Er komponierte den Welthit "Smalltown Boy" und gab der Band seinen Namen: Nun ist Keyboarder Steve Bronski gestorben.

Glasgow (mis) - Der schottische Musiker Steven Forrest, besser bekannt als Steve Bronski, ist im Alter von 61 Jahren gestorben. Er war der Keyboarder der nach ihm benannten Synth-Pop-Band Bronski Beat und stand in der Zeit ihres Bestehens mit Kollege Larry Steinbachek stets im Hintergrund des charismatischen Sängers Jimmy Somerville. Eine Todesursache wurde nicht bekannt.

Zu den größten Hits des Trios zählen die Songs "Smalltown Boy" und "Why?" des Albums "The Age Of Consent", die er mitkomponiert hat. Somerville drückte in einem Tweet sein Beileid aus und beschrieb Bronski als "talentierten und sehr melodischen Menschen". Auf den Song "Smalltown Boy", einen der bekanntesten Synthpop-Songs der 80er Jahre, kommt er ebenfalls zu sprechen: "Es war eine lustige und aufregende Zeit, mit ihm Songs zu schreiben, vor allem den Song, der unser Leben veränderte und so viele andere Menschen berührte."

Das Trio findet 1983 zusammen, nachdem Forrest wie auch Somerville die Enge der Heimatstadt Glasgow in Richtung London verlässt. Man verkehrt in homosexuellen Szene-Treffs, lernt sich kennen und findet schnell einen gemeinsamen Nenner: Popmusik als linkspolitische Kampfansage. Steinbachek und Forrest geben Somerville ihre Demos und der ist begeistert: Bronski Beat sind geboren. In seinem Vortrag entladen sich all der Frust, die Enttäuschung und die Wut über den reaktionären Zeitgeist, der Homosexualität gesellschaftlich ausgrenzt und teilweise mit einer Krankheit gleichsetzt.

Die Debütsingle "Smalltown Boy", die von Somervilles Flucht aus Glasgow, vor der Armut und seinen Schamgefühlen handelt, wird von einigen Radiostationen denn auch als "fag music" verunglimpft. Die Hitmelodie setzt sich jedoch durch. Zum hämmernden Hi-NRG-Beat der Zeit kreieren Steinbachek und Bronski eine zeitlose, fragile Melodie voll Sehnsucht und Verlangen, ein Anti-Macho-Manifest in Moll. Sie verhilft den jungen Musikern zu einer Blitzkarriere. Von den ersten gemeinsamen Proben bis zur Veröffentlichung von "The Age Of Consent" und Auftritten bei "Top Of The Pops" vergehen weniger als zwölf Monate.

Die Setlist ihres ersten Auftritts in einem Pub in King's Cross im Herbst 1983 enthält sechs Songs, danach spielen sie sechs Zugaben. "Die Reaktionen waren so überwältigend, dass ich eine leise Vorahnung bekam, was noch kommen könnte", erzählte Bronski später der Zeitschrift "Smash Hits". