laut.de-Kritik

Der Gitarrist von Soulfly gleicht einem ausbrechenden Vulkan.

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Mit geripptem Unterhemd, Holzfällershirt, bravem Gesichtsausdruck und lässig über die Schultern gelegtem Arbeitsgerät vermittelt Marc Rizzo den Eindruck, als käme er nach Feierabend für eine Jam-Session in der Garage eines Kumpels vorbei. Ein bodenständiger Blues-Musiker, vielleicht?

Weit gefehlt. Die Akustikklänge spanischen Ursprungs zu Beginn des Openers zeigen, dass hier ein Technikbegeisterter am Werk ist. Die Erinnerung an den Komponisten Joaquín Rodrigo zerfetzt nach etwas mehr als einer Minute ein wahres Soundgewitter aus Bohrhammer-Schlagzeug, einpeitschendem Bass und einer E-Gitarre mit Brutalosound.

Rizzo spielt seine Tonleitern so schnell, dass man fälschlicherweise meinen könnte, die Spuren seien nach der Aufnahme beschleunigt worden. Ob klassische Elemente oder Tapping, das an Van Halens "Eruption" erinnert – der US-Amerikaner gleicht einem ausbrechenden Vulkan. Das Stück endet erst nach knapp neun Minuten. Nicht, weil die Ideen ausgehen, sondern weil das nächste ansteht.

"Ascension" zeugt davon, dass Rizzo in seinen Bildungsjahren viel Yngwie Malmsteen gehört haben muss. Doch während sich der schwedische Gitarrist allzu oft wiederholt hat und den zweifelhaften Ruf eines wenig gefühlvollen Technikers genießt, bringt sein Nachfahre originelle Elemente ein, ohne gekünstelt zu wirken. Das brettharte Riff zu Beginn unterstreicht er mit einer Flamenco-Einlage, "Sinceramente" ist gar ein ganz akustisches Stück, das zwar so schnell gespielt ist, dass wohl niemand dazu tanzen kann, das aber dennoch stimmungsvoll wirkt.

Ein weiterer wohltuender Unterschied zu Malmsteen: Rizzo setzt weder Keyboard noch Sänger ein. Bass und Schlagzeug, mehr benötigt er nicht. In dieser Hinsicht erinnern er und seine Begleiter an die Jimi Hendrix Experience, zumal das Zusammenspiel wie aus einem Guss klingt. Dennoch: In "The Riddle Of Steel" hat der Schwede eindeutig seine Spuren hinterlassen.

"Mamasita" ist wieder ein gänzlich akustisches Flamenco-Stück, "Angelina's Song" weist Gemeinsamkeiten mit Francisco Tárregas klassischer Komposition "Recuerdos de L'Alhambra" vor. Ein letzter Höhepunkt, bevor das Album mit zwei gesungenen, beziehungsweise gerülpsten Stücken zu Ende geht. Auch nicht wirklich schlecht, aber sie passen nicht in ein instrumentales Album.

Nach den Exzessen der 80er Jahre schien der Shred Metal mehr oder weniger ausgestorben, im Sinne, dass sich kaum noch jemand an Altmeister wie Steve Vai oder Joe Satriani herantraute. Doch Marc Rizzo haucht mit seinem Debüt "Colossal Myopia" (2006) und dem vorliegenden Zweitwerk dem Genre wieder Leben ein. Wie es ihm zeitlich gelingt, bei der Tourschedule von Soulfly und der Reunion der Cavalera-Brüder auch noch seine Solokarriere voranzutreiben, bleibt ein Rätsel. Jedenfalls ist "The Ultimate Devotion" alles andere als ein Feierabendalbum.

Trackliste

  1. 1. The Ultimate Devotion
  2. 2. Asconsion
  3. 3. Sinceramente
  4. 4. The Riddle Of Steel
  5. 5. Skankin To The Shred
  6. 6. Mamasita
  7. 7. Trentinarra
  8. 8. Angelina's Song
  9. 9. Lived And Learned
  10. 10. All For Nothing

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