laut.de-Kritik
Back to the fucking roots.
Review von Michael EdeleDarf man Machine Head eigentlich noch gut finden? Die Umstände, unter denen Grandmaster Robb sein gesamtes Personal einbüßte, sind zumindest mir noch in unschöner Erinnerung, und die letzten Scheiben der Truppe wie "Bloodstone & Diamonds" noch "Catharsis" fand ich über die komplette Distanz auch nur bedingt überzeugend.
Mit entsprechend gedämpften Erwartungen ging ich an "Of Kingdom And Crown" heran. Tatsächlich braucht das Album den ein oder anderen Durchlauf, bis sich die ersten Hooks im Unterbewusstsein festsetzen, bis die Riffs und Strukturen zünden und man - zumindest ich - über die vereinzelten Emo-Momente hinweg hören kann.
"Slaughter The Martyr" steigt mit einem der besagten Emo-Momente ein, macht dann aber nach knapp drei Minuten eine Kehrtwende und lässt die Gitarrenmacht von der Leine. Dass zu der mittlerweile auch Decapitated-Klampfer Vogg gehört, dürfte bei den Aufnahmen nur bedingt eine Rolle gespielt haben. Der Song kommt mit über zehn Minuten über die Ziellinie und beinhaltet schon alles, was es auf dem Rest des Albums noch zu hören gibt: Massive Riffs, fette Grooves, hymnische Momente und abwechslungsreichen Gesang.
Zu diesem dürfte Basser Jared MacEachern auch immer wieder einige Beiträge leisten, der bei seiner alten Band Sanctity seinerzeit schon überzeugt hat. Wo genau der Mann den Gesang übernehmen darf, lässt sich nur schwer bestimmen. Ich vermute aber, dass vor allem in Sachen Klargesang einiges auf seine Kappe geht.
Danach gibt es erst mal ordentlichen Thrash auf die Fresse. "Choke On The Ashes Of Your Hate" dreht einem die Frisur schon ordentlich auf links. Da sieht man auf Dauer auch über die weitgehend sinnlosen Soli weg. Das im Refrain sehr hymnische "Become The Firestorm" zieht das Tempo noch weiter an, Drummer Matt Alston zieht hier vom Blastbeat bis zum doomigen Grooven alle Register. Hier zeigen die beiden Klampfer, dass es in Sachen Soli auch anders - sprich besser - geht.
Auf hymnisch folgt mystisch. "My Hands Are Empty" steigert sich langsam über die Strophe zu einem massiven Monolith, der im Refrain die interessanten Melodien des Intros wieder aufgreift. Live ist das natürlich der perfekte Part für das Publikum, der sich ins endlose ausweiten lässt. Die stark an Maiden erinnernden Leads zwischenrein schaden auch nicht.
"Unhallowed" dient wohl ein wenig zum Luft holen und hat auf seine ruhige Art durchaus ebenfalls seine Momente. Dennoch hätte man die Nummer nicht auf sechseinhalb Minuten aufblasen müssen, auch wenn mir der zügige Exodus-Part hinten raus persönlich ganz gut gefällt.
Das recht einfach gestrickte "Kill The Enemies" macht schon wieder ordentlich Appetit, aber der kommende Publikumsliebling dürfte wohl ganz klar mit "No Gods, No Masters" durch die Boxen röhren. Fette Riffs, griffige Melodien und eine fast schon perfekte Gelegenheit zum Mitshouten im Chorus. Was will man mehr?
Eventuell noch ein fettes Brett hinterher? Kannste haben. "Bloodshot" gibt ebenfalls straight auf die Nuss, und das fett im Midtempo groovende "Rotten" macht ebenfalls wenig bis gar nichts falsch. Das kann man auch vom eher ruhigen "Arrows In Words From The Sky" nicht unbedingt behaupten, doch zeigen sich Machine Head hier wieder von einer moderneren Seite, die nach dem ganzen Old School-Geprügel erst wieder wirken muss.
Auf CD hat mich Robb Flynn mit seiner neuen Truppe ziemlich überzeugt. Ob ich mir die Jungs auf der Co-Headliner-Tour mit Amon Amarth auch live zu Gemüte führe, überlege ich mir noch.
7 Kommentare mit 4 Antworten
"Emo-Momente"
Habe ich das letzte Mal 2012 rum so gelesen, musste auch innerlich leicht cringen.
Edeles Vokabular war, ist und wird immer extrem limitiert bleiben. Mit "Emo" hat das alles jedenfalls nix zu tun.
Nur mal kurz die hier angezeigten Lieder durchgeskippt und das hört sich teilweise 1:1 an, wie das, was MH schon auf Through the Ashes of Empires fabriziert haben. Noch nen Aufguss davon braucht niemand.
No Gold, just old.
Ja, leider.
Seit "The Blackening" nach meinem Hörverständnis ihr bestes Album. Was natürlich keine besondere Leistung ist. Der Rest des Albums aber um Meilen besser als die Vorab-Tracks.
Die Drums wurden nicht von Matt Alston sondern Navene Koperweis eingespielt.
Die gibt es immer noch? Anfang der 2000er fand ich die mal ganz gut.
Muss ja 2022 nicht alles bullsh** sein, was in den 2000 mal geil war.