laut.de-Kritik
Nach der Reise ist vor der Reise.
Review von Giuliano BenassiNach sieben Jahren als Background-Sängerin für Razorlight, Auftritten mit Bombay Bicycle Club sowie Noah And The Whale und zwei Alben unter eigenem Namen war bei der in London ansässigen Singer/Songwriterin ein bisschen die Luft raus. Trotz guter Reviews war der Vertrag bei Columbia ausgelaufen. Was nun?
Erstaunt über den Zuspruch, den sie aus Südamerika erhalten hatte, obwohl ihre Alben dort nicht veröffentlicht worden waren, versuchte sie eine Tour auf die Beine zu stellen. Die Konzertagentur winkte ab – zu kompliziert und unsicher -, also nahm sie es schließlich selbst in die Hand: Sie kündigte auf den einschlägigen sozialen Medien an, dass sie überall dort spielen würde, wo sich jemand um Veranstaltungsort, Transport und Unterkunft kümmerte.
Im Frühjahr 2016 stieg sie also in den Flieger gen Südwesten und bereiste in zwei Monaten Ecuador, Peru, Chile, Argentinien, Uruguay, Paraguay, Brasilien und Mexiko. Neben einem erstaunlich kleinen Rucksack und ihrer Gitarre packte sie Ehemann William Morris mit ein, der praktischerweise Tourmanager ist und unterwegs auch filmte. Der nette Kurzstreifen mit dem Titel "Something's Changing" ist auf YouTube und, in besserer Qualität, auf Vevo verfügbar und liefert, neben vielen Tränen der Freude und Rührung, auch die Erkenntnis, dass es nichts Besseres gibt, als mit dem Rucksack unterwegs zu sein. Es sei die schönste Zeit ihres Lebens gewesen, gibt Rose zu.
Wieder in England, hatte sie neues Selbstvertrauen geschöpft und genügend Material beisammen, um ihr drittes Album in Angriff zu nehmen. Auf lateinamerikanische Klänge verzichtet sie weitgehend, aber natürlich haben ihre Erfahrungen eine Spur hinterlassen.
Ihre Akustikgitarre und zarte Stimme sind geblieben, diesmal gibt sie aber mehr Stoff als auf ihren vorigen Werken. Auch dank der Beteiligung der drei Schwestern von The Staves, dazu Elena Tonra von Daughter, Marcus Hamblett von Bear's Den und Emma Gatrill von Matthew And The Atlas. Um die Produktion kümmerte sich Tim Bidwell in seinem Studio in Brighton, der auch Bassisten Ben Daniels und Schlagzeuger Chris Boot stellte. Dazu gesellen sich Klavier, Streicher, Bläser.
Nach dem kurzen und zarten "Intro" wartet "Is This Called Home" mit orchestralen Klängen und zwischendrin fast schon tanzbaren Rhythmen auf. Ist Rose bei "Strangest Of Ways" etwa Paul Simons "The Rhythm Of the Saints" über den Weg gelaufen? In "Second Chance" flirtet sie mit Jazz, in "No Good At All" mit gängigem Charts-Soul. Am Natürlichsten klingen jedoch die einfach gehaltenen Momente, etwa "Floral Dresses", in denen die Staves zu Roses Gitarre und hoher, ruhiger Stimme einfühlsamen Hintergrundgesang liefern.
Was ist nun das Geheimnis dieser Sängerin, die um die Welt reist, um ihre Fans zu treffen und bei ihren Familien zu übernachten? Ihre Texte beziehen sich durchgehend auf sich selbst und ihre Innenwelt, verraten Unsicherheiten und Selbstzweifel, doch bietet Rose mit ihrer klaren Stimme und dem Verzicht auf klangliche Kanten ein Happy End. Es ist OK, melancholisch zu sein, aber es wird schon wieder, so ihre Botschaft. "And I feel like this is the first day / Of a brand new life in which I'm thirsty for / An honest life where I can love myself / For who I am, who I am", singt sie in "Second Chance".
Die Aufnahmen waren in nur 17 Arbeitstagen im Kasten. Kein Wunder, denn Rose war Anfang 2017 bereits wieder unterwegs, erst in Argentinien, Chile und Mexiko, dann in Indien und Großbritannien. Im Spätsommer folgen Japan, die Philippinen, Singapur, Malaysia, Vietnam und Thailand, danach geht es nach Europa inklusive Köln, Berlin und Hamburg. Der Herbst führt sie nach USA und Kanada, anschließend kreuz und quer durch Großbritannien und Irland.
Damit noch nicht genug: Kurz nach der Veröffentlichung dieses Albums startete sie auf ihrer Webseite die nächste Fan-Initiative mit dem Titel "Play My Hometown": "However small your town is, anywhere in the world, if enough of you vote, I promise in 2018 I will come there!". Die Reise dürfte sie wieder weit weg von London führen: Anfang August stand Kucing in Malaysia an erster Stelle, gefolgt von der brasilianischen Metropole São Paulo.
1 Kommentar
Man sollte soweit seine Hausaufgaben machen, dass man wissen sollte das Rose ihr zweiter Vorname und nicht ihr Nachname ist.. aber was will man erwarten