laut.de-Biographie
Leftovers
Wiener Schule. 2022. Krach! [KRAX]?
"Was ist geblieben, von der Schule
Die Jugend raucht, die Gsichter blass
Die Heisln saufen, auf der Straße
Die Wiener U-Bahn, ein Palast."
2022. Leftovers bringen ihr zweites Album raus. Ein Cut zum Ersten: Sie singen jetzt auf deutsch mit Dialekt, einer Punk-Version des Wiener Schmäh. Könnte niedlich klingen. Wäre da nicht die Musik. Ein Gemisch aus Punk, Grunge und ... genau, Krach. Und die Texte - so gut wie jeder Song als 'explicit' gekennzeichnet. Es geht um Scheidungskinder, Drogen, Kotze, Einsamkeit, Kater, unerwiderte Liebe, Angst, Kafka-Zitate und Einsamkeit, Einsamkeit, Einsamkeit. Beste Coming of Age Themen.
Alexander Waismayer (Gitarre, Gesang), Anna Grobauer (Bass, Gesang) und Leonid Sushon (Gitarre, Gesang) treffen sich irgendwann vor 2019 in Wien, unter anderem ganz unsexy über eine Musiklehrerin. Sie machen angeblich jazzige Musik, bis ihr Schlagzeuger Leon Eder dazu kommt. Zu viert nehmen sie sich die Alternative-Vorbilder der Generation ihrer Eltern (Pixies, Nirvana, Rage Against The Machine ...) vor und bauen daraus eigene Musik. Die erste EP mit dem wundervollen Namen "If I Had A Mood Ring It Would Be Black Fuck You Mom It's Not A Phase" erscheint 2019. Die Musik zeigt bereits den Weg, die Texte noch komplett auf Englisch, die Vorbilder nicht zu verkennen.
Die Arbeit am zweiten Album beginnt und die Welt hält den Atem an: Corona. Teenage Angst trifft auf reale Isolation. Leftovers haben Zeit und bemerken, "dass wir viel besser ausdrücken können, was wir denken, und dass Deutsch eine geile Sprache ist", wie sie dem Radiosender FM4 erklären. Dieser ist begeistert und nimmt die Songs der Band in die Rotation, die Hörer*innen wählen Leftovers 2023 gar zur Band des Jahres. 2023 sind sie außerdem direkt zweimal für den österreichischen Musikpreis Amadeus Award nominiert, den sie 2024 in der Kategorie 'Hard & Heavy' gewinnen. Sie gehen mit Wanda auf Tour und verkaufen die Wiener Arena aus, spielen in legendären Punk-Clubs wie dem Berliner SO36. Fast alle Gigs sind ausverkauft. Als i-Tüpfelchen covern sie für eine FM4-Session den Goldene Zitronen-Klassiker "Marmelade und Himbeereis" so eindringlich, dass er ihnen eine knappe Million Hörer (Stand 12/2024) auf Spotify beschert. Und der beweist: Sie können Krach, sie können Melodie, sie können Ballade. Das zeigen auch die folgenden Alben "Müde" (2023) und "Es Kann Sein Dass Alles Endet" (2024)
Man könnte jetzt denken: Die Musik gab es schon mal, die Inhalte haben wir auch schon mal gehört. Was ist es dann, das diese Band größer macht, als unendlich viele andere Mid-Zwanziger, die über die Bühnen des lokalen Jugendclubs nicht hinauskommen? Die Antwort ist so einfach wie schlecht greifbar: Es ist die Intensität, der Funke, das Herauskitzeln und Aufspüren eines Lebensgefühls, die Nähe, die ihre Songs herstellen. All das können Leftovers wahnsinnig gut in Musik und Text transportieren. Ihre Energie berührt die Hörer*innen.
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