Tom DeLonge, Travis Barker und Mark Hoppus spielen ein unterhaltsames Comeback in der ausverkauften Mercedes-Benz Arena. Fotos/Review.
Berlin (laut) - Aufgelöst haben sich Blink-182 zwar nie, trotzdem fühlte es sich wie eine Reunion an, als die erste Tour mit Tom DeLonge seit neun Jahren announced wurde: Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt, um mit Bassist Mark Hoppus und Drummer Travis Barker auf Welttournee zu gehen, inklusive einiger Livegigs in Deutschland. Ein neues Studioalbum hat das Trio ebenfalls in der Pipeline.
Vom Asia-Imbiss ins größte Indoor-Venue der Stadt
Kurze Zeit mussten die europäischen Fans gleichwohl zittern, als Barker Anfang September aufgrund eines medizinischen Notfalls zu seiner hochschwangeren Frau Kourtney Kardashian zurück in die USA eilte. Nachdem die Ärzte zum Glück Entwarnung gaben, setzte die Band die Tour aber fort. Am Abend vor dem Berliner Auftritt schnabulierte Barker so noch Udon-Nudeln in einem Asia-Imbiss in Mitte unweit vom Soho House, jetzt trommelt er in der größten Indoor-Venue der Stadt.
Vor der ist auch schon frühzeitig ganz schön was los, wobei das Publikum zusammen mit der Band gealtert zu sein scheint. "Heute sinwa nochma jung!", prostet Steffen, extra aus Dresden angereist, seinen Kumpels, alle um die 40, bierschwer zu. Carsten aus Berlin hat seinen Sohn, gerade mal 12 Jahre alt, mitgebracht: "Ist ja nicht so explizit. Das kann er schon ab!"
21:15 Uhr: Präservative fliegen durch die Halle
Die Band präsentiert sich noch genauso jugendlich, wie vor 30 Jahren. Tom DeLonges Outfit: Jeans, Adidas, ein weißes Shirt und seine knallrote Signature-Basecap. Mark Hoppus zeigt sich in schwarzer Jeans-Hose, Shirt und Vans. Travis Barker trägt Mütze, Hose und zeigt seine Tattoos.
Der legere Look bleibt allerdings das einzige Understatement an diesem Abend. Blink-182 fahren schwere Geschütze auf. Die Lightshow lässt keine Wünsche offen: Laser zischen durch die Arena, Konfettikanonen explodieren, Feuerwerk wird gezündet, und ab und zu raucht es bedeutungsschwanger auf der Bühne.
Schwanger wird an diesem Abend aber niemand, denn wie kleine Zeppeline fliegen aufgeblasene Präservative durch die Halle. Heute bedeutet Niveau eine Hautcreme, an diesem Abend darf der Humor aber einfach mal Teenager bleiben. Oder doch eher vorpubertierender American Pie-Fan? Egal, die Fans feiern die Erinnerung an die Jugend bei dieser Punkrock-Kindergeburtstag ausgiebig, unddas sei ihnen gegönnt.
Travis Barker schwebt über der Bühne
Der Sound kommt dabei für Hallen-Verhältnisse astrein, musikalische Feinheiten spielen bei Punkrock sowieso keine Rolle, dennoch zeigt besonders Travis Barker eindrucksvoll seine Skills - zwischendurch sogar aus luftigen Höhen. Für einige Songs in der Set-Mitte wird er mitsamt Drumkit in die Luft gezogen und schwebt wie ein (B)Engel über der Bühne. Klasse!
Die Setlist ist selbstredend gespickt mit allen Hits und die Stimmung in der Halle ausgelassen, fröhlich und friedlich. Kleine Moshpits bilden sich, ein paar Crowdsufer bahnen sich den Weg zur Bühne und textsicher skandieren die Fans die Songs ihrer Jugend: "Anthem Part Two", "Stay Together For The Kids", "I Miss You", um nur einige Beispiele zu nennen.
Ein bewegender Moment
Bühnenansagen stehen in Berlin nicht im Mittelpunkt. Ein bisschen Geplänkel, eine Berghain-Referenz, Lobhudeleien fürs Publikum. Im bewegendsten Moment spricht Basser Hoppus über seine Erkrankung: Nach überstandener Therapie gilt er als krebsfrei. Im Anschluss spielen Blink "Adam's Song", dabei flimmern Clips aus den frühen Jahren der Band über die Leinwand. Bei "Ghost On The Dancefloor" schnappt sich Hoppus das Handy eines Fans und filmt von der Bühne mit.
Zum Schluss drehen die Punkrocker noch mal richtig auf und begeistern mit "What's My Age Again”, "First Date" (mit "Blitzkrieg Bob"-Intro) und natürlich dem Überhit "All The Small Things". Ohne ausgewiesene Zugabe endet ein kurzweiliger Berliner Abend mit "Dammit".
Text und Fotos: Désirée Pezzetta.
1 Kommentar
Das ist mit Sicherheit die "klassische" Besetzung, aber nicht die Originalbesetzung.