laut.de-Kritik

Sehnsucht, Melancholie und mythische Verklärtheit.

Review von

Lange hat es gedauert, ehe Loreena McKennit wieder einmal neues Material unters Volk bringt. 1997 schlug sie das "Book Of Secrets" auf und las den Hörern manch schön klingende Geschichte vor. Dass nach dem überaus gelungenen Live-Album "Live In Paris And Toronto", das man durchaus als adäquaten Ersatz für eine schnöde Best Of ansehen kann, nicht alsbald ein neuer Tonträger das Licht der Welt erblickte, hatte ganz sicher mit ihrer privaten Situation zu tun.

Die Verarbeitung des tragischen Todes eines Lebenspartners kann auf die unterschiedlichste Weise vonstatten gehen. Der eine wirft sich geradezu in die Arbeit und sucht in der Musik die Absolution vom Schmerz. Nicht so McKennit, die sich auf ausgedehnte Reisen begab, fremde Länder entdeckte, Freundschaften schloss und als Geschenk die Musik entfernter Orte mitnahm. Das Ergebnis dieser Reise findet sich auf "An Ancient Muse" wieder.

Das relativ kurze Intro "Incantation" deutet es bereits an: Loreena McKennit bewegt sich trotz der Sinneseindrücke fremder Länder in ihrem altbekannten musikalischen Kosmos. Stimmlich präsent und stark wie eh und je klingen ihre Beschwörungsformeln. Schon fast erwartbar übernimmt in "The Gates Of Istanbul" nach einer kurzen Oud-Einleitung der typisch schleppende McKennit-Beat das Szepter. Lediglich die Instrumentierung klingt ein wenig farbenreicher, ansonst könnte dieser Track auch auf fast jedem ihrer früheren Alben vertreten sein.

Hier liegt auch die Crux im Bezug auf "An Ancient Muse". Loreena produziert zwar alles andere als gewöhnliche Musik, Album Nummer sieben wartet jedoch nicht mit überragenden Kompositionen auf. Mit den verwendeten Zutaten zaubert sie ein schönes, für ihre Verhältnisse jedoch relativ unspannendes Album hervor. Dies kommt einer künstlerischen Stagnation auf hohem Niveau gleich. Die Kanadierin versteht es sehr wohl, Stimmungen zu transportieren. Sehnsucht, Melancholie und mythische Verklärtheit in ihren Songstrukturen nahmen und nehmen einen nicht unerheblichen Anteil ihres Sounds ein. Deshalb eignen sich ihre Alben auch hervorragend dafür, das Licht runter zu dimmen und sich ihrer Musik zu ergeben. Da macht "An Ancient Muse" keine Ausnahme.

Nur wollen die Tracks nicht so zünden wie zum Beipiel "The Mummers Dance" oder ihr wohl bekanntester Song "The Bonny Swans". "Caravanserai" reicht zwar mit Abstrichen knapp an die Magie dieser Überkompositionen heran, erreicht sie letztendlich aber nicht ganz. Im Verlauf des Albums drängt sich der Verdacht auf, McKennitt variiere nur noch ihre bislang so erfolgsversprechenden Rezepte. Rhythmik und Instrumentierung - selbst wenn sie hier ab und zu alternative neue Klangerzeuger verwendet - tönen altbekannt, vertraut, mitunter jedoch etwas zu voraussehbar.

Trackliste

  1. 1. Incantation
  2. 2. The Gates Of Istanbul
  3. 3. Caravanserai
  4. 4. The English Ladye And The Knight
  5. 5. Kecharitomene
  6. 6. Penelope's Song
  7. 7. Sacred Shabbat
  8. 8. Beneath A Phrygian Sky
  9. 9. Never-Ending Road (Amhrán Duit)

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15 Kommentare, davon 3 auf Unterseiten

  • Vor 17 Jahren

    Zu allerst möchte ich an dieser Stelle einmal betonen, dass ich auf kaum ein Album so gewartet habe, wie auf dieses. Und ich bin sehr angetan. Auf einer High End Anlage klingen die Produktionen nach wie vor wie von einem anderen Stern, Loreenas Stimme lässt die sprichwörtliche Gänsehaut aufkommen. Da die Messlatte aufgrund der bisherigen Alben sehr hoch liegt, war auch hier die Erwartungshaltung mehr als hoch. Wie ich finde sind die ersten beiden Tracks noch zum warm werden, aber spätestens ab dem 3. Track erreicht die Platte das Niveau der Vorgänger. Besonders Track Nr. 4 hats mir besonders angetan. Alles in Allem ein absolutes MUST HAVE! 5 Punkte

  • Vor 17 Jahren

    @moonchild1967 (« Wie ich finde sind die ersten beiden Tracks noch zum warm werden, aber spätestens ab dem 3. Track erreicht die Platte das Niveau der Vorgänger. »):

    Ehrlich gesagt finde ich gerade das ausgesprochen schwach.
    Ich hab' mir die Alben in chronologischer Reihenfolge zugelegt und war bei jeder einzelnen Scheibe begeistert davon, wie stark sich diese Frau von Album zu Album weiterentwickelt hat. Auf jedem neuen Album fand ich neue Elemente, neue Strukturen, neue Instrumente, neue Ideen. Selbst das Live-Album war noch eine Steigerung zu "Book Of Secrets". Jedes dieser Alben hat seine Qualitäten.
    "An Ancient Muse" ist in meinen Augen und Ohren ein eindeutiger Rückschritt, bei dem ich mich frage, ob er wirklich nötig gewesen wäre. Das meiste davon habe ich auf früheren Alben von ihr schonmal gehört, und häufig sogar besser. Da hatten selbst die Sachen aus der zweiten Reihe noch genug Stil, um überzeugen zu können. Diese Klasse fehlt mir auf "Muse", und wenn ich mir überlege, daß dies das Ergebnis von zehn Jahren Kreativpause gewesen ist, frage ich mich ernsthaft, ob nicht weitere zehn Jahre Pause noch ein wenig besser gewesen wären.
    nun gut, das aktuelle Live-Album kenne ich (noch) nicht; das wollte ich mir vom Weihnachtsgeld gönnen. Und ich hoffe, daß es mir zumindest ein bißchen Hoffnung für die Zukunft macht.

    Gruß
    Skywise

  • Vor 17 Jahren

    tokyo oder toronto, hauptsache australien! :hoho:

    verstehe, was du meinst, aber das, was du "belebendes element" nennst, finde ich eher störend. die kontraste fallen in meinen ohren - vorsicht, ich habs erst einmal gehört - nervig auf. auch der gesang gerät mir ne spur zu hysterisch.

  • Vor 17 Jahren

    Lass das Werk noch die eine oder andere Runde drehen.
    Wenn dann die gleiche gefühlte Lage bei dir vorherrscht, liegts wohl an etwas unterschiedlicher Wahrnehmung zwischen uns beiden.
    Was aber auch wiederum einen gewissen Reiz beim "Babbeln" ausmacht, wäre ja schier nicht auszuhalten, wenn man sich unisono in den gleichen Lobeshymnen ergehen würde. ;)

  • Vor 17 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.