laut.de-Kritik
Das grenzt stellenweise schon an Satire.
Review von Frieder HaagLX hat es eilig. Der Hamburger lässt auf seinem Solodebüt "Inhale/Exhale" nichts anbrennen und hält sich 17 Tracks lang wenig mit Kleinigkeiten wie Abwechslung auf. Die Charaktere der 187 Strassenbande sind nun mal verteilt, LX ist der mit der tiefen Stimme und den großen Batzen. Was soll er da auch machen, es ist seine Rolle.
"Bubblegum OG (Intro)" gerät entsprechend weniger zum Intro als zur Skizze der kommenden 17 Tracks. Diese pendeln irgendwo zwischen Drill, Trap und Dancehall, mal mehr, mal weniger gelungen. Es gibt zwar keinen gemeinsamen Track, trotzdem würde jeder Titel auf einem 187-Release Platz finden. Ein kohärentes Thema, woran sich Bonez zumindest versuchte, fehlt genau so wie irgendeine Innovation.
"Bout That Time" sticht aus der Masse hervor, sind hier doch verschiedene Phänomene zu beobachten. Zuallererst machen die Cuts mit "Someone" von SWV und Puff Daddy direkt Lust, das LX-Album beiseite zu legen und das Original zu hören. Dann klingt Bonez MC als hätte er was im Mund, um neben LX noch böser zu wirken. Schließlich schießt Volo mit seiner Gringo-Imitation den Vogel ab. Dass auf diesem Album wirklich jeder Featuregast versucht, noch tiefer zu rappen, grenzt schon an Satire.
"Inhale/Exhale" setzt auf die immer gleichen Geschichten auf den immer gleichen Beats mit den immer gleichen Features. Ich bin mittlerweile einfach nur noch unglaublich gelangweilt von dieser Musik, auch wenn zum Beispiel das Gzuz-Feature "Kollektiv" für sich genommen ein solider Track ist. "Enemies" erinnert mit seinem Pseudo-Tiefgang hingegen an Instagram-Bios von 14-jährigen Teenagern. Früher waren wir Freunde, heute sind wir es nicht mehr, es ist alles sehr tragisch.
Was mich trotz aller Abneigung gegen das dargestellte Welt- und Musikbild freut: Mit Rasty Kilo holt sich LX einen italienischen Rapper auf "Pesola", mit Malik Montana einen polnischen auf "Kryptophon". Dass Montana in Polen nicht gerade durch sein fortschrittliches Frauenbild auffällt - es wundert mich nicht. Auf einer nicht-inhaltlichen Ebene machen die beiden Songs mit ihren groben 808-Slides und der sprachlichen Abwechslung durchaus Spaß.
Der Drill-Sound stellt sowieso eines der wenigen Highlights von "Inhale/Exhale" dar. Jambeatz, DeeVoe und Dio Mudara (unter anderen) basteln ordentliche Beats, alle nicht arg inspiriert, aber auch nicht öde. Den Abschluss bildet "Hamburg 98", das - so suggeriert das Piano - irgendwie gefühlig sein soll. Deutschraps Poptitanen Beatzarre und Djorkaeff drehen ein wenig am Hall und schon wird der ganze Käse, der 44 Minuten erzählt wurde, als unabdingbar logischer Lebensentwurf verkauft. Gast Bozza kann trotz natürlich bedeutungsschwangerer Stimme nicht darüber hinwegtäuschen, dass in Zeilen wie "Ganz egal, wie oft der Regen fällt, Gott sei Dank sind meine Schuhe bequem" nicht besonders viel steckt.
Bestimmt haben die Rapper von 187 das Album mal gemeinsam gehört und sich dabei auf die Schulter geklopft. LX schafft es jedoch nicht, irgend etwas abseits des schon hundertmal gehörten Sounds einfließen zu lassen. Damit geht er als Künstler völlig unter und schmälert den Genuss für alle, die nicht unmittelbar am Projekt beteiligt waren.
5 Kommentare mit 7 Antworten
Werde Album nicht hören, das ganze 187-Ding ist m.E. überover. Mochte LX früher auf einigen Tracks (z.B. "Compton"), aber das hier braucht eigentlich niemand.
Wer bei der Bande tatsächlich die tiefste Stimme hat, zeigt dann ja wohl sa4 (eh bester der ganzen Bande) auf Track 16.
Ungehört 1/5. 187 schon immer hinterletzte Müllmenschen-Bande.
Merkwürdig nur, dass es ausgerechnet dem Müllmann nicht gefällt.
Recht hat er aber. Musik für Idioten, von Takt 1 an.
Craze spricht wahr.
joonaasss eins-acht-sieeböööönnnnn
Nasum hat das 1998 besser gemacht
Ich finde viele der Straßenrapkritiken von laut.de sehr (ab-)wertend, tendenziös und unsachlich geschrieben. Gerne würde ich mal über die Qualität der MusikkritikerInnen von laut.de eine Kritik schreiben.
Es scheint mir, was hier nicht argumentativ ausgedrückt werden kann, wird ersetzt durch Abwertung und ins Lächerliche stellen.
Lese bereits seit Jahren Kritiken von euch und habe es selten gesehen, dass mal jemand über diese nörgelige Zeigefinger Kritik hinausgewachsen wäre und eine Idee von musikalischer Sachlichkeit vermittelt hätte.
1/5 Punkten an Frieder Haag
og keemo und syllabil spill bekommen idR immer gute bewertungen.
LX/Maxwell haben für obststand zb damals 4/5 bekommen. selbst high&hungrig 2 hat 4/5 bekommen. wolke 7 hat 2018 auch 4/5 bekommen. sogar fucking palmen aus plastik hat 4/5 bekommen.
aber ja 187 2013-2018 hat bessere bewertungen bekommen als 187 seit 1 bis 2 jahren.
also werden hier deutschsprachige strassenrapper aus prinzip schlechter bewertet oder nutzt sich da vllt was ab?
Guter Punkt! Bloß geht es mir nicht so sehr darum, ob der Kritiker die Alben nun weniger gut bewertet oder sie ihm nicht gefallen. Manche Argumente sind auch nachvollziehbar. Ich meine eher die Art und Weise wie das geschieht, eben nicht sachlich, sondern zynisch, abwertend und belustigend. Find ich einfach whack.
Gefällt ihm nicht? schreib eine kritik, ist sein job, aber wieso so persönlich?
Verstehe gar nicht wie man sowas veröffentlichen kann und hab es speziell bei laut.de schon zig mal in der form gelesen.
mir geht es also weder per sé um 187 noch um das album von LX
Ich finde die Kritik ganz schlecht und nicht ernst zunehmend..der Kritker wirkt so unneutral, als ob er von vorne rein schon mit hate da ran geht.
Das Album ist meiner Meinung nach sehr stark,
sehr verschiedene variable Beat styles und wirkt zeitlos!
Die Beats sind Fett, sehr nice Flows und Reimketten von LX, perfekt zum "Pumpen". Inhaltlich ist es sich treu geblieben, dafür feiert man die Jungs doch ein stück weit doch auch.
8 von 10 Punkte!