laut.de-Kritik
Tür eintreten. Gemetzel. Abgang: No filler, all killer.
Review von Dani FrommMeth + Ghost + Rae = Wu Massacre. Schlichter kann eine Gleichung mit drei Konstanten nicht ausfallen. Die MC-Elite des Wu-Tang Clan lässt keinen Raum für Deuteleien.
Wenn eine Idee durch ist, ist sie durch. Wenn alles gesagt wurde, ist der Track vorbei. Oft genügen - Beispiel "Criminology 2.5" - zwei Minuten, um sämtliche Halswirbel im Umkreis zu Staub zu zermahlen.
Tür eintreten. Gemetzel. Abzug. Nach einer guten halben Stunde ist der Spuk vorbei. Es bleibt der Blick auf Kleinholz und rauchende Trümmer. Zwei Skits, zehn Tracks - selten wurde der Anspruch "no filler, all killer" konsequenter umgesetzt.
Ein Vergleich des massakrierenden Trios mit der Konkurrenz gestaltet sich ohnehin schwierig, weil: Welche Konkurrenz? Wo andere gute Rapper der Hunger treibt, herrscht hier nackte, ungezügelte Gier. Wo andere Gelassenheit demonstrieren, haben Raekwon, Ghostface Killah und Method Man die Smoothness gepachtet.
Manch andere achtenswerte MC legt Skills an den Tag, als wurde er vom Rap-Gott geküsst. Wenn dem so ist, müssen die Herren Smith, Coles und Woods eine mehrtägige Orgie mit dem versammelten Hip Hop-Olymp zelebriert haben.
Sich für gleich mehrere Coverartworks und ein fulminantes Booklet von X-Men-Zeichner Chris Bachalo im Superhelden-Style porträtieren zu lassen, erscheint angesichts einer Darbietung, die sich mit herkömmlichen Maßstäben schwer erfassen lässt, nur angemessen.
MCs dieser Gewichtsklasse könnte man auch neben ein Metronom stellen, sie würden trotzdem noch alles wegblasen. Doch mit Beats liefert "Wu Massacre" einen noch eindrucksvolleren Beweis dafür, worum es im Hip Hop eigentlich geht.
Flappende Helikopter-Rotoren und Maschinengewehrsalven zerfetzen "Criminology 2.5". Zu den Drumkaskaden im zweiten Teil des Duells "Mef Vs. Chef" gesellen sich unter der Regie Allah Mathematics' Trompeten und Posaunen, als gelte es, die Mauern Jerichos ein weiteres Mal zu schleifen.
Ebenfalls auf Mathematics' Berechnungen stützen sich die dunkle, breit angelegte Monnumentalbegleitung zu "Dangerous" und das leicht Latin-Fever-infizierte "Miranda", das gleichzeitig eine andere eherne Wahrheit demonstriert: Rap war immer, ist und bleibt für alle Zeiten Soul-Musik.
So finden gesanglich umgesetzte Seelenqual von Linda Jones (in "Miranda"), bei den Brothers Unlimited entliehene Hammondorgeln ("Youngstown Heist") oder "We're Almost There" aus dem Vermächtnis des King of Pop (vom RZA persönlich in "Our Dreams" eingebaut) ihren Platz zwischen verbalen Rundumschlägen, in aller Kürze skizzierten, dennoch filmreifen Geschichten, Deine-Mutter-Witzeleien und guten Ratschlägen des Kalibers: Um die Miete zu bezahlen, "fuck your landlord!"
In zweieinhalb Minuten lässt sich die Story von "Pimpin' Chipp" erzählen. Die "Gunshowers" zwischen soulschwangerem Auftakt und einer jeden Eierkuchen pulverisierenden Explosion währen nur wenig länger. Firlefanz? Vergisses. Was die Männer vom Clane Wu treibt, subsummiert sich in einem Satz: "I want it right now." Sie kriegen es. Alles.
26 Kommentare
Ui, klingt nach nem must-have
Das hört sich mal fett an. Die Tage mal reinhören.
absoluter unsinn. sowas hingerotztes hab ich schon lange nich mehr gehört...
guter Durchschnitt ist das Album.
Der Wu-Oberbanger war definitiv Cuban Linx II, DAS ist ein Pflichtkauf. Und Chamber Music auch eher als dieses hier.
3/5 gutes Album aber zu kurz.
Cuban Linx hat schon zu viel vorgelegt.
Muss mich bisschen korriegieren, mittlerweile knallt das bis auf die Skits sehr gut rein!
Doch eher 4/5