Der Autor und Liedermacher über die große Sehnsucht nach unbeschwerten Tagen am italienischen Meer.
Sanremo (jas) - Eric Pfeil hat seine eigenen Erinnerungen an Italien. Mit den Eltern fuhr er früher in den Schulferien an die gelbgoldenen Strände von Ligurien. Seit Kindesalter berühren ihn Musik und Menschen. "Ciao Amore, Ciao" heißt sein zweiter musikalischer Reisebegleiter. Darin erzählt der Autor, Produzent und Musiker die Geschichten von 100 neuen und alten Songs, quer durch Italien.
Das erste Gelato an der Autobahnraststätte hinter der Grenze und die andere Sprache, die man nicht versteht, aber mit der man trotzdem etwas Herzliches verbindet. Im Auto lief dabei sicherlich Adriano Celentano oder andere verträumte Italo Pop-Hits.
Die Liebe zur italienischen Musik
Über die Liebe zur italienischen Musik schrieb Eric Pfeil bereits vor zwei Jahren in seinem ersten Buch "Azzurro". Nun beschreibt der Autor mit seinem charmanten Stil und seiner humorvollen Erzählweise die Welt der ewigen Sommerhits. Dabei erfährt der Leser nicht nur pikante Geheimnisse über Sänger und Sängerinnen, sondern erhält auch Informationen über politische Hintergründe. Die aktuelle Regierung mit Giorgia Meloni als Ministerpräsidentin der italienischen Regierung ist fürchterlich. Da hilft es auch nicht, dass sie als erste Frau 2022 ins Amt gewählt wurde. Es ist das Erbe Berlusconi, das sich ultrarechts durch ganz Europa schleimt.
Krisen und Schicksalsschläge wurden und werden in Italien immer mit Musik und gutem Essen begleitet. Man schaltet so auch gerne alle Probleme vor dem Fernseher aus. Am liebsten abends vor dem TV und isst dabei Pasta und andere Köstlichkeiten aus der Region. Seit 1959 ist der Sender RAI, das Öffentlich-Rechtliche, die Mutter aller italienischen Fernsehsender. Man spricht in Italien auch von Mama Rai. Pompöse Sendungen, wie das Sanremo Festival im Februar, verpasst kaum eine italienische Familie. In Sanremo werden die klischeehaften Songs, die eingängigen Schlager, die leichte Musik für alle präsentiert. Es gibt Liedermacher, aber auch große Popsänger*innen, die auch in diesem Buch vorgestellt werden.
Restaurants und Bars als Begegnungsstätten
Neben dem Fernsehen sind aber auch die Restaurants und Bars in Italien eine wichtige Institution, eine Begegnungsstätte, in der man sich trifft, redet, trinkt und rund um die Uhr Essen kann. So gehört in Gino Paulis "Quattro Amici Bar". Eric Pfeil beschreibt den Song von 1991 so: "Mit der zweiten Strophe wird das Prinzip des Liedes deutlich, Wolken der Melancholie wehen ins Bild. Es sind nun nur noch drei Freunde in der Bar, einer ist bei der Bank gelandet. Von Anarchie ist keine Rede mehr, dafür immerhin noch von Solidarität. Statt Cola trinkt man jetzt Wein".
Es sind die zwischenmenschlichen Beziehungen, die leichten und schweren Themen. Die Frau in der Musik, die nicht immer nur kochen und sich um die Familie kümmern will. Raffaella Carrà singt und tanzt für die Befreiung der Frau, raus aus dem Patriarchat, rein in die glamouröse Musikwelt, auf die Bühne der prächtigen Auftritte. Auch sehr schön, wenn italienische Künstler*innen in Deutschland große Erfolge feiern, wie zum Beispiel Milva. Alfred Biolek holte sie damals in seinen "Bios Bahnhof". Da fühlte sich die große Milva immer wohl. Anders am "Alexanderplatz". Im Osten Berlins des Kalten Krieges. Den Ort, den die Diva so schnell wie möglich wieder verlassen möchte: "Alexanderplatz, Auf Wiedersehen." Herrlich pathetisch.
Ein Meer voller Leidenschaft
Heimweh nach Italien oder umgekehrt. Die Sehnsucht, das Wuchtige und die Liebe sind so wichtig in den Liedern Italiens. Aber auch in diesen grauen Zeiten ist dieses Buch mit seinen 100 Songs sehr zu empfehlen. Man versinkt im Meer voller Leidenschaften und träumt sich durch die Leiden und das Glück mit einer Leichtigkeit, die Eric Pfeil ungekünstelt nahe bringt. Zur Krönung der Buch-Veröffentlichung gibt es auch einen neuen Song des Liedermachers vom Rhein: "Sanremo". Beim Anschauen des Videos wird nicht ganz klar, ob man Sehnsucht nach Italien oder doch nach Kölle bekommt. Das Drama wird deutlich und der Protagonist jetzt schon zur Legende. Von Köln behauptet man ja auch, es sei die nördlichste Stadt Italiens. Alaaf und Amore halten fest zueinander, wenn es darauf ankommt. Auf jeden Fall sollte man sich das Video zur kölschen Vita anschauen. Schon jetzt ein existenzielles Comeback des Musikers und Autors. Produziert von Ekki Maas (Erdmöbel).
Und jetzt genießt diese sommerliche Lektüre (auch im Winter zu empfehlen) und beschenkt euch mit einem gemütlichen Sitzplatz auf einer seiner Lesereisen, wenn nicht schon ausverkauft. Selten war eine Lesung so unterhaltsam und kurzweilig. Mille grazie e ciao!
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