laut.de-Kritik
Tchibo-Musik, so variantenreich wie ein Stein.
Review von Sven KabelitzWer nicht weiß, was es mit DieLochis auf sich hat, wem AnnenMayKantereit zu selten Socken tragen und wem Shirin David zu oft die Frisur wechselt, der bekommt mit Joel Brandenstein nun den ganz eigenen Promi. Den Singer/Songwriter mit der Mütze. Den YouTube-Star für Elitepartner. Den Musiker für Akademiker und Singles mit Niveau.
Seinen eigenen Kanal eröffnete der Deutsch-Pop-Sänger aus Ratingen 2011. Sich selbst am Klavier begleitend, coverte er zunächst Stücke von Silbermond, Philipp Poisel und den Söhnen Mannheims. Im Eigenvertrieb veröffentlicht, schafften es seine selbstgeschriebenen Tracks "Diese Liebe" und "Grenzenlos" in die Top 20 der Single-Charts.
Mit Starwatch Entertainment, einem hundertprozentigen Tochterunternehmen der ProSiebenSat.1 Media SE, im Rücken erscheint nun sein Debüt "Emotionen". Das hat Joel aber offensichtlich vergessen. "War ich gerade bei Pro 7 zu sehen ?!", wundert er sich auf Facebook. So was aber auch.
Um möglichst unverfälscht zu klingen, presst Brandenstein seine ohne Nachklang ausgestattete Stimme kratzig zwischen den Stimmbändern hervor. Ein weit verbreiteter Irrglaube, Reibeisenstimme genannt, in dem Authentizität per Inszenierung entstehen soll. So was wie Hosenkäse vom Designer. Oder ein Iro aus der Hairlounge.
Kann sich bitte, bitte jemand erbarmen und Joel Brandenstein einen zweiten Songeinstieg schenken? Jedes der zwölf Lieder, zehn davon getragene Balladen, beginnt auf dieselbe Weise. Ein einsames, verhaltenes Klavier heuchelt Intimität. In den ganz wilden Momenten auf "Emotionen" übernimmt diese Rolle eine akustische Gitarre oder – vollkommen durchgeknallt – ein paar Streicher. Verrückt.
Nach einer kurzen Weile steigt Brandenstein zaghaft mit seinem Gesang ein. Dann folgen Drums und führen so letztendlich zum Refrain. Wenn es ganz kuschelig bleiben soll, bleibt das Schlagzeug weitestgehend aus. Die zwei schnelleren Nummern "Schwarzweiss" und "Graue Stadt" unterscheiden sich nicht im Aufbau oder Geschwindigkeit vom Rest, sondern wegen ihres leicht aufgepeppten Arrangements.
Joel bietet austauschbaren Dienstleistungs-Schlager mit nichtssagenden Gefühlsbausätzen, für die sich jeder Glückskeks zu schade wäre. "Wie ein glitzerndes Sandkorn am einsamen Strand / Versuch' ich, aufzufallen, und bleibe unerkannt" ("Anker"). Er wünscht sich eine "Zeitmaschine", sieht "am Himmel ein Farbenmeer". Er "will fliegen, weil Hoffnung" ihm "Flügel verleiht". "Nach jeder Ebbe kommt die Flut", denn "es wird alles wieder gut". "Du bist der Mensch, der für mich bestimmt ist" (lies: Halt die Fresse, du gehörst jetzt mir) singt er in "Willkommen".
Netterweise erhalten die einzelnen Stücke auf "Emotionen" jeweils einen Namen und eine Titelnummer, fein säuberlich von eins bis zwölf durchnummeriert. Sie sind die Wegweiser, die sicher durch diesen Einheitsbrei führen. Sonst bestünde die Gefahr, sich nachhaltig in diesem Album zu verlaufen.
Joel Brandensteins Tchibo-Musik verfügt über die Variationsmöglichkeiten eines Steins. Gab es nicht einmal eine Zeit, in der sich deutschsprachige Musiker wenigstens die Mühe gaben, so etwas ähnliches wie eine Geschichte zu erzählen? Songs mit einprägsamen Bilder einen Wiedererkennungswert zu geben? Der Mützenträger zählt, wie so viele andere Deutsch-Pop-Interpreten, zumindest nicht zu dieser Sorte.
