laut.de-Biographie
Joan As Police Woman
Hinter Joan As A Police Woman verbirgt sich die Wahl-New-Yorkerin Joan Wasser. Der Künstlername lässt sich zurückführen auf eine nachgesagte Ähnlichkeit mit der Schauspielerin Angie Dickinson. Die war Protagonistin der 70s-Krimiserie "Police Woman", in Deutschland unter dem Titel "Make-Up Und Pistolen" bekannt.
"Ich habe meine Musik als Punkrock-R'n'B bezeichnet, aber amerikanische Soulmusik trifft es besser. Meine Musik führt die Stile zusammen, die ich am meisten liebe - den Soul von Künstlern wie Al Green, Nina Simone und Isaac Hayes, und Post-Punk und New Wave von Bands wie The Smiths, The Grifters und Siouxie Sioux."
Das Licht der Welt erblickt Joan am 26. Juli 1970 in Biddeford in Maine, ihre Kindheit verbringt sie mit ihren Eltern und ihrem jüngeren Bruder Dan im Bundesstaat Connecticut. Bereits als Sechsjährige nimmt sie Pianounterricht, später erlernt sie zusätzlich das Violinenspiel. An der Boston University studiert sie bei dem namhaften Violinisten Yuri Mazurkevich und spielt im Boston University Symphony Orchestra.
Ihre ersten Banderfahrungen sammelt sie in den Rockbands Lotus Eaters, Hot Trix und den Dambuilders. Sie schreibt Songtexte, übernimmt erste Gesangs- und arrangiert Gitarrenparts. Die Auflösung der Dambuilders im Jahr 1997 ist auf mangelnde Kreativität, Unstimmigkeiten innerhalb der Band und das Bedürfnis der Mitglieder zurückzuführen, eigene musikalische Wege zu gehen.
Im Mai 1997 muss Joan den tragischen Tod ihres Freundes Jeff Buckley verkraften. Buckley widmete ihr den Song "Everybody Here Wants You", der sich auf dem posthum veröffentlichten Werk "Sketches For My Sweetheart The Drunk" befindet.
"Das Singen habe ich für mich erst entdeckt, als ich anfing, mich mit dem Gitarrespiel zu beschäftigen. So etwa um 1997. Ich habe nie gedacht, dass ich mal Sängerin werde, und es war auch nicht mein Ziel. Aber wenn man beginnt, sich mit einem Instrument zu beschäftigen, das einem neu und fremd ist, ist das gleichzeitig ein interessanter und kreativer Prozess. Außerdem gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen der Violine und der Gitarre: Die Violine funktioniert schon selbst wie eine Stimme; ich fing also plötzlich an, zur Gitarre zu singen. Es war ein sehr merkwürdiges Gefühl."
Sie partizipiert als Violinistin und Sängerin in der Kombo Those Bastard Souls, außerdem ist Joan an einer Aufnahme der Band Mind Science Of The Mind von Ex-Shudder To Think-Kopf Nathan Larson beteiligt. Darüber hinaus gründet sie gemeinsam mit den Bandmitgliedern von Jeff Buckley die Formation Black Beetle. Erstmals fungiert Joan als Frontfrau, die zudem für das Schreiben der Songs verantwortlich zeichnet. Ein Album wird eingespielt, aber nie veröffentlicht.
Nach der Auflösung von Black Beetle im Jahr 2002 rückt sie ihre Solo-Ambitionen in den Vordergrund, arbeitet aber nach wie vor für diverse Musiker wie Sheryl Crow, Dave Gahan, Lou Reed, Tanya Donelly, Elton John, Sparklehorse oder die Scissor Sisters.
Bereits 1999 kommt sie der Bitte Antony Hegartys nach, seiner Begleitband The Johnsons als Violinistin beizutreten. 2004 spielt sie im Ensemble von Rufus Wainwright und eröffnet dessen Konzerte, womit sie sich von ihrer Rolle als Gastmusikerin und Instrumentalistin endgültig löst und als Joan As Police Woman auf sich aufmerksam macht.
Als feste Bandpartner hat Joan Ben Perowsky (Drums), der für Größen wie John Cale, Roy Ayers, John Zorn oder die Lounge Lizards getrommelt hat, und Rainy Orteca (Bass, Vocals) um sich, die ihrerseits an Projekten von Lloyd Cole, Rufus Wainwright, Antony & The Johnsons oder Cat Power beteiligt gewesen ist.
Antony Hegarty revanchiert sich für ihre Dienste, indem er nun für den Song "I Defy" die Vocals beisteuert. Raffinierte Arrangements ranken sich um die vom Piano geführten Songs, denen Joan mit melancholischem Gesang ihre Tiefgründigkeit verleiht. Im Zuge des zweiten Albums "To Survive" intoniert sie gemeinsam mit Rufus Wainwright den Song "To America".
Die Zeit bis zu ihrem dritten regulärem Studioalbum "The Deep Field" überbrückt Joan Wasser mit einer Reise nach Äthiopien, um musikalisch dem von Damon Albarn ins Leben gerufenen "Africa Express"-Projekt beizuwohnen. Daneben spielt sie ein Album mit Coverversionen diverser Künstler ein, das aber nur bei Live-Auftritten oder über Reveal Records erhältlich ist.
Die vierte Studioplatte "The Classic" erscheint 2014 und betont die soulige Seite Joan Wassers. Sie arbeitet auf diesem Werk mit dem Drummer Parker Kindred zusammen, der sich für das rhythmische Fundament der meisten Tracks zuständig zeigt. Die Feuilletons und Musikmagazine rund um den Globus nehmen die Scheibe mit Wohlwollen auf.
"Let It Be You" von 2016, das in Kollaboration mit Benjamin Lazar Davis von Okkervil River entsteht, erhält demgegenüber durchschnittliche Kritiken. 2001 gründete sie zusammen mit dem Musiker, mit dem sie das starke Interesse an afrikanischer Kultur teilt, die Band.
Mit dem zerbrechlichen "Damned Devotion", auf dem sich Parker Kindred wieder einmal als Schlagzeuger beteiligt hat, kommt Anfang 2018 auf dem Markt. Joan Wasser hat längst den Beweis geführt, dass sie qualitativ an das Niveau ihrer großen Vorbilder Lou Reed und Elton John anschließt. Ihre lyrischen und songwriterischen Fähigkeiten hat sie über die Jahre perfektioniert. 2020 ehrt sie auf "Cover Two" weitere Songwriting-Helden wie Neil Young, Talk Talk oder Outkast, veröffentlicht eine Live-Platte namens "Joan As Police Woman Live", arbeitet mit den Gorillaz für den Track "Simplicity" sowie mit Afel Bocoum für dessen Scheibe "Lindé" zusammen und stellt ein gemeinsames Album mit Tony Allen und Dave Okumu fertig, das den Namen "The Solution Is Restless" trägt. Das erscheint im Herbst 2021, eineinhalb Jahre nach dem Tod Tony Allens.
Die Platte ist das Resultat einer gemeinsamen Studiosession der drei, die im November 2019 in Paris stattfand, und die Joan kurz nach Allens Tod in ihrem heimischen Studio in New York zu einem vollständigen Studioalbum verarbeitet, ergänzt um Text und Gesang. Auf der klingt die US-Amerikanerin gleichzeitig vertraut und doch auf erfrischende Weise anders als sonst.
An die polyrhythmische Basis dieses Albums knüpft 2024 die nächste Soloplatte "Lemons, Limes And Orchids" an. Der Fokus liegt jedoch mehr auf einre minimalistischen Instrumentierung und auf der kristallklaren Stimme Joan Wassers.
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