laut.de-Kritik

Stoff für den nächsten Kita-Rave.

Review von

Es ist Sommer 2025. Die Welt steht in Flammen, der Pop ist klinisch tot, TikTok spult seit Monaten dieselben vier Akkorde rückwärts ab – und dann, wie aus dem Nichts, schlägt ein Zuckerflash in der Spielwarenabteilung ein: "Das Blaue Album" der Schlümpfe.

Gleich der Opener "Der Schlumpfhausen-Sound" haut rein wie ein Überraschungsei mit Expansionsdrang. Da wurde offensichtlich tief in die Heliumflasche geschaut. Bass bis in die Mandeln, irgendwo zwischen Eurodance-Flashback, Happy Hardcore-Rausch und 'Was läuft eigentlich am Sonntagmorgen auf Super RTL?".

Die Frage nach der Zielgruppe bleibt dabei unbeantwortet – aber vielleicht ist das auch genau der Punkt. Der Song ist praktisch die Techno-Version von "Alles Nur Geklaut" mit einem blauen Twist: 'Wir schlumpfen Rock'n'Roll, Rave und Techno-Tracks!'. Altersfreigabe ab 5. Für alle, die ihre Kinder schon früh ans Nachtleben gewöhnen wollen: Jetzt oder nie.

"Traumberuf" (aka Leonys "Remedy") bietet dann textlich etwas mehr Zielgruppentreue. Klar, nobelpreisverdächtig ist das nicht – aber wenn man Autotune als künstlerischen Filter akzeptiert, kommt da fast so etwas wie Atmosphäre auf: Kindergarten-Pathos meets 4-on-the-floor.

Wer von Helene Fischers "Schau mal herein" noch nicht traumatisiert war, bekommt mit "Die Maus Macht Miau" das Cover, das keiner bestellt, aber alle verdient haben. Samt Bonus-Rätsel: Welches Tier macht welches Geräusch? Die Pointe kommt natürlich am Ende – denn die Maus macht gar nicht Miau! Auflösung inklusive, für die Unsicheren unter uns.

Spätestens hier wird klar: Dieses Album ist kein Kinderkram. Das ist Kita-Techno mit Punch, Trash-Pop mit Schlager-DNA. Und es knallt.
"Scherz Macht Bamm" bedient sich bei den Vengaboys ("Boom, Boom, Boom, Boom!!") – und kippt ordentlich Kalauer drauf. Funktioniert erstaunlich gut, ob im Kindergarten oder am Stammtisch.

Wem Pur schon immer suspekt war, wird in "Lila Schlumpfenland" das Grauen erfahren. "Komm mit ins Abenteuerland" auf Übelst-Pepp – klingt wie Dieter Bohlen auf einem Kindergeburtstag mit zu viel Capri-Sonne. Die Nationalhymne für ein wirklich seltsames Land.

"Wuff Wuff Schleck Wau Wau" verpasst dem abgehalfterten "Wellerman" das Hundekostüm seines Lebens. Mit Lyrics wie "Ja, ich weiß irgendwann, werd' ich süße Hundebabys haben" wird es fast schon existentialistisch. Geld? Ruhm? Nein danke. Hauptsache Hündchen.

Mit "Wenn Es Nacht Ist" liefern die Schlümpfe ihr Nina Chuba-Momentchen ab – mit pädagogischem Mehrwert. Monster unterm Bett? Kein Problem, solange man musikalisch stabil bleibt. "Weil Du Geburtstag Hast" könnte auch heißen: "Als hätten Daft Punk und Rolf Zuckowski ein Kind adoptiert und es auf Speed aufgezogen" – powered by SDP. Geburtstagsrap für die ganz Harten.

"Käse Käse Käse" ist – Überraschung – kein Käse. "Che La Luna" als hygienische Ermahnung: Wascht euch! Kommt charmanter als jede Seifenwerbung. "Ein Tag Im Zoo" ("Danza Kuduro", Don Omar feat. Lucenzo) mixt TikTok-Hypes mit Zirkusakrobatik – einmal durch den Glitzer-Mixer und fertig ist der Clubhit fürs Kinderzimmer.

Thematisch schwankt das Album irgendwo zwischen Cluburlaub, Waldpädagogik und der latenten Bedrohung durch Gargamel. Aber wer sich hier über Zielgruppen Gedanken macht, hat das Prinzip nicht verstanden. "Das Blaue Album" ist kein Album. Es ist ein Zustand. Ein akustisches Schleudertrauma zwischen Genie und Wahnsinn.

Trackliste

  1. 1. Der Schlumpfhausen-Sound
  2. 2. Traumberuf
  3. 3. Die Maus Macht Miau
  4. 4. Scherz Macht Bamm
  5. 5. Lila Schlumpfenland
  6. 6. Wuff Wuff Schleck Wau Wau
  7. 7. Wenn Es Nacht Ist
  8. 8. Weil Du Geburtstag Hast
  9. 9. Käse Käse Käse
  10. 10. Ein Tag Im Zoo

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13 Kommentare mit 13 Antworten

  • Vor 14 Stunden

    An die ersten beiden Alben kommen sie nicht mehr heran. Und ewig wird die Frage bleiben, was alles noch gekommen wäre, hätte Schlaubi damals NICHT überdosiert... :(

  • Vor 9 Stunden

    4 Sterne für Nervenzusammenbrüche von KindergärtnerInnen wegen hochgepitchter Finchmusik light, die Ballermänner in der musikalischen Früherziehung rekrutiert? Fickt euch

    • Vor einer Stunde

      Meh. Für den kleinen tragbaren bin ich irgendwann bei Bose hängengeblieben. Wohnzimmer(studio) und Terrasse regelt Argon Audio und zwar MÄCHTIG, poi.

      Für unterwegs oder um auch spontan mal paar Lines im Proberaum einzuprügeln kann ich jedoch weiterhin den kabelgebundenen Teufel MASSIVE Kopfhörer (gerade wieder reduziert auf hoffentlich allseits erschwingliche 79,99€ im TEUFEL Online Shop) uneingeschränkt empfehlen. Benutze ihn seit 11 Jahren und hab mir erst nach 7 Jahren (und etlichen Abstürzen im übertragenen sowie auch wörtlichen Sinne) ein erstes Ersatzmodell zugelegt. Ersatzaufsätze gibt es im TEUFEL Online Shop ebenfalls zu humanen Preisen, wenn nach 3-4 Jahren Dauernutzung im Alltag irgendwann das Kunstleder der alten abzublättern beginnt.

      FAZIT: Kauft TEUFEL (Kopfhörer), erwerbt TEUFEL (Kopfhörer)!

      (Den Geldkoffer bitte wie immer hinter der bereits bekannten Toilette dieser Autobahnraststätte kurz hinterm Grenzübergang verscharren, hm? Danke. :) )

    • Vor 55 Minuten

      Is ja gut, is gut jetzt :D

      Behalte den TEUFEL im Auge, seh es aber halt auch null ein, irgendwas neu anzuschaffen, was (annähernd) adäquat und funktionierend bereits vorhanden ist im Haus.

    • Vor einer Sekunde

      Das du jetzt auf TEUFEL komm raus sofort einen neuen erwerben musst, sagt ja auch keiner. Ein, zwei Tage Bedenkzeit sind da sicherlich legitim