laut.de-Kritik
Die Metal-Urgesteine besinnen sich auf ihre Wurzeln.
Review von Alexander Cordas"Warum nicht gleich so?" möchte man den vier Herren entgegen schmettern. Aber nein, sie mussten ja unbedingt auch noch in schraddelige und strunzlangweilige Gefilde abdriften, ehe sich Metallica nach 20 Jahren und den beiden musikalischen Bausparverträgen "Load " und "ReLoad" endlich wieder auf ihre alten Stärken besinnen.
Nichts gegen das schwarze Album, aber wer Metallica sagt, meint auch Geschwindigkeit. Das letzte Lebenszeichen in dieser Richtung kam eben vor zwei Dekaden mit "... And Justice For All" um die Ecke.
Der Einstieg in 75 Minuten "Death Magnetic" mit eingespieltem Herzklopfen führt die körperlichen Symptome beim gemeinen Metallica-Fan akustisch fort. Nicht wenige werden mit zitternden Händen, fahrigen Bewegungen und wummernder Blutpumpe den Silberling in den Player schieben und gespannt der Dinge harren, die auf den Hörer einstürzen.
Hammetts Soli sind - Gott sei es tausendfach gedankt - zurück, und das Riffing lehnt sich ganz stark an die Prä-Load-Phase an. Alles in Butter also? Zum größten Teil.
Aggressivität verbinden Hetfield und Co. endlich wieder mit dem verstärkten Einsatz des Gaspedals. Das bekommt auch dem Opener "That Was Just Your Life" ganz gut, wenn die Band nach anderthalb Minuten dem Affen Zucker gibt. Nach sieben Minuten ist der Spuk vorbei. Der gewichtige Unterschied zum Vorgänger lässt sich exemplarisch bereits an diesem Song ausmachen. Trotz instrumentaler Wiederkäuerei kommt diesmal kaum Langeweile auf. Zweistimmige Leads mit Riffs im Rudi Rammler-Tempo und Double Bass-Attacken ... Herz, was willst du mehr?
In das Schema passt auch "The End Of The Line". Ein druckvoll ausgestalteter Songaufbau kreist um den ruhigen Mittelteil, der lediglich unter einem etwas platten Chorus leidet. Ansonsten auch hier: ordentlich.
Das Schielen auf die eigene Vergangenheit mündet in ordentliche bis äußerst launige Ideen, der Kracher kommt aber erst mit "All Nightmare Long" daher gerumpelt. Da geht einem doch glatt das Thrash-Herzchen auf. Der etwas hysterische Gesang Hetfields geht mit ungestüm dahin preschender Rhythmik einher. Das schon vor Releasetermin im Netz umher spukende "Cyanide" sieht im direkten Vergleich arg blass aus, blinzeln hier doch die gezähmten "Load"/"ReLoad" Hardrock-Riffs durch. Solide zwar, aber auch nicht übermäßig spannend.
Und dann kommt er doch noch, der Zonk. In "Unforgiven III" schmust und flauscht sich ein sanftes Pianointro mit Streicherbegleitung an die Ohren, ehe die Band instrumental den Faden aufnimmt. Wie das bei Sequels so ist, spielt nicht jede Fortführung der Ursprungsidee mit jener auf Augenhöhe. Was auf "ReLoad" schon nicht funktionierte, geht auch hier in die Hose: Ein schlurfendes Tempo alleine erzeugt noch keine Emotionen, gleiches gilt für den Einsatz von Streichern. Über sieben Minuten versucht der Song zwanghaft, den Geist balladesker Metallica-Tracks wie "Fade To Black" oder "Nothing Else Matters" zu atmen und erstickt letztendlich an diesem Anspruch. "Forgive me" skandiert Hetfield. Nö, dafür nicht.
"Suicide & Redemption" läutet das Ende der 20 Jahre währenden Instrumental-losen Zeit ein. An Meisterwerke wie "Orion" oder "The Call Of Ktulu" knüpft das knapp achtminütige Stück nicht an, entwickelt aber nichtsdestotrotz zügig Dampf unterm Kessel. Stilistisch lassen einige Ideen der Instrumental-Rabauken von Karma To Burn grüßen.
Den heiligen Metal-Gral finden Metallica auch mit "Death Magnetic" nicht wieder. Dafür sind dem aufmerksamen Hörer manche Riff-Idee und einige Rhythmus-Patterns nur allzu bekannt. Aber lieber das Selbstplagiat pflegen und gekonnt den Seitenblick zu Slayer schweifen lassen ("My Apocalypse"), als ... lassen wir das. Warum zur Hölle nicht gleich so?
395 Kommentare
den schock von st. anger nach 5 jahren endlich überwunden?
'death magnetic' stimmt einen allerdings hoffnungsfroh, hat doch ein gewisser rick rubin erstmals seine finger mit im spiel.
und wenn das mal kein aussagekräftiges cover (http://www.metallica.com/images/extras/DM_…) ist...
1. That Was Just Your Life
2. The End Of The Line
3. Broken, Beat & Scarred
4. The Day That Never Comes
5. All Nightmare Long
6. Cyanide
7. The Unforgiven III
8. The Judas Kiss
9. Suicide & Redemption
10. My Apocalypse
jeder song soll so um die 8 min. lang sein.
wird auch als "limited deluxe coffin boxset" angeboten mit viel schnick-schnack (dvd, t-shirt, fahne [wtf???], poster usw.). das muss man sich allerdings reservieren lassen (reservierungen seit 15. juli bei amazon z. B.).
über den preis wird allerdings stillschweigen bewahrt (dürfte aber um die 100€ liegen). überhaupt ist das ganze prozedere ein wenig kompliziert.
eine website hat es sich zur aufgabe gemacht, jeden schritt der band auf dem weg zum neuen album zu dokumentieren. einsehbar auf www.missionmetallica.com
voraussichtlich draußen ab 15. september.
'S gibt wahrscheinlich noch nirgends was anzuhören (also ausser die Songschnipsel auf deiner oben genannten HP), oder!?
um die 100 Euro für die box? no ma'am!
also ich muss sagen ich bin metallica fan der ersten stunde. es leider erst mit dem thin lizzy cover so ein bisschen los. die st. anger fand ich ehrlich gesagt ganz passabel. aber dieses album? knallt nur noch. ich höre es nach wie vor rauf und runter... und es wird nie langweilig
@roadie1990 (« also ich muss sagen ich bin metallica fan der ersten stunde. es leider erst mit dem thin lizzy cover so ein bisschen los. die st. anger fand ich ehrlich gesagt ganz passabel. aber dieses album? knallt nur noch. ich höre es nach wie vor rauf und runter... und es wird nie langweilig »):
Dito
Also heute mal wieder durchgehört. Muss ich unbedingt über Second-Hand verramschen. Selbst die größte Hinterwälder-Stoner-Band bekommt im zugekiffsten Zustand und Studio einen besseren Drum-Sound hervor. Einige gute Songs sind ja drauf, aber der Ulrich verpatzt hier alles. Schade drum.