laut.de-Kritik
Große Melodien und ausgeklügelte Arrangements.
Review von Toni HennigVor vier Jahren fuhren Manchester Orchestra auf "A Black Mile To The Surface" die krachigen Gitarren-Momente zugunsten folkigerer Klänge etwas zurück. Noch reflektierter, aber nicht weniger mitreißend geht es nun auf "The Million Masks Of God" zur Sache.
Zunächst knüpft jedoch "Inaudible" musikalisch an den Vorgänger an, wenn das Stück schleppend voranschreitet, nur um in einem hochemotionalen Finale zu münden, das umarmender kaum sein könnte. In "Angel Of Death", das mit dem gleichnamigen Slayer-Song rein gar nichts zu tun hat, gesellen sich im Anschluss durch das trippige Schlagzeug und dem äußerst griffigen Refrain poppige Momente hinzu, aber immer songdienlich und in wohldosierten Mengen, so dass die Band nicht Gefahr läuft, dem Mainstream zu verfallen. "Keel Timing" erinnert von der Gitarrenarbeit stark an U2 und orientiert sich mehr an den dynamischeren Momenten des Vorgängers, ebenso wie das rauschhafte "Bed Head", das über eine grandiose Hook verfügt, die man nicht mehr so schnell aus dem Kopf bekommt.
"Annie" fällt dagegen mit melancholischen Saitenklängen, polyrhythmischem Drum-Spiel, sphärischen Synthies und tragischem Gesang Andy Hulls tieftraurig aus. Das von sparsamen Akustikgitarrentönen durchzogene "Telepath" leitet schließlich in die folkigere Phase des Albums über. Die erweist sich glücklicherweise nicht als ganz so seicht wie auf dem Vorgänger. "Let It Storm" klingt zwar am Anfang wie Ed Sheeran, entführt aber danach mit komplexer Schlagzeug-Arbeit, geisterhaften Keyboards und fuzziger Gitarre in deutlich majestätischere Gefilde.
"Dinosaur" mutet wie ein brüchiges Kartenhaus an, das gegen Ende mit einer krachigen Gitarrenpassage und überschlagendem Gesang in seine Einzelteile zerlegt wird. Bei aller Nachdenklichkeit, die jedoch zur schweren Thematik der Platte hervorragend passt, geht es doch um Tod und Vergänglichkeit, aber auch um das Dasein, bewahren sich die US-Amerikaner ihre Ecken und Kanten. Nur "Way Back" gerät durch das besänftigende Timbre Hulls und die lieblichen Klampfen-Akkorde etwas zu schnarchig.
Dafür entschädigt das abschließende "The Internet". Das bewegt sich zu Beginn mit ambienten Klavier-Klängen ebenso in ruhigen Gewässern, um später in ein kraftvolles Gitarrensolo überzugehen, dem sich eine ergreifenden Gesangspassage anschließt. Ein großartiger Abschluss für ein Album, das eine spürbar gereifte Band zeigt, die zwischen Überschwang und Leid, rockigen und folkigen Sounds, hart und zart eine ausgewogene Balance gefunden hat. Zudem geizen Manchester Orchestra wieder einmal nicht mit großen Melodien und ausgeklügelten Arrangements.
6 Kommentare
einfach toll!
Bin gespannt, ob das Album an die Qualität des Vorgängers, mit seinen großen und kleinen Melodien, sowie der Dynamik zwischen laut und leise, anknüpfen kann.
Da höre ich auch mal rein. Jemand hatte mir schon ein Video von dem geschickt.
Das fand ich gut. Schöne Stimme, angenehme Melanchlie .
Da höre ich auch mal rein. Jemand hatte mir schon ein Video von dem geschickt.
Das fand ich gut. Schöne Stimme, angenehme Melanchlie .
Gutes Albung.
Mittlerweile reingehört - kommt leider definitiv nicht an die Eindringlichkeit des Vorgängers heran. Setzt auch keine neuen Akzente, sondern wiederholt das Rezept des Vorgängers, nur zahmer und etwas weniger Abwechslungsreich.