laut.de-Kritik

Düsterromantischer Penny Dreadful-Score.

Review von

Eleganz. Das ist es wohl, was Moonspell zurzeit vor allem anderen auszeichnet. In brachial harten wie in sanft melodischen Momenten ihres neuen Werkes "Extinct" verströmen die Songs diese Aura. Das liegt vor allem an Frontmann Fernando Ribeiro, zu großen Teilen jedoch auch an der perfekt gelungenen Symbiose verschiedenster instrumentaler Soundelemente und dadurch entstehender Vielschichtigkeit.

Splitteten die Portugiesen beim letzten Mal zarte Anmut und rohe Gewalt auf zwei Scheiben, ist jetzt wieder alles vereint. Nicht nur auf einem Album, sondern meist gar innerhalb eines Songs. Hervorragend beschreiben lässt sich das mithilfe des Coverartworks: Vordergründig abstoßend und hässlich, haftet ihm doch gewisse (Düster-)Romantik, eine morbide Schönheit an.

Dazu passt, dass "La Baphomette" klingt, als wäre sie direkt dem Soundtrack einer Penny Dreadful-Szenerie entsprungen. Das Böse lauert im Dunkeln, der Trauermarsch zieht behäbigen Walzerschritts durch regennasse Gassen. Ein einsamer Pianist versucht vergebens, den letzten Funken Hoffnung am Leben zu halten, obwohl er selbst von jeglicher Freude verlassen scheint. Ribeiro – halb wahnsinnig – gibt in sprödem Französisch den Vorsänger. Verhalten und müde setzen die Menge und ein elendes Häufchen Bläser mit ein.

Demgegenüber steht "Breathe (Until We Are No More)" als Opener: Obwohl Fernando mit beschwörendem Bariton totale Ruhe ausstrahlt, brechen zwischendurch die Gewitter los. Und darin mutiert der Sänger auch mal zum Tier.

Ähnlich der nachfolgende Titeltrack – nur in umgekehrter Richtung. "Extinct" beginnt grob und offenbart die Black und Thrash Metal-Hintergründe, entwickelt sich aber stufenweise zur Hymne. Die eingesetzten Streicher erinnern an Metallicas "S&M", das im letzten Drittel emporquellende Solo hat In Flames-Qualität.

Auch eine Vielzahl orientalischer Melodien weben Moonspell in ihre Kompositionen. Am dominantesten treten sie in "Medusalem" hervor. Im Gegensatz dazu kommen im Solo plötzlich bluesige Anleihen zum Vorschein. Gen Ende münden die simplen Pentatonik-Hammer-Ons fließend zurück in exotische Skalen. Harmoniekunst at its best! Die findet in "Domina" ihre Fortsetzung, allerdings mit anderem Grundansatz: Statt Experimenten herrscht nun Kerzenscheinromantik in der Wildnis.

"Extinct" ist eines dieser Alben, das man von früh bis spät in Dauerschleife hören kann, ohne sich zu langweilen. Ein Album, das am Morgen knallt und am Abend aufgrund seiner wohldosierten Epik und Wärme für einen entspannten Tagesausklang sorgt. Gerade bei der Integration der Klassikparts haben Moonspell ganze Arbeit geleistet. Die Violinen drängen sich nicht auf, sondern prägen die Songs aus dem Hintergrund heraus, sorgen für Akzente, verleihen den Stücken eine lebendige Detailebene.

So schön es war, die Extreme der Band auf "Alpha Noir" und "Omega White" jeweils in Reinform zu präsentieren, umso schöner ist es, mit "Extinct" die Essenz dessen vor sich zu haben. Das Einzige, das man bemängeln könnte, ist, dass die Platte in der zweiten Hälfte nicht ganz an die Brillanz der ersten heranreicht. Schuld daran ist aber vor allem der grandiose Start. Schließlich beommt man auch im vorletzten Track "The Future Is Dark" noch ein wunderschönes Träumersolo gereicht.

Trackliste

  1. 1. Breathe (Until We Are No More)
  2. 2. Extinct
  3. 3. Medusalem
  4. 4. Domina
  5. 5. The Last Of Us
  6. 6. Malignia
  7. 7. Funeral Bloom
  8. 8. A Dying Breed
  9. 9. The Future Is Dark
  10. 10. La Baphomette

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LAUT.DE-PORTRÄT Moonspell

1989 gehts mit einer Band namens Morbid God los, die sich in Brandoa, Portugal zusammen findet und zunächst noch durch den Death und Black Metal rumpelt.

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