laut.de-Kritik
Altes Blut neu aufgekocht - Top!
Review von Kai ButterweckWenn eine Band seit fast vierzig Jahren ihre Kreise im Business zieht, dann gibt es wahrlich so einiges zu erzählen. Mitunter am zeitintensivsten dürfte ein Ereignis-Rückblick der Südstaaten-Rocker von Lynyrd Skynyrd ausfallen. "Die Band hat Tragödien und Schwierigkeiten durchgemacht, die für zehn Combos gereicht hätten", heißt es in der Presseinfo zum neuen Studioalbum. Und fürwahr: Es grenzt schon fast an ein Wunder, dass sich noch kein Hollywood-Regisseur an der mit Hochs und Tiefs nur so vollgestopften Biografie der Southern-Legende vergangen hat.
Die Mitglieder, die in punkto Erzählungen mit Abstand am weitesten ausholen könnten heißen Rickey Medlock Gary Rossington. Während Medlock bereits Anfang der Siebziger die Schießbude von Lynyrd Skynyrd bearbeitete, ehe er im Jahr 1996 den Posten an der Gitarre übernahm, zupft Rossington den Sechssaiter bereits seit Gründung der Band. Auch Sänger Johnny Van Zant könnte ordentlich aus dem Nähkästchen plaudern. Der Frontmann ist ebenfalls schon seit Ewigkeiten am Start. Und so ist es auch kaum verwunderlich, dass genau dieses Trio auf dem gefühlten hundertsten Album der Band weitestgehend den Ton angibt.
Da ist zum einen Van Zants markantes Whiskey-Organ, das auch anno 2012 noch jeden Branchen-Neuling spielend leicht an die Wand trällert. Ebenso beeindruckend präsentiert sich das Gitarrespiel der Herren Medlock und Rossington, das im Verbund mit den ausgereiften Fertigkeiten von Gitarrist Nummer drei, Mark "Sparky" Matejka, immer wieder zu Hochform aufläuft.
Auch der Rest der neunköpfigen Bande lässt an den anderen Instrumenten nichts anbrennen, und so klingen galoppierende Rocker ("Last Of A Dyin' Breed", "Good Teacher"), massentaugliche Hymnen ("One Day At A Time", "Ready To Fly") und Basisorientiertes wie "Mississippi Blood" oder "Start Livin' Life Again" wie aus einem Guss und lassen jedes Oldschool-Herz höher schlagen.
Auch die Relevanz-Polizei dürfte dank der satten und detailverliebten Produktion durch Sound-Regisseur Brian Marlotte nichts zu mäkeln haben, denn selten wurden in den vergangenen Jahren antiquierte Strukturen dermaßen zeitgemäß aufbereitet wie auf diesem Album.
6 Kommentare
Nach wie vor top, die Band. Auch wenn sie sich politisch oft etwas mißverständlich ausdrückte. Ihr Southern-Blues-Folk ist handwerklich und im Songwriting so perfekt, daß er direkt ins Ohr geht!
DIE KONFÖDERIERTEN
Lynyrd Skynyrd haben schon etliche gute "Evergreens" hervorgebracht. allerdings aus der ursprungsphase in den 70-gern. nach dem flugzeugabsturz haben sie sich erst wieder ca 90 sozusagen als "lynyrd skynyrd coverband" zusammengefunden.
bauchschwerzen bereiten mir immer ihr südstaaten ambiente. die konföderierten flagge aus dem amerikanischen bürgerkrieg ist immer in allen dimensionen mit dabei.
ob mir die neue cd gefällt, kann ich erst sagen, wenn ich die texte studiert habe. schade, dass die nicht in "deutsch" singen !
ZWISCHENBERICHT
Musikalisch sehr überzeugend (siehe rezi), erstaunlich nach dem unausgegorenen "God Guns" von 2009. Ohne künstliche beigaben wie im bubble-tea.
es eröffnen sich "weite verandablicke im abendlicht" - selbst wenn ich auf dem engen balkon sitze und meine bierflasche bei jedem schlückchen am wäscheständer einfädelt.
So, nun an die Texte.
Mal anhören
also der Titeltrack geht ja schon mal wirklich schön voran.
Hätt ich von den alten Herren gar nicht so erwartet...
stimmige lyrics im titelsong.