laut.de-Kritik
Streng genommen ist das hier perfekte Pop-Musik.
Review von Jakob Rondthaler"Und immer, wenn wir traurig waren/ Gingen wir zu dir nach Hause und da hörten wir die Smiths/ Manchmal auch the Cure oder New Order/ Aber größtenteils die Smiths", beschrieb Farin Urlaub in "Sumisu" den tristen Alltag aus Sicht eines Jugendlichen in den Achtzigern. Mitglieder von Karpatenhund waren damals zwar keine depressiven Teenager, sondern gerade einmal so auf der Welt – ihre musikalische Jugend könnte aber ähnlich geklungen haben.
Mit dem eher unschuldigen, oft gutgelaunten College-Pop und der teilweisen pubertär-rebellischen Haltung des Debüts hat "Der Name Dieser Band Ist Karpatenhund" nichts mehr zu tun. Vielmehr versuchen sich die Kölner in düster angehauchter Melancholie und schwerer, getragener Pop-Musik.
Der puristisch betitelte Opener "Anfang" eröffnet pathetisch das Album. Klare Klaviermelodien mischen sich mit düster umwobenen Sound-Sphären, Schlagzeug, Gitarre und Bass verbinden sich zu einem Rauschen, über dem Sängerin Claire Oelkers klingt wie Suzie Kerstgens mit Herbst-Depression.
Die erste Single "Wald" heißt nicht nur wie ein Cure-Song auf deutsch, sondern klingt stellenweise auch so: schnell-treibendes Schlagzeug-Spiel und ein finsterer Basslauf, auf den Glockenspiel und Synthesizer hübsche Melodien in Moll betten. Eher untypisch für die Ausflüge zum Dark- und New-Wave ist hingegen der Saxophon-Einsatz.
"Notfalls Werde Ich Für Immer Warten", ein im Kontext verhältnismäßig greifbares Stück, bohrt sich nach Intro mit Synthie-Melodie und straighter Strophe mit fast schon unverschämt eingängigem Refrain in den Kopf.
Fast ausnahmslos beweisen die Kölner ein Händchen für Songwriting, Arrangement und Produktion. Da scheint alles an der richtigen Stelle, kein Einwurf dürfte später, kein Break früher gesetzt sein. Darüber hinaus haben Karpatenhund ein Gespür für Melodien, die sie schön ins Gesamtbild integrieren. Streng genommen ist das hier also perfekte Pop-Musik.
Nicht jeder Song scheint unter dem Einsatz all dieser Qualitäten entstanden zu sein. Warum Karpatenhund mit "Ende" - dem konsequenten Pendant zu "Anfang" - nicht stilvoll die Klammer schließen, sondern stattdessen nach anderthalb Minuten Wald-Geräuschen noch "Top Ten Hit" nachschieben, bleibt ein Rätsel.
Angriffsfläche bieten auch Stimmung und Lyrik der Band. Im Kern bleiben die Aussagen stets lebensbejahend und optimistisch, was stellenweise nicht zur von der Musik geschaffenen Atmosphäre passt.
Trotz allem ist das schwierige Unterfangen, diese Art Gefühl in die deutsche Sprache zu übersetzen, keinesfalls gänzlich schief gegangen. Ohne Pseudo-Intellektualität, überambitionierten Wortwitz und Phrasen-Drescherei kommen Karpatenhund zumindest aus.
Fraglich bleibt, ob eine Band von einem Album zum nächsten nicht nur sich selbst, sondern auch die Sicht auf sich selbst ändern kann. Ob sie abschütteln kann, was ihr anhängt, um in der neu eingeschlagenen Richtung Fuß zu fassen. Noch kann niemand sagen, inwiefern Karpatenhund dieser Schritt gelingt. Nur eines ist sicher: verdient hätten sie es allemal.
17 Kommentare
hübsche sängerin
Endlich hat sie ihre eigenartige ponyfrisur aufgegeben!!
Drei Punkte?
Hmm ... Ich würde dem Album vier Punkte geben weil definitiv eine Steigerung im Vergleich zum Debüt erkennbar ist.
Für mich das bisher beste Deutschpop-Album des Jahres.
Sympathisch war mir die Band eigentlich noch nie, doch das könnte sich ändern...
Aufjedenfall ist das Album eine ziemlich positive Überraschung, find es mitleerweile doch ziemlich nett.
die drei ??? : kapartenhund
wohliger klassiker der anfangsphase
könnte sein, dass der name daher kommt
Yo, da habe ich auch schon immer auf ???-Anleihe getippt.