laut.de-Kritik
Seine Raps reißen den Jiggaman vom selbst geschnitzten Thron.
Review von Stefan JohannesbergDer Druck auf Nas war groß, ungeheuer groß sogar. Die Hip Hop-Headz erwarteten nach der lyrisch enttäuschenden, arg poppigen "Nastradamus"-Scheibe die Rückkehr des alten Nasty Nas, der die Magie seines legendären Illmatic-Debuts wieder aufleben lässt. Zudem musste er wegen des Beefs mit Jay-Z dessen gelungenes "Blueprint"-Album kreativ wie kommerziell überbieten, eine passende Antwort auf den Diss-Track "Take Over" natürlich inklusive. Seine Streetcredibility stand ebenfalls auf Messers Schneide, denn die alten Queensbridge-Homies Cormega und Nature sprachen ihm genau diese ab. Zu allem Überfluss wählte sein Label mit dem 18. Dezember den denkbar schwierigsten Release Date aus, da an diesem Tag auch andere Rap-Hochkaräter wie der Wu-Tang Clan, Master P, Mystikal oder Jay-Z mit neuem Werken an den Start gingen. So galt es für Nasir Jones mit "Stillmatic", nordisch kurz gesagt, Butter bei die Fische zu bringen. Das heißt auf gut deutsch, jetzt oder nie, hopp oder topp.
Und der in einer Pfanne goldgelb gebratene "Stillmatic"-Fisch schmeckt wirklich hervorragend, wenn man mal von ein paar einzelnen Gräten absieht. Nas hat keine Nerven gezeigt und dem Druck stand gehalten. Sein fünftes Album zeigt ihn wieder erholt und schlägt die schwächelnden Vorgänger "Iam" und das angesprochene "Nastradamus" um Längen. Lyrisch und beattechnisch reicht es sogar zeitweise an sein Debut heran, und streitet sich somit in seiner Diskographie mit "It Was Written" um den zweiten Platz. Höhere Meriten verhindern leider nur Stücke wie "The Flyest", "Every Ghetto" oder "Braveheart Party" (trotz einer Marie J. Blige), die in Punkto lascher Raps und lahmer Beats selbst auf "Nastradamus" nicht aufgefallen wären.
Doch das sind auch schon die einzigen wirklichen Ausfälle auf "Stillmatic". Dem gegenüber stehen zum Glück eine ganze Hand voll potentieller Klassiker. Aber der Reihe nach. Mein Entzücken beginnt schon beim Intro, das in Struktur und Sound an "The Genesis" vom Debut erinnert und lyrisch den Bogen spannt von den Anfängen seiner Karriere bis heute. Es folgt mit "Ether" die zuweilen lustige aber auch harte Abrechnung mit Jay-Z. Der "Take Over"-Beat ist zwar besser, doch die Raps von Nas reißen den Jiggaman vom selbst geschnitzten Thron. Bei der ersten Single "Got Yourself A Gun" zieht Nas dann das Tempo merklich an. Die mitreißende Hymne ist Klassen besser als das vergleichbare "Hate Me Now" von der "Iam"-Scheibe.
Mit "You're Da Man" befindet sich auch mein Nas-Alltime-Favorit auf "Stillmatic". Der Beat von Large Professor pumpt nach vorne mit preschenden Drums und altem Soulspirit, ein Kopfnicker-Faktor hoch zehn ist garantiert. Textinhalt: "Look At Me Now", wie weit ich es gebracht habe. Ein lyrisches Schmankerl ist dagegen das komplexe "Rewind". Hier erzählt Nas eine Ghettostory rückwärts und beginnt mit den Worten "The Bullet Flys Back In The Gun". Unglaublich.
Fehlen eigentlich nur noch ein potentieller Hit und der obligatorische Primo-Track. Die Charts könnte er mit dem Song "Rule" im Sturm nehmen, denn das Stück zitiert den Tears For Fears-Klassiker "Everybody Wants To Rule The World". Aber ähnlich wie beim Coverspezialisten Wyclef ist auch diese Version alles andere als flache Abkupferei. Tja und zu guter Letzt zeigt DJ Premier, dass er immer noch kreative Ideen aus dem Ärmel schütteln kann. "2nd Childhood" heißt sein Beitrag. Das Lied lebt vom sehr smoothen, fast langsamen Rhythmus. Kaufen.
2 Kommentare
peace to stillmatic mr illmatic is stillmatic
ich kann dir nur teilweise zustimmen.
also das "Every Ghetto" höhere Meriten verhindert kann nicht dein ernst sein, das feat. von Blitz wirft vllt einen kleinen Schatten aber das macht Nas durch seine lyrischen skills locker wett!!
"ma body is a art gallery right? with paintings of crucifixes//hopin it saves me from all the dangers in the music business,
was once a young gangsta hangin with youth defenders//bit since I tasted paper it started losin the friendships"
"watchin kids freeze in winters, they still poor//how could I tease em with Benz's and feel no remorse"
ach ich könnte jede line aufschreiben, das ist alles dope!!
"Smokin" verdient da viel weniger props... da gibt es auch keine zweite Meinung, "Every Ghetto" verdient mehr respect als im Artikel!
You're The Man.. bei dem track muss ich dir wirklich recht geben, dope beat, dope rhyme buildings & auf jedenfall einer seiner besten tracks!
letzendlich eine mich nicht wirklich überzeugende Album Kritik.
trotzdem props für die arbeit !!!
peeeez