laut.de-Kritik

Mit ätherischem Kammerpop für Liebe, Frieden und Freude.

Review von

Das amerikanische Quartett Lavender Diamond ist angetreten, um mit seinem ätherischen Kammerpop Frieden, Liebe und Freude zu verkünden. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als "pristine pocket synphonies", was als erster Anhaltspunkt sehr dienlich ist. Wäre ihr Debüt "Imagine Our Love" ein Tier, es würde als weißes Lamm glücklich über fruchtbare Wiesen hoppeln, keine Metzgeraxt belastete dieses Dasein.

Im Zentrum der zwölf Songs steht der eindringliche Gesang Becky Starks, deren Sopran sich mal flüsternd erhebt oder in tiefere Tonlagen abtaucht, dabei immer eine Unschuld und Sensibilität verströmt, dass ich unverzüglich an eine bessere Welt glaube. Ein Stimmvolumen, das sich zwischen dem der Joan Baez und Cerys Mathews von Catatonia bewegt. Umrahmt wird der Gesang weitgehend von einer Gitarre, Schlagzeug, Streichern, Cello und Klavier.

Das Schlagzeug und Klavierschläge leiten den Opener "Oh No" ein, es folgt ein hübscher zweistimmiger Harmoniegesang, dessen Refrain "When will I love again" in immer höhere Tonlagen aufsteigt. Im langsamen 4/4-Takt bahnt sich das mit Country-Anleihen versehene "Garden Rose" gelassen seinen Weg, umschmeichelt von einem perlenden Piano, einem weich gezupften Bass und sanften Streichern. Und wieder entzückt die Reinheit in der Stimme Becky Starks. Mit "Open Your Heart" folgt die flockig-poppige Single des Albums. "Where the streets are low, when you have to go, open your heart" singt sie zu fröhlichen Klavierakkorden; der lässige Oh Oh Oh-Refrain, begleitet von Handclaps, und luftige Streicher-Arrangements tragen dabei zur überaus positiven Stimmung bei.

Eine akustische Gitarre bildet die Basis für das folkige "Side Of The Lord", ein Cello und eine Oboe gesellen sich in "I'll Never Lie Again" dazu, das ein himmlisch anmutender Choral-Satz einrahmt. Immer schwingt ein Hauch eigenartig einnehmender Spiritualität mit, was sich auch in der Klaviernummer "Dance Until It's Tomorrow" fortführt, in der die Zartheit des Soprans sich in entrückte Sphären aufmacht. Ein ungewöhnlicher Tribal-Beat gibt den Rhythmus im liturgischen "Like An Arrow" vor, während das Liebeslied "My Shadow Is A Monday" wieder zur gelassenen Heiterkeit zurückfindet.

Ganz reizend ist das nur vom Piano und später von Bläsern begleitete "Bring Me A Song", das mit einer tollen Melodie die stimmliche Vielseitigkeit der Sängerin ausgezeichnet zur Geltung bringt. Ihren ganzen Optimismus wirft die Band dann in das flottere "Here Comes One", ehe sie in "Find A Way" wieder ganz leise Töne anschlägt. Das Album schließt ab mit "When You Wake For Certain", das ein lieblicher Ba Ba -Harmoniegesang einleitet und das mit esoterischem Gesang seinen Ausklang findet.

"Imagine Our Love" ist eine eigentümlich betörende Platte, mit der Lavender Diamond ganz unaufdringlich eine ätherische Stimmung in den Pop-Kontext transportieren. Die Klarheit der Arrangements entspricht der Schlichtheit der Texte, keine Brüche oder überraschenden Wendungen, die der musikalischen Erhabenheit zuwider laufen. Darin liegt aber auch die Ambivalenz des Albums. Es wirkt hin und wieder wie eine inszenierte Verklärung der Welt, obwohl jeder weiß, dass der Metzger irgendwann die Axt über dem unschuldigen Lamm schwingen wird.

Bis es aber soweit ist, haben Lavender Diamond mit Blumen im Haar ihre Picknickdecke zwischen Vashti Bunyan, Eleni Mandell und Jenny Lewis and The Watson Twins ausgebreitet und erwarten hoffnungsfroh ihr Karma, weil sie wissen, dass sie die Welt mit "Imagine Our Love" tatsächlich ein wenig schöner gestaltet haben.

Trackliste

  1. 1. Oh No
  2. 2. Garden Rose
  3. 3. Open Your Heart
  4. 4. Side Of The Lord
  5. 5. I'll Never Lie Again
  6. 6. Dance Until Tomorrow
  7. 7. Like An Arrow
  8. 8. My Shadow Is A Monday
  9. 9. Bring Me A Song
  10. 10. Here Comes One
  11. 11. Find A Way
  12. 12. When You Were For Certain

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LAUT.DE-PORTRÄT Lavender Diamond

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Als Vorband von The Decemberists waren diese Leute schwer zu ertragen.
    Die wirkten, als wären sie alle vollkommen stoned, die Sängerin beklatschte sich dauernd selber und hüpfte albern umher. Der Drummer hob dauernd den einen Arm so lächerlich hoch, als würde er die Fahne der Revolution emporrecken.
    Die Lieder wirkten sehr lieb, freundlich, einlullend - langweilig.
    Abwechslung war so gut wie nicht vorhanden, die Lieder ähnelten sich extrem.
    Zugute halten kann man den Leuten, dass sie anscheinend mit sehr viel Spaß bei der Sache waren, aber es hatte doch arg den Anschein, als hätte man die Leute gegen Ende der Flower-Power-Zeit eingefroren und jetzt wieder aufgetaut.