laut.de-Kritik
Sonne, Sonne, die volle Dröhnung Sonne.
Review von Henrike MöllerSeine "Umarmt das Leben"-Attitüde hat inzwischen schon fast missionarischen Charakter angenommen. Jason Mraz lebt scheinbar in einer Welt, in der Medaillen auf wundersame Weise nur noch eine Seite haben, und die ist positiv. "Yes!" lautet daher auch der Name seines fünften Longplayers.
Selbst Songs, die inhaltlich ein bisschen Richtung "No" tendieren, werden früher oder später vom Gute-Laune-Zug überrollt. In "Out Of My Hands" beklagt Mraz zwar eigentlich ein Gefühl von Kontrollverlust und Ohnmacht; begleitet werden diese negativen Themen aber trotzdem von einem sonnigen und gemütlichen Flair. Vor dem inneren Auge sieht man fröhliche Leute auf einer Bierbank sitzen und in Volksmusik-Manier ausgelassen hin- und herschunkeln.
Der Rest der Songs bietet dementsprechend die doppelte Dröhnung an Positivität. Optimistische und lebensbejahende Melodien plus Texte: Wenn Zeilen wie "I know it's gonna be a good day / Hello, you beautiful thing" auf strahlenden Singer/Songwriter-Pop treffen, in Kitsch getränkter Rumba mit einem "No matter where we are going / as long as I am with you" versehen wird oder ruhige, seichte Akustikklänge zur Untermalung von Versen wie "My life is better because you are a part of it / ... / Thank you for all of your trust / Thank you for not giving up / Thank you for holding my hand" dienen, dann ist das für den nicht ganz so überschwänglich glücklichen Hörer schnell zu viel des Guten.
Ebenfalls langweilend wenn nicht sogar provozierend ist die Monothematik des Albums. Denn Grund für Mraz' Lebensfreude ist grundsätzlich seine Freundin oder – allgemeiner gefasst – die Liebe. Wer dachte, diese Angelegenheit sei auf der letzten Platte "Love Is A Four Letter Word" schon hinlänglich abgefrühstückt worden, sieht sich gehörig getäuscht. "Love is still the answer I'm relying on" heißt es im Track "3 Things", womit der Inhalt von "Yes!" im Grunde auch schon ausreichend beschrieben wäre.
Beim Song "Quiet" kommt kurz die Hoffnung auf, im Fokus der Erzählung könnte mal etwas anderes stehen: Mraz kritisiert darin die Hektik der Großstadt und den immerwährenden Lärmpegel. Doch zu früh gefreut, denn der Refrain lautet: "Everything goes quiet when it's you I'm with".
Dass Liebe eine mächtige Inspirationsquelle für kreatives Schaffen jeglicher Art darstellt, ist völlig legitim. Sie aber mit den immer gleichen abgedroschenen Floskeln auszudrücken, wird dem Konzept nicht gerecht. Mraz lebt für die Liebe, findet aber keine besonderen Worte oder kraftvollen Bilder, um sie zu artikulieren. Selbst die musikalischen Betten, die er unter seine freudigen Botschaften legt, sind weder sonderlich originell, noch empfindsam. Sein unbeschwerter Singer-/Songwriter-Pop geht einfach nicht tief genug.
2 Kommentare
Gefällt mir sehr gut. Zeigt Jason Mraz fast nur von der akustischen Seite.
Ein Mann, ein Song.