M83 - " Dead Cities, Red Seas And Lost Ghosts"

Kinder liegen im Schnee abseits eines Autobahnzubringers. Regungslos. Vielleicht tot? Obwohl, Kinder machen so etwas gerne mal in der kalten Jahreszeit. Aber warum liegen sie da? Kalter Sanostol-Entzug? Verstopfung? Oder vielleicht von Papi aus dem Van gekickt? Möglicherweise haben sie auch nur eine Überdosis M83 in der Birne. Weggeflasht.

Wie Papi - völlig verblasen von den Klängen, die da den Autolautsprechern entfleuchten - der sich irrlichternd zu dieser Kurzschlusshandlung hinreißen ließ und nun in der Toilette einer Autobahnraststätte Klostein-Scrabble spielt und irgendwas von fremden Galaxien faselt? Okay, lassen wir das, bevor der Gaul völlig mit mir durchgeht.

Zur Sache: M83, das sind Anthony Gonzalez und Nicolas Fromageau. Mit ihrer zweiten Platte scheinen sie sich als Meister der ewigen Fläche und des grenzenlosen Empfindens verewigen zu wollen. Opulent in den elektronischen Arrangements aus epischen Streichern und berührenden Melodien versuchen sie sich an einer Art Ambient-Giganterie, die bisweilen vor Melodramatik nur so strotzt. Ebenso wenig fehlt die nötige Prise Gedöns aus Kitsch und Pathos.

Auch sakralen Elementen sind M83 nicht abgeneigt. Solange damit Emotionen ausgelöst werden können, solls Recht sein. Das ist ihr Ding. Manipulation von Gemütsregungen. Ihr Schwelgerlein kommet. Oder großes Gefühlskino, um an dieser Stelle mal wieder eine dämliche Phrase zu dreschen.

Jedoch, der Versuch von Gonzalez und Fromageau, modern und melancholisch zu klingen, stellt zugleich ein nicht ungefährliches Lavieren dar: einerseits nicht zu sehr in klischeebeladene Untiefen abzudriften, andererseits nicht gestelzt daherkommen. Ein Ansinnen, das dem Duo nicht immer überzeugend gelingen möchte.

M83 zieht es in den Raum, den sie mit ihrem Sound ausfüllen wollen, nur wirkt dieser auf Dauer, zumindest für meinen Geschmack, langatmig und anstrengend. Für Anhänger ausgedehnter Gefühlswallungen sowie körperlicher Eruptionen sicherlich eine empfehlenswerte Platte.