laut.de-Kritik
Düsterromantischer Penny Dreadful-Score.
Review von Manuel BergerEleganz. Das ist es wohl, was Moonspell zurzeit vor allem anderen auszeichnet. In brachial harten wie in sanft melodischen Momenten ihres neuen Werkes "Extinct" verströmen die Songs diese Aura. Das liegt vor allem an Frontmann Fernando Ribeiro, zu großen Teilen jedoch auch an der perfekt gelungenen Symbiose verschiedenster instrumentaler Soundelemente und dadurch entstehender Vielschichtigkeit.
Splitteten die Portugiesen beim letzten Mal zarte Anmut und rohe Gewalt auf zwei Scheiben, ist jetzt wieder alles vereint. Nicht nur auf einem Album, sondern meist gar innerhalb eines Songs. Hervorragend beschreiben lässt sich das mithilfe des Coverartworks: Vordergründig abstoßend und hässlich, haftet ihm doch gewisse (Düster-)Romantik, eine morbide Schönheit an.
Dazu passt, dass "La Baphomette" klingt, als wäre sie direkt dem Soundtrack einer Penny Dreadful-Szenerie entsprungen. Das Böse lauert im Dunkeln, der Trauermarsch zieht behäbigen Walzerschritts durch regennasse Gassen. Ein einsamer Pianist versucht vergebens, den letzten Funken Hoffnung am Leben zu halten, obwohl er selbst von jeglicher Freude verlassen scheint. Ribeiro – halb wahnsinnig – gibt in sprödem Französisch den Vorsänger. Verhalten und müde setzen die Menge und ein elendes Häufchen Bläser mit ein.
Demgegenüber steht "Breathe (Until We Are No More)" als Opener: Obwohl Fernando mit beschwörendem Bariton totale Ruhe ausstrahlt, brechen zwischendurch die Gewitter los. Und darin mutiert der Sänger auch mal zum Tier.
Ähnlich der nachfolgende Titeltrack – nur in umgekehrter Richtung. "Extinct" beginnt grob und offenbart die Black und Thrash Metal-Hintergründe, entwickelt sich aber stufenweise zur Hymne. Die eingesetzten Streicher erinnern an Metallicas "S&M", das im letzten Drittel emporquellende Solo hat In Flames-Qualität.
Auch eine Vielzahl orientalischer Melodien weben Moonspell in ihre Kompositionen. Am dominantesten treten sie in "Medusalem" hervor. Im Gegensatz dazu kommen im Solo plötzlich bluesige Anleihen zum Vorschein. Gen Ende münden die simplen Pentatonik-Hammer-Ons fließend zurück in exotische Skalen. Harmoniekunst at its best! Die findet in "Domina" ihre Fortsetzung, allerdings mit anderem Grundansatz: Statt Experimenten herrscht nun Kerzenscheinromantik in der Wildnis.
"Extinct" ist eines dieser Alben, das man von früh bis spät in Dauerschleife hören kann, ohne sich zu langweilen. Ein Album, das am Morgen knallt und am Abend aufgrund seiner wohldosierten Epik und Wärme für einen entspannten Tagesausklang sorgt. Gerade bei der Integration der Klassikparts haben Moonspell ganze Arbeit geleistet. Die Violinen drängen sich nicht auf, sondern prägen die Songs aus dem Hintergrund heraus, sorgen für Akzente, verleihen den Stücken eine lebendige Detailebene.
So schön es war, die Extreme der Band auf "Alpha Noir" und "Omega White" jeweils in Reinform zu präsentieren, umso schöner ist es, mit "Extinct" die Essenz dessen vor sich zu haben. Das Einzige, das man bemängeln könnte, ist, dass die Platte in der zweiten Hälfte nicht ganz an die Brillanz der ersten heranreicht. Schuld daran ist aber vor allem der grandiose Start. Schließlich beommt man auch im vorletzten Track "The Future Is Dark" noch ein wunderschönes Träumersolo gereicht.
8 Kommentare mit 19 Antworten
Starkes Album, so geht Gothic.
Auf jeden Fall. Moonspell are back!
hatte nach dem anfang schon schlimmstes lalalala befürchtet, geht aber dann ja noch grad so.alte paradies lost sind mir trotzdem lieber.
offtopic:
heut drüber gestolpert, für freunde des oldschooligen deathmetals der stockholmer schule :
https://www.youtube.com/watch?v=VfSC0p2FpE… class="last">endlich mal ne allstar band, wo auch was bei rumkommt.
Dann doch lieber Bloodbath mit "Grand Morbid Funeral"
mach du mal.
Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.
Satanic?
Der Meister hat gerufen.
Der Bewahrer und Behüter wahrer und ehrlicher Musik. Anton Bruckner, Tom Waits, Joni Mitchell, Nick Cave, John Coltrane, Candlemass, Napalm Death, Slayer, Anacrusis, Cryptic Slaughter, Repulsion, Terrorizer, Defecation, Unseen Terror, Disharmonic Orchestra, Extreme Noise Terror, The Accüsed, S.O.B., Amebix, Discharge, Dead Kennedys, D.O.A., Bolt Thrower, Annihilator, Savatage, Judas Priest, Ulver, Bob Marley, Kurt Cobain, Dinosaur Jr., Sid Vicious, Chelsea Wolfe, Dead Can Dance, Cocteau Twins und Prezident stehen noch für wahre, ehrliche Musik. Wer das nicht kapiert, dem sei gesagt: YOU ARE BEEEWIIIIIITCHED
Du weißt schon.
Du hast Leonard Cohen und Miles Davis vergessen. Ansonsten weiß ich Bescheid.
SLAYER!!!
Oh. Den Grindthread hatte ich damals im Metal Hammer.
Egal. SLAYER.
Das ist ein Kackforum.
Die Tapeschlachten waren trotzdem legendär. Zumindestens die mit den Schwan.
Der Schwan war auch da?
War aber seit 1/2 Jahren nicht mehr im MH. Im noschools schau ich nur sporadisch rein. Bin noch im Songboard. Da sind auch Leute wie Schwan oder Thele drin.
Der Schwan war auch im MH.
Songboard kenn ich gar nicht. Vielleicht schau ich mal rein.
http://songboard.cwsurf.de
Nette Leute dort. Manche kenn ich auch von Musik Sammler. Trifft sich eigentlich alles, die für Laut zu alt, für das MH nicht Assi genug und die für noschools halt keine Zeit mehr haben.
Vielleicht sehen wir uns dort mal.
Hab allerdings zur Zeit viel zu tun, weiß nicht wie oft ich dort bin.
Ich wahrscheinlich auch in nächster Zeit. Da werd ich nicht so viel posten. Aber an den Mixtapes mach ich immer mit. Die sind toll und vielseitig. Meistens haben wir ein bestimmtes Kernthema.
Trifft leider nicht meinen Geschmack.
Dann nuckel an anderem Dosenbier zusammen mit deinem alkoholiserten Pennbruder Nebelgeist du mokkabraune Dumpfkachel
"Dann nuckel an anderem Dosenbier zusammen mit deinem alkoholiserten Pennbruder Nebelgeist du mokkabraune Dumpfkachel"
Was willst denn du Spinner von mir???