laut.de-Kritik
Für Freunde des gepflegten Sludge.
Review von Michael EdeleFünf Jahre sind seit "Given To The Rising" vergangen, in denen sich die Neurosis-Akteure in unterschiedlichen Bands und Projekten austobten und ein paar ausgesprochen gute Scheiben veröffentlichten. Nun sind alle wieder beisammen - und "Honor Found In Decay" kann es mit seinem Vorgänger aufnehmen.
Alle Tinnitus-Geschädigten muss man vor dem Opener "We All Rage In Gold" warnen: Die ersten Sekunden sind die reinste Qual! Erst wenn Drums und verzerrte Gitarren einsetzen und der nervige Pfeifton aufhört, ist Entwarnung angesagt. Insgesamt warten sieben musikalische Monolithen darauf, entdeckt und bezwungen zu werden - bevor sie einen erschlagen.
Schwermütig und schleppend walzt der Sound über einen herein, und auch wenn "At The Well" eingangs beinahe etwas Singer/Songwriter-mäßiges hat, falten der gequälte Gesang und die sinistre Stimmung diese Assoziation recht schnell wieder zusammen. Großartig kommen auch die Dudelsackklänge. In Sachen Atmosphäre ist den Herren schwer was vorzumachen.
Den Zugang zu "Honor Found In Decay" muss man sich dennoch erst erarbeiten. Easy Listening geht anders, auch wenn Gastsängerin Anna Brown in "My Heart For Deliverance" einen kurzen Moment der Verträumtheit kreiert. Der lange Abgang des Songs mit seinen unterschiedlichen Sounds und Instrumenten ist großartig gelungen.
Dabei darf man natürlich nicht außer Acht lassen, dass für manchen der Aufbau von atmosphärischen Momenten einfach nur gepflegte Langeweile darstellt. Gerade die Wirkung von "Bleeding The Pigs" und auch Teile von "Casting Of The Ages" ist insofern sehr stimmungsabhängig.
Für Freunde des gepflegten Sludge kommt momentan mit Down, Bison B.C. und wie sie alle heißen, jedenfalls jede Menge Auswahl auf den Markt - wobei es schwerer und schwerer wird, nicht nur den Überblick zu behalten, sondern auch die Spreu vom Weizen zu trennen.
7 Kommentare
ist für mich die erste neurosis, die direkt von anfang an zündet. fantastische songs über fantastische songs. so gut hat mir zuletzt nur a sun that never sets gefallen. besonders hervorgehoben seien noch die tribal drums auf bleeding the pigs, wenn ich mich nicht irre.
übrigens eddie, der nervige pfeifton kommt aus dem noise. ich meine ihn das erste mal bei whitehouse gehört zu haben. locrian haben ähnliche spielereien ebenfalls benutzt wie labradford. als ich solch einen sound zum ersten mal gehört habe, dachte ich, dass die cd einen sprung hatte. gewöhnt man sich aber dran.
my heart for the deliverance ist unglaublich! beste neurosis seit ewigkeiten.
mir macht das gepfeife keine probleme - hatte auf wacken immer vorbildlich mein oropax dabei
wenn der W hörbar ist, dann geht doch wohl auch was gepfeife
nicht die beste Neurosis, aber ein wunderbares Stück Musik. 1 - 2 mehr Songs wären toll gewesen.
Aber ich finde die Platte für Neurosis-Verhältnisse echt abwechslungsreich, vor allem wenn es um die Geschwindigkeit geht. Klar, hier werden gewiss keine Blasbeats bespielt, aber es kommt der Dynamik schon zu Gute, dass nicht permanent in Zeitlupe gespielt wird.
Ich liebe diese Band und die Atmosphäre, die ihre Musik schafft.