laut.de-Kritik
Dasselbe in Pink.
Review von Andrea Topinka"Auch wenn euer Nachbar auf eurem Fuß steht, der ist eigentlich ganz nett. Fangt nicht an euch zu schubsen", erklärt Steffen Brückner mit Zylinder und einem erzieherischen Lächeln. "Ihr lieben Menschen", ruft seine Partnerin Sarah Nücken, behangen mit großem, goldenen Vogelschmuck, wiederholt in die Menge. Nein, die beiden sprechen nicht mit einem Kinder-Stuhlkreis, sondern mit einer ausverkauften Konzerthalle in Köln.
Auf ihrer Live-DVD glänzt "das sympathische Duo" Mrs. Greenbird mit Kindergärtner-Charisma, Nücken ist schließlich Sozialpädagogin. Bloß: Um mit ihrem Publikum zu interagieren, hätten sie das nicht nötig. Das Durchschnittsalter dürfte - gemessen am Bildmaterial – um die 30 liegen.
Dennoch strapazieren die beiden eineinhalb Stunden lang Wörter wie "wunderbar", "lieb" und "knuddeln" schlichtweg über. Hinzukommen Seifenblasen und riesige Kartonherzen, die sie zum Schwenken aushändigen.
Ihre Fans haben definitiv Spaß und schnipsen bei jeder Aufforderung vergnügt mit. Vielleicht verhält es sich mit ihrer Präsentation also wie mit Nückens Stimme: entweder man mag sie – oder eben nicht.
Die Live-CD verzichtet auf die einstudierten Redeanteile größtenteils und beginnt stattdessen mit einem Cover von Alex Clares "Too Close", das auf der DVD nicht enthalten ist. Durch Auftritte bei Hochzeiten, Feiern und im Casting entwickelten Mrs. Greenbird, wie sich im Verlauf des Konzerts zeigt, ein System, um Songs zu covern: Sie nehmen jegliches Tempo raus und klatschen ihre Lieblingsakkordfolge drüber, unabhängig davon, ob es sich um die Rolling Stones ("Dead Flowers"), Ramones ("Blitzkrieg Bop") oder Glen Hansard ("Falling Slowly") handelt.
So fügen sich diese übergangslos in den restlichen Singsang des Sets ein, das neben den paar Coverversionen ausschließlich von Liedern aus dem letztjährigen Debüt lebt. Neues, eigenes Material präsentiert das Paar nicht. Dabei hofft man vergeblich - trotz Unterstützung von zwei weiteren Musikern - auf erwähnenswerte Variationen. Nückens Stimme erscheint weniger hell und piepsig, ansonsten klingen die Stücke wie vom Album.
Eine letzte Enttäuschung birgt das "Behind The Scenes"-Kapitel auf der DVD. Es entpuppt sich als dreiminütige Collage von Kabeln, Szenen, die man bereits aus dem Konzertfilm kennt, und kurzen, begeisterten Fan-Einspielern. Ein informativer Blick hinter die Kulissen bleibt aus.
Als Musiker haben sie es nicht leicht, und bevor das Casting-Hoch über ihnen weiterzieht, wollen Mrs. Greenbird vielleicht noch ein paar Euro mitnehmen. Wie hoch das Nervpotenzial der Bespaßung zwischen den Songs ausfällt, mag jeder für sich entscheiden. Aber etwas mehr Liebe und Mühe hätten die Privatfernsehen-Hippies schon für ihre Live-CD/DVD aufwenden können.
8 Kommentare
""Auch wenn euer Nachbar auf eurem Fuß steht, der ist eigentlich ganz nett. Fangt nicht an euch zu schubsen", erklärt Steffen Brückner mit Zylinder und einem erzieherischen Lächeln. "Ihr lieben Menschen", ruft seine Partnerin Sarah Nücken, behangen mit großem, goldenen Vogelschmuck, wiederholt in die Menge. Nein, die beiden sprechen nicht mit einem Kinder-Stuhlkreis, sondern mit einer ausverkauften Konzerthalle in Köln."
"Dennoch strapazieren die beiden eineinhalb Stunden lang Wörter wie "wunderbar", "lieb" und "knuddeln" schlichtweg über. Hinzukommen Seifenblasen und riesige Kartonherzen, die sie zum Schwenken aushändigen."
klingt wie ne jüngere Version von Rosenstolz *kotz*
Schön das Cover pink eingefärbt, feddich. Nach einem Studioalbum ein Live-Album rauszubringen, das ist schon ein offensichtlicher Fall von Geldmacherei. Und dann noch so dermaßen lieblos. Für sowas könnte Kubanke mal ne Zerstörerrezension mit einem Stern raushauen. Für so ein Release sollte man sich eigentlich im Voraus entschuldigen.
"Zerstörerrezension" finde ich gut
...hätten sie auch allein schon für die leblose "dead flowers" coverversion verdient.....dabei wurde das stück so herrlich von weltklasse vorbildern wie townes van zandt gecovert....
http://www.youtube.com/watch?v=NBwC7Qzljso
Die grüne Lilie
Man kann ihre Musik und ihren Stil mögen oder auch nicht, aber die Live-CD hat imho schon seine berechtigung. Mrs. Greenbird ist ne Live-Band, hört man beide CDs (Studio+Live), dann hätte es für meinen Geschmack eher die Studio-CD nicht gebraucht. Mir gefällt es jedenfalls.
@Morpho (« Welche Kölner Konzerthalle haben die denn ausverkauft? MTC oder Blue Shell? »):
Sehr gut. ^^ Ich meine mich erinnern zu können, dass das Konzert im Gloria war.