laut.de-Kritik
Das haben Metallica, Radiohead und Nina Simone nicht verdient.
Review von Artur SchulzWie wäre es zum Album-Einstieg mit einer kleinen Songtiteländerung gewesen? Here Comes The Pain Again? Dann wäre man vielleicht vorbereitet gewesen für ein Coveralbum voll ärgerlicher Ausschussware. Doch der Anfang gebührt natürlich dem bekannten Eurythmics-Heuler "Here Comes The Rain Again", nicht einmal einer der stärksten Songs des 80er Duos.
Schon hier fügt die Gray dem Bekannten keinerlei Innovation hinzu. Schlimmer noch: ziellos und zuckrig umherwabernde Synthies schleppen sich müde über zeitlupenhafte Beats. Bei allen Göttern, in welche Nichtigkeitspop-Hölle ist die Künstlerin hier bloß gelandet?
Mit der Vergewaltigung von Radioheads untadeligem "Creep" setzt sich der Schrecken nahtlos fort. Ganz im Hintergrund verbergen sich verschämt die Drums, die erneut von zentnerweise Keyboards zugeschmiert werden. Eine verzerrte Gitarre erledigt ihren Job lieblos und wie anästhesiert.
Macys Gesangseinlagen passen sich der allgemein vorherrschenden Schläfrigkeit an. Auf "Smoke Two Joints" bemüht sie sich zwar um einen kratzigen Unterton in der Stimme, doch die schlagerhaft eingespielten Reggaebeats geben wirklicher Schmutzigkeit gar keine Chance. My Chemical Romance, Nina Simone, Arcade Fire, Metallica - ein erkennbares Stilkonzept ist nicht erkennbar. Die Liste der Originale wirkt eher so, als habe da jemand vom Fußboden der Musik-Historie wahllos einen Haufen zusammengekehrt.
Das ganze Versagen lässt sich schließlich beispielhaft an "Nothing Else Matters" festmachen. Kastrierte Drums und kraftlos umherirrende Peter Kraus-Gitarren stürzen die packende Metallica-Ballade in ein Nirwana sämigen Easy Listenings. "Love Lockdown / Buck", eine Art zusammengesampelte Version zweier Titel von Kanye West und Nina Simone, karikiert die Inbrunst wahrhaftiger Soulmusik. Der Arcade Fire-Aufruf "Wake Up" bewirkt in Grays Version das Gegenteil.
Als wäre dies nicht genug, platziert die Sängerin zwischen den Songs seltsame Auflockerungen in Form von Collagen mit Gästen wie Nicole Scherzinger oder MC Lyte, die komplett deplatziert wirken.
Macy Gray verfügt zwar über eine aussdrucksstarke Stimme mit hohem Wiedererkennungswert, mit vorliegender Song-Hommage "Covered" hat sie sich aber in jeglicher Hinsicht verzockt. Herausgerissen aus ihrem ursprünglichen Umfeld serviert sie erbärmliche Neu-Interpretationen, die an keiner Stelle das von ihr bekannte Niveau erreichen. Das letzte Album von 2010 betitelte Gray "The Sellout" - doch der wahre künstlerische Ausverkauf findet hier statt.
8 Kommentare
Nothing Else Matters zu covern ist für jeden Künstler das ultimative Armutszeugnis. Der Song ist so dermaßen augelutscht und durchgeleiert, ich ertrage da kaum mehr noch das (eigentlich ja gute) Original. Das darf sich höchstens noch eine verpickelte Schülerband aus 16-jährigen erlauben. Angesichts all der tausenden Songs von unbekannten Künstlern, denen man durch so eine Scheibe huldigen und ihrem verdienten Erfolg etwas näher bringen könnte, macht mich so eine Coverwahl regelrecht wütend.
Regards,
Wayne
Props für das Smoke Two Joints-Cover
aber eigentlich ist ihre Ohrenkrebs-Stimme echt nur auf wenigen Tracks zu ertragen...da muss einfach alles passen.
Dann doch lieber Shatner's Major Tom,
da gibts cover version die was taugen
Wie man ein tolles Coveralbum machen kann zeigen die Counting Crows!
"Sail" von Awolnation ist ein Volltreffer. Der Rest sehr grausam.
Also dass sie sich für MCR´s Teenagers entscheiden hat zeigt wenigstens, dass sie auch Lieder covert, die nicht so bekannt sind und eine Herausforderung. Dennoch verpüre ich nicht den Drang mir dieses Cover auch anzuhören.