laut.de-Kritik

Unwiderstehliche Momente einer langlebigen Band.

Review von

Das Septett Styx aus Chicago steht seit seiner Gründung als Fünfer-Team 1972 für Achtsamkeit, Fantasie und Dramaturgie an der Schnittstelle von Classic und Progressive Rock. Die beiden Gitarristen Tommy Shaw und James Young sind seit den Siebzigern dabei. Die aktuelle Besetzung arbeitet seit Phase vier der Gruppe, seit 1999, mit Unterbrechungen zusammen. Ein Kontrabassist/zweiter Bassgitarrist ergänzt dieses Mal das Ensemble, und der Producer ist schon auf den letzten beiden Alben als aktiver Spieler mit der Band verschmolzen. Beide Longplayer verzeichneten insbesondere in Deutschland wieder große Verkaufserfolge, obwohl der Bekanntheitsgrad der Band unterhalb dessen rangiert, was sonst so an Acts in den Album-Charts vertreten ist. "Circling From Above" enthält eine solide und nette A- und eine weit überdurchschnittliche B-Seite, und die Scheibe verzichtet auf Füll-Tracks oder Selbstzweck-Gegniedel.

Styx gehen mit sehr klaren Liedstrukturen vor und missachten somit die Standards ihres Genre-Umfelds im Prog zugunsten einer individuell angerührten Rezeptur. Deren Highlights gleichen einander kaum: "Blue Eyed Raven" rollt Eindrücke von der Liebe auf den ersten Blick auf Gypsy-Flamenco-Mandolinenspiel aus und ist ein Road-Movie in Liedform. Es geht um Malina, "this blue-eyed raven / she held the key to all this love I had been sending." Malina gehört zu einem fahrenden Volk und lädt den Verliebten ein, ihre Verwandtschaft nomadisch zu begleiten. Natürlich ist sie so unwiderstehlich wie die Melodie, und so kann der männliche Held des Songs nicht nein sagen. Hinsichtlich der Instrumentierung, Kunstpausen, Todd Suchermans Trommelwirbel und der vokalen Performance entfalten Styx eine außergewöhnliche Lieddramatik und -ästhetik, die schon jetzt zur Jahresmitte für die Top 50-Songs von 2025 qualifiziert.

Es gibt noch mehr sehr gute Stücke. "Everybody Raise A Glass" lässt einem stimmungsvollen Pub-Intro zunächst "Lady Madonna"-Rhythmik und dann die gestalterischen Kräfte des Electric Light Orchestra folgen. "The Things That You Said" punktet im Zuge Supertramp-artiger Synkopen mit einer ekstatischen Orgel-Einlage in der zweiten Minute des Tracks und bietet überhaupt ausgereifte Tastenarbeit von Lawrence Gowan und Producer Will Evankovich, die auch mit elektromechanischen Oldtimern das Werk bereichern. Daneben erklingen Streicher. Auch dieses Stück wandelt mit seinem gesamten Vibe auf den Spuren von Jeff Lynne. Und "Only You Can Decide" hat zwar textlich mit der vom Neoliberalismus längst vereinnahmten wie missbrauchten Formel 'Jeder ist seines Glückes Schmied' einen lyrisch ausnahmsweise eher schwachen Gehalt, dafür bringt die Musik das Gegensatz-Paar Pathos und Stringenz exzellent überein und macht das Ganze zu einer hervorragenden Rock-Ballade.

Dass nun nicht jedes Element derart hervorsticht, schmälert den Spaß an diesem Album nur unwesentlich. Denn auch die anderen Tunes wie das aufbrausende "It's Clear", das kernige "The Things That You Said", das galoppierende "King Of Love", das melodramatische "She Knows", die süßen Instrumental-Interludes "Ease Your Mind" und "Circling From Above" oder das verschrobene und rhythm'n'bluesig grundierte "We Lost The Wheel Again" lassen sich gut hören.

Trackliste

  1. 1. Circling From Above
  2. 2. Build And Destroy
  3. 3. Michigan
  4. 4. King Of Love
  5. 5. It's Clear
  6. 6. Forgive
  7. 7. Everybody Raise A Glass
  8. 8. Blue Eyed Raven
  9. 9. She Knows
  10. 10. Ease Your Mind
  11. 11. The Things That You Said
  12. 12. We Lost The Wheel Again
  13. 13. Only You Can Decide

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Styx – Circling From Above €17,98 €3,00 €20,99
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Styx – Styx, Neues Album 2025, Circling From Above, CD €34,90 Frei €37,90

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Styx

Vielchörig, balladesk, aus Chicago und in den 70ern sehr erfolgreich: So die Eckpunkte der Karriere von Styx. Die Band entsteht Ende der 60er Jahre, …

Noch keine Kommentare