mehr um musikalische Erungenschaften und das Ausloten der eigenen Grenzen. Herkömmliche Offbeat-Tunes sucht man diesmal vergeblich. Vor allem gegenüber krachenden Punkriffs ("Tout Casser") zeigt der als Reggae/Ska-Band bekannt gewordene Neuner dagegen keine Berührungsängste mehr.
Ganz nach dem Motto: Um stilistische Eigenständigkeit muss sich ohnehin keiner Gedanken machen, der ein derart versiertes und charakteristisches Vokalisten-Team in einer Band vereint. Der Kontrast zwischen Mal Élevés kompromisslosen Toastings, Carlitos Soulgefühl und Silence' hier und da eingestreuten Deutschrap-Strophen nutzt sich auch auf Album Nummer vier nicht ab - und stellt nach wie vor den zentralen Reiz im Révoltés-Kosmos dar.
Das Hip Hop-lastige "Ensemble" vereint beispielsweise auf ganz typische Art und Weise alle drei MCs. Eher aus der Reihe tanzt in der Hinsicht der leicht verschrobene Dancehall-Track "Make Some Noise", der kongruent zur gleichnamigen Kampagne gegen Homophobie demonstriert.
Insgesamt scheint es, als hätten die Wahlberliner mit der Platte eine gewisse stilistische Konsequenz gefunden. Dafür fällt das ein oder andere Experiment unter den Tisch. "Allez" wirkt so zwar tighter und in sich geschlossen, teilweise aber auch gehetzter und weniger locker. Bedrückendes Storytelling ("Des Fois", 2010) oder ein ausladendes Roots-Arrangement samt Saxophonsolo ("Resistencia", 2006): Dafür haben die Révoltés diesmal keine Zeit.
Natürlich springt trotzdem wieder die ein oder andere Sommerhymne heraus. Im "Citoyen Du Monde"-Refrain klingt die Truppe gar wie die französischen Ska-P und gerade das sonnige "La Realité" mit seinem großartigen Chorus verdeutlicht: Positive Vibes stehen auch auf "Allez" ganz weit im Vordergrund.
5 Kommentare
Französisch kenn ich nur von heißen poolbitches die es gerade an mir performen allah WHUUUUUUT!
Ska-P franzoesisch...? Quoi?
Ska-P franzoesisch...? Quoi?
war am wochenende auf einem ihrer release-konzerte und muss sagen, dass diese band live einfach am besten funktioniert. finde das album leicht schwächer als das vorherige, muss aber vielleicht auch erst noch ein wenig wachsen. trotz allem 4 punkte von mir. lohnt meiner meinung nach aber nur für leute mit ausreichenden französischkenntnissen um die texte auch verstehen zu können.
15.10.13, Irie Révoltés rocken das Faust in Hannover.
Mit diesem Konzert haben mir Irie Révoltés mal wieder bewiesen, dass Sie es als so ziemlich einzige Band schaffen, völlig mühelos den Spagat zwischen politisch engagierten Texten und einer gigantisch mitreißenden und musikalisch pefekten Bühnenshow hinzubekommen.
Eine Band, die, wenn unsere bornierte Republik nicht lieber hohles Fischer und Berg-Geplappere hören würde, die größten Hallen füllen würden. Aber es ist vielleicht auch gut so, daß nicht. So war man wenigstens mit gleichgesinnten unter sich. Man kam sich eigentlich sowieso garnicht wie auf einem Konzert vor. Es war eher eine völlig abgefahrene Privatparty.
Kurzum von Beginn an Vollgas. Das Faust war für diesen Abend die größte Hüpfburg Hannovers. Und ausser ein paar Zivilfahndern hat wohl keiner ruhiggestanden. Für mich das beste Konzert des Jahres, und eines der besten in meiner Laufbahn überhaupt.
Wer diese Gruppe immer noch nicht kennt, sollte sich dringend Ihre CD´s verinnerlichen, das ganze mindestens mal zehn nehmen, dann hat er den Irie Révoltés Live-Faktor.
Mercí Irie
Nous allons continuer