11 Kommentare mit 9 Antworten
Scheint sich von Soolo aus dem selben Hause nicht großartig zu unterscheiden.
Der Singer/Songwriter mit Mütze von youtube?
Der Film ist doch im letzten Jahrzehnt schon mal an mir vorbeigezogen, hieß damals Jasper ... und der war auch schon überproduziert, litt auf offizieller Konserve unter chronisch allgemeingültigen Bandarrangements, die nach einem halben Album schon Verschleißerscheinungen aufwiesen, und einem unverantwortlich schnell nachgeschossenen Zweitling.
Finde ich aber gut, daß man das heute anscheinend alles besser machen will.
Gruß
Skywise
kabelschwitzscher standardveriss eines aufstrebenden deutschsprachigen künstlers. wers braucht
ich höre da mal auf sven und zücke ungehört die 1/5.
Wenn es weiblich wäre easy 1 Stern extra von SK.
Nö: http://www.laut.de/Tina-Guo/Alben/Game-On!…
Der Typ sieht aus wie ein metrosexeuller Mach One.
So variantenreich wie ein Stein.
Wie recht der Verfasser doch hat.
Es gibt viele unterschiedliche Steinarten. Steine gibt es in den unterschiedlichsten Farben und Größen. Ganz kleine Gesteinsstücke nennt man Sand, größere Gesteinsstücke nennt man z. B. Kiesel, Fels....
Viele Gesteine bestehen aus Mineralien (alleine davon gibt es über 4000)
Alles, was auf der Erde ist, und kein Lebewesen oder Pflanze ist, ist - mehr oder weniger - aus Gestein.
Edelsteine sind sehr begehrt, mit dem richtigen Schliff glitzern sie - sehr facettenreich, beliebt - und teuer.
Man mag über Musiker denken, was man möchte. Jedem das seine. Ich bin weder bei Elitepartner noch habe ich den Anspruch, dass ein Sänger mein Leben bereichern muss.
Ich möchte schöne Musik hören - und am besten sind die Liveacts noch gut.
Und das sind die Konzerte von Joel Brandenstein! Und wie. Mir ist egal, ob im Hintergrund eine Inszenierung stattfindet, der Kern des Musikers bleibt authentisch. Reibeisenstimme hin oder her. Mich hat er überzeugt.
Im Übrigen ist jede Musikrichtung eine Inszenierung und hat ihre typischen Standards, die sich immer wiederholen.
Und ich halte es bei der Musik wie beim Wein. Gefällt mir etwas, ist mir egal, was der Experte sagt. Soll er doch tausendmal sagen, dass der Wein im Abgang eine himbeerreiche Note und ein hervorragendes Bukett hat - wenn er mir net schmeckt, ist er scheiße. Also für mich.
Joel Brandenstein schmeckt mir. Meistens. Nicht immer. Aber er ist ein guter Musiker für mich!
Und bei Herrn Kabelitz kann man wohl nur sagen: Maria, ihm schmeckts nicht!!
Anderen aber schon. Und die sind deswegen nicht doof, minderbemittelt oder sonstwas
....Alles, was auf der Erde ist, und kein Lebewesen oder Pflanze ist, ist - mehr oder weniger - aus Gestein......
Wasser?
Scientologe wurde im Dschungel vom Panther gefressen.
@ boya
schöner gedanke, aber die ledrige sperma-piñata würde sogar der abgebrühteste aasfresser verweigern.
"ledrige sperma-piñata"
Respekt!
Also sorry, gehts noch? Wie kann man nur so einen Schwachsinn schreiben.
Finde die Musik von Brandenstein sehr schön. Nur weil man keinen Zugang zur Musik findet, muss man nicht gleich irgendeinen Mist schreiben.
Sie schreiben, dass es Musik für "Elitepartner" etc. pp. sei und dabei setzen Sie selbst ihre Meinung an erster Stelle, sehen also ihre Meinung auch als das Nonplusultra an. Das ist doch genau das Elitedenken, dass Sie dem Musiker vorwerfen. Bevor man andere bewertet, sollte man erstmal selbst wissen, wer man ist.