laut.de-Kritik
"Du willst Krieg? Ich geb' dir Krieg mit allen Extras!"
Review von Dominik Lippe"Aus Wasiem wurd' Massiv. Aus Massiv wurd' Lativ." Das Spiel mit den Rollen lag dem Sohn Pirmasens' schon immer. 2018 erklärte er im Hinblick auf seine brachiale Künstlerpersona: "Ich fahre nicht wirklich mit dem Panzer durch Wedding. Es ist etwas, bei dem ich ausbrechen, aus mir rausgehen und meine Wut herauslassen kann." Entsprechend naheliegend erschien da ein zweites Standbein in der Schauspielerei. Nach drei Staffeln endete vor einigen Monaten Massivs Engagement als Latif Hamady bei "4 Blocks". Mit leicht veränderter Schreibweise knüpft "Lativ" nun daran an.
"Jetzt kommt der Betonmischer!", schallt Massivs Stimme durch den eröffnenden Song. Noch immer kredenzt er überlebensgroße Bilder als seine bevorzugte Spezialität. Dazu steuert Tengobeatz die angemessen wuchtigen Produktionen bei, die er hier um dramatische Chöre ergänzt. Zur Standortbestimmung distanziert sich der Rapper von gleich zwei Generationen. Sowohl über die vorherige Hip Hop-Generation, die noch immer friedlich und grasaffin das Splash! besucht, als auch über den besitzgierigen Nachwuchs mit Hang zu flüssigen Partydrogen äußert er sein Missfallen.
Von jungen Rappern fordert er ohnehin mehr Anerkennung für sich ein: "Wäre ich nicht gewesen, wärst du heute nicht hier: Respektlose Gold-Rapper, respektlose Newcomer." In "Löwenherz 2" führt er noch einmal durch die eigene Biografie. Lebensklug wie ernüchternd fällt der Blick des Wahlberliners auf die Musikindustrie aus: "Ich hab' Brüder in dem Game, aber keiner ist mein Freund." Mit dem nostalgischen Instrumental, das an "Zur Erinnerung" aus seinem Kollaboprojekt "Horrkore Mixtape Teil 1" mit Basstard angelehnt ist, schließt er die Klammer zur seinen Anfängen.
Eine Rolle, die ihm seit jeher gut zu Gesicht steht, ist die des großen Bruders mit überdimensionalen Schultern: "Es ist nur wichtig, dass du weißt: Ich umarme dich und lass dich hier niemals allein’." Mit "Niemals Allein" stellt Massiv auch unter Beweis, religiöse Werte im bestmöglichen Sinne verinnerlicht zu haben ("Liebe jeden, der dich hasst."). Frei von falschen Vorstellungen über Männlichkeit traut sich der Rapper damit an eine feierliche Kopf-Hoch-Hymne zu Synthie-Sounds. Dennoch bilden die kitschigen Songs nach wie vor die Wackelkandidaten auf seinen Werken.
"Bruderherz" und "Malika" setzen auf eine arg klischeebeladene Klavierbegleitung. Zwar ruft der sympathische Koloss ein putziges Bild seiner Tochter hervor ("Wie du morgens an der Kante deines Bettes sitzt mit dei'm wunderschönen, zauberhaften, reinen Blick"), doch mitunter verliert er sich bei der Charakterisierung auch in Stereotypen à la "Prinzessin" oder "Stern". Zudem bleibt die Frage, ob er eine Ode an das eigene Kind nicht in einen anderen Kontext stellen sollte, statt auf einem nach einer fiktiven Figur benannten Album mit martialischem Artwork.
Mit dem Titelsong findet er in die eigentliche Spur zurück: "Wer kommt nachts aus dem Wald und schleppt 'n Büffel auf'm Kreuz? Lativ!" Massivs überzogene Verse eröffnen immer wieder Raum für Humor, etwa wenn er den Selbstversorger zum harten Hund stilisiert: "Wer zieht mit'm Kutter Thunfische aus'm Meer? Sag mir, wer brutzelt sich 'n Fisch auf'n Herd?" "Salam Aleikum" lässt mit seiner brachialen Produktion die Ereignisse überschlagen. "Du willst Krieg? Ich geb' dir Krieg mit allen Extras", prescht der Chef voran und lässt erstmals Haftbefehl auf seinen Schützling Ramo treffen.
Gleich vier Parts steuert der erste Künstler von Qualität'er Music auf "Lativ" bei. Die stimmliche Nähe Ramos zum Offenbacher Stadtpatron könnte sich bei aller Bewunderung für den Verbrannte-Zungen-Flow noch zum Problem auswachsen. Dennoch scheint Massiv ihn auserwählt zu haben, seinen Straßenrap-Staffelstab zu übernehmen. Und wenn der Protegé zu pathetischen Streichern sein "Nike Shirt" überwirft, könnte sich zumindest für ihn der Weg "Vom Bordstein Bis Zur Skyline" erfüllen: "Jeder will zum Wolkenkratzer hoch, doch landet ohne Perspektive auf dem Bordstein."
7 Kommentare mit 15 Antworten
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Wie kann dieses Album hier drei Sterne bekommen? Die Beats sind unterirdisch. Die Texte noch schlimmer. Was gehtn hier ab?
Ja, schön, aber habt ihr schon das neue Jay Electronica Album gehört? Alles unter 5 Sternen wäre gelogen! Und Jay Z hat schon lange nicht mehr so gut geflowt!
naja... hab mal reingehört... ziemlich langweilig
Ok. Geschmäcker sind verschieden, dann nenn doch mal ein Beispiel für ein Album, welches dich in letzter Zeit richtig geflasht hat! So rein Interessehalber!
Der war doch einer dieser Stan's, die beim Eminem Album so säuerlich auf Kritik reagiert haben
Und bei Haftbefehl behauptet, der hätte keinen Flow. Hat also nichts mit Geschmack zu tun
eminem war gut ja... und hafti hatte bei seinem neuen track wirklich keinen flow... alles tatsachen kann ich ja auch nix für
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vollkommen falsch... bin schon auch kritisch... und du bist halt nur verbittert
Wenn du kritisch wärst, würdest du das Eminem Album nicht feiern. Du bist einfach ein Stan, gib es zu und dann lösch Dich!
hör es dir halt erst mal an du lurch... schon das intro zieht dir die socken aus
Habe es gehört und für Müll befunden, Stan!
Arbeitest du eigentlich auch mal?
Ja.
Er ist hier der Abteilungsleiter der Hiebe.
Stabiles Album. 3 Sterne gehen klar.
Mich würde ja die meinung von el massivo zu diesem werk sehr interessieren!
sorry bruder ich habe schon gedacht meine expertis ist gefragt auch hier aber ihr seit nich die einzige die ich muss bediene album ist sehr krass texte auf nieveua von goethe und beats könnte sein von motzart
ich bin nicht so grosser fan von massiv aber dieses album ist 5 von 5 das sagen alle
Brudi spricht wahr.
Agrip! Agrip! Brrring mirrr ein Stück Brrrot!