laut.de-Kritik

Mit dem zarten Übermut der Jugend.

Review von

Es war ein schneller und scheinbar nicht sonderlich steiniger Weg für Kate Nash von der Vorstadt Londons an die Spitze der UK-Charts, die sie mit ihrem Debütalbum "Made Of Bricks" erklommen hat. Dass die 20-jährige Sängerin und Pianistin derzeit in aller Munde ist, hat sie der tatkräftigen Unterstützung Lily Allens zu verdanken, die sich von ihren Demoaufnahmen begeistert zeigte und sie auf ihrer MySpace-Seite populär machte.

Mit "Play" hat Nash einen verheißungsvollen, anzüglich schimmernden Anheizer am Start. Zum dynamischem Beat gesellt sich eine funkige E-Gitarre, garniert mit dem schmucken Groove der Hammondorgel. "I like to play/ I play all day in my room" sind die Worte, die sie immer wiederholend mit rhythmischem Sprechgesang vorträgt. Und das tut sie im weiteren Verlauf des Albums auch mit dem zarten Übermut der Adoleszenten.

Tanzbare Hits wie "Foundation" machen deutlich, warum die junge Dame ganz oben steht. Das Klavier und ein eingängiger Beat bilden den Rahmen für die textreiche Strophe, der ein ungemein ohrgängiger Refrain folgt.

Großartig auch das kecke Pianoriff in "Mouthwash", das ebenso von einer Regina Spektor stammen könnte. Textlich setzt Nash sich liebenswert - mit altersgemäßem Reflektionsvermögen - mit ihrem körperlichen und geistigen Wesen auseinander.

Das ganz sanft mit Fingerschnippen, Bass und laszivem Backgroundgemurmel arrangierte "Dickhead" ist ein Höhepunkt des Albums; vorausgesetzt, man steht im Kontext der Abrechnung mit dem Ex auf die pubertäre Metapher des "Schwanzkopfes". Im folkpoppigen "Birds" präsentiert Nash sich zur akustischen Gitarre, Lap Steel und Glockenspiel als klassische Songschreiberin, die sich gesanglich immer wieder als raffinierte Vocal-Acrobatin erweist.

Mit "We Get On" folgt eine schöne, gutlaunige Pianonummer mit 60s-Popappeal, die Klangfarbe der Stimme rückt hier in die Nähe der einer Björk. Der besinnliche Einstieg weicht in "Mariella" einer sich zuspitzenden Inszenierung, die sich in Tempo und Lautstärke ausdrückt und gegen Ende enervierend aus den Boxen dröhnt. "Darling, don' give me shit/ 'cause I know you're full of it" heißt es in der eigentlich hübschen Elektropopnummer "Shit Song". Über die lyrische Qualität solcher Zeilen zu urteilen, bleibt aber jedem selbst überlassen.

Der etwas deplaziert wirkenden R'n'B-Dancefloornummer "Pumpkin Soup" folgt mit "Skeleton Song" ein Track, der erneut eindrücklich die Fähigkeiten der Kate Nash offenbart. Über den kernigen Beat legt sich das hämmernde Klavierspiel, und sie hebt mit starker Stimme zu einer einnehmenden Melodie an; nur auf die süßlichen Streicherarrangements hätte man verzichten können.

Im balladesken, weich von der Gitarre untermaltem "Nicest Thing" thematisiert sie in trüben Farben überzeugend die unerwiderte Liebe. Das Album schließt mit einer famosen Piano-Hookline in "Merry Happy", dem die Nash auszeichnenden melodischen Sprechgesang und einem charmanten Do Da Do-Refrain ab.

"Made Of Bricks" bringt neben der ausdrucksstarken Stimme der Kate Nash alles mit, was ein Hitalbum braucht: Eingängige, lebensfrohe Melodien mit Lyrics, die vom gewöhnlichen Leben erzählen, verspielte und abwechslungsreiche Arrangements und eine massenkompatible Produktion von Paul Epworth, die sich geschmeidig am Popmainstream anlehnt, ohne Kate Nashs Individualität gänzlich zu unterlaufen. Mit diesem unbekümmerten Debüt hat Kate Nash fast alle Versprechen eingelöst.

Trackliste

  1. 1. Play
  2. 2. Foundations
  3. 3. Mouthwash
  4. 4. Dickhead
  5. 5. Birds
  6. 6. We Get On
  7. 7. Mariella
  8. 8. Shit Song
  9. 9. Pumpkin Soup
  10. 10. Skeleton Song
  11. 11. Nicest Thing
  12. 12. Merry Happy

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39 Kommentare mit 2 Antworten

  • Vor 17 Jahren

    Einfach ein geiles Album, die Mischung machts.
    etwas Björk, etwas Kate Bush und schon passt es. Endlich mal was meues , was aussergewöhnliches. Kein Wunder das es auf der Pole Position war in UK.
    Wir sind dankbar für neue Richtungen.
    Grandios , 5 von 5 Sterne !!!

  • Vor 17 Jahren

    ich fühl mich bei "we get on" auch teilweise ein wenig an björk erinnert.

    größtenteils kann ich die review nachvollziehen. allerdings hätte ich die lyrics noch stärker hervorgeboben, da ich ziemlich drauf stehe. :o z.b. bei "foundations" (ja, echt tanzbar :rayed: ) oder "we get on" (was eigentlich gar keine gutlaunige nummer ist). und mehr punkte hätte es von mir sowieso gegeben.

  • Vor 17 Jahren

    da is gottseidank null björk