laut.de-Kritik
Der Moneyboy des Schlagers: Mehr Meme als Musiker.
Review von Yannik GölzWas macht man mit einem Redakteur, der statt über relevante Themen den ganzen Tag nur über Lil-Rapper und K-Pop spricht? Natürlich könnte man ihm einfach sagen, dass er sich auch mal um echte Musik kümmern sollte oder ihn fragen, was generell nicht mit ihm stimmt. Nicht so die feinen Damen und Herren von laut.de – hier wird kalt und brutal sanktioniert ohne eine Miene zu verziehen, und so liegt eines nichtsahnenden Morgens eine zwanzig Track starke Platte vom Wendler auf dem Schreibtisch. Weil dieser unbedeutende Schreiberling sich aber keinen Menschenrechtsanwalt leisten kann, müssen wir hier jetzt durch. Yikes.
Die Musik von Michael Wendler ist ja nicht nur schlecht. Sie ist offensichtlich schlecht. Normalerweise gibt es ja auch in miesen Genres Hierarchien und Abstufungen, anhand derer man die Besseren von den ganz Schlechten trennen kann. Für das Malle-Rummelbumms-Disco-Genre gilt das nicht. Es ist zwar offensichtlich, dass der Wendler selbst in dieser Arena bestenfalls D-Promi-Kaliber besitzt, aber was ihn exakt von den DJ Ötzis und DJ Bobos unterscheidet, könnte ich nicht festmachen. Vielleicht bin ich nicht besoffen genug?
Es wäre aber wirklich schwer, dem überforderten Krankenhaus-Personal zu erklären, dass ich mich in diesen Zeiten Dienstag Vormittag ins Koma getrunken habe, um ein paar Leuten im Internet eine ausgewogene und faire Michael Wendler-Review feilzubieten. Wir brauchen einen neuen Ansatz. Wir wär's mit dieser Hypothese: Michael Wendler ist der Moneyboy des Schlagers?
Man hört nur ein paar Songs seiner "größten Hits" und stellt fest, dass es hier musikalisch auf absolutem Null-Level zugeht. Die Synthesizer, an denen im Laufe seiner langen Karriere nicht ein einziger Regler auch nur eine Haaresbreite von den Ursprungs-Presets verschoben wurde. Sie klingen immer gleich, sie klingen immer billig, man könnte meinen, man hätte sie 1993 als Dreingabe in einem Yps-Heft bekommen und von da an in alle Ewigkeit verwendet. Der Eins-zwei-drei-vier-Ums-Bums-Rums-Hums-Bumsfallera-Beat, der nur für die deepen Stücke zurückgeschraubt wird. Und der Gesang des Wendlers, mit der technischen und emotionalen Feinheit eines Zahnarztes, der sich nach elf Ramazzotti bei der Karaoke-Nacht des Tennisvereins blamiert.
Aber das weiß ja inzwischen jeder. Fühlt sich an, als würde ich in vollem Ernst erklären, warum Moneyboy ein schlechter Rapper ist. Michael Wendler ist kein guter Sänger und niemand glaubt dergleichen, nicht einmal seine gruselig junge Freundin. Er ist eine Marke, ein aus Pappe geschnittenes und perfekt für einen Vorabend-Slot bei ProSieben oder RTL 2 aufbereitetes Spektakel. Mehr Meme als Musiker. Die Musik selbst entsteht mit dem heiligen Ziel, bei genug Leuten Antipathie zu hinterlassen, dass sie aus erhoffter Schadenfreude das Dschungelcamp einschalten, wenn der Mann wieder drinsitzt.
Die kriegen Gott sei Dank gar nicht viel von den "größten Hits" mit. Die verpassen die sanften, feinfühligen und sensiblen Liebeslieder, die aus irgendeinem Grund den Großteil dieses Werks auffüllen. Der Michael hat nämlich auch eine sanfte Seite, die er auf Schmonzetten wie "Gut, Dass Männer Nie Weinen", "Du Fehlst Mir So" oder "In Meinem Bett Liegt Ein Stern" zeigt. Und er bildet die Szenerie jedes Mal so bildstark ab, dass man sich selbst hautnah in der Szene wähnt: Da liegt man dann etwas unbequem auf dem Bett des nächtlichen Ibis-Hotels, der Wendler kommt gerade vom Klo hinter dich getaumelt, haucht dir einen penetranten Bieratem ins Ohr und flüstert Plattitüden, während er beginnt, dich zu begrabschen. Bitte, Stop. Kann man eine einstweilige Verfügung gegen eine CD erwirken?
Die Songs, die irgendjemanden interessieren, sind die, die markant furchtbar sind (nicht zu verwechseln mit furchtbar markant). Zum Beispiel der Mega-Hit "Egal", der in den Meme-Zeitgeist gesickert ist wie seinerzeit "Dreh Den Swag Auf". Dieser Moment, wo die Strophe in einer Sekunde Stille mündet und daraufhin drei Lagen hässlicher Vocals mit schäbigen Synthesizern und Ums-Ums-Ums auf einmal losbrechen; man muss dem Mann lassen, sie brennt sich ein. Bei genug Pegel macht das Mitsingen sicher Spaß. Nüchtern sucht sie den Hörer in den Albträumen heim.
Egal! Ich ziehe überdies auch meinen Moneyboy-Vergleich zurück. In Sachen musikalischem Feingefühl, Sympathie und aktivem Humor könnte diese Mensch gewordene Fleischwurst dem Boy nicht das Wasser reichen. Gemein haben sie nur, dass sie offensichtlich schlechte Musik ausschlachten, um sich über das Rebecca Black-Phänomen medienwirksam aufzustellen. Der Wendler ist ein Witz der humorlosesten Gesellschaft der Welt. Prost.
14 Kommentare mit 7 Antworten
Bin etwas schockiert, wie der Name des Bühnenmagiers DJ Bobo hier in den Dreck gezogen wird.
Tiefstes Beileid an den Rezensenten. Hat er nicht verdient, die arme Sau. Ich hoffe, der Rest der Redaktion hat ein Auge auf ihn; wäre ja nicht das erste Mal, daß Alkoholismus durch solche Traumata ausgelöst oder zumindest verstärkt wird.
Gruß
Skywise
Nun ja, dieser Yannik konnte ja nun mal nicht davon ablassen, K-Pop als Musik zu deklarieren. Für dieses Vergehen finde ich ne Wendler-Rezi als Buße schon angemessen.
Harte Strafe, aber gemessen am Vergehen, K-Pop zu gesellschaftlicher Akzeptanz zu verhelfen, sehr angebracht.
Hey, Wendler: Versuchs doch mal in Südkorea! Die stehen auf Plastikmüll.
keine 5/5 ? ich bin entrüstet!!
Die Musik von Wendler gilt 2020 als Deutschrap
Coronaleugner!! -.- Keine Gnade für Lügner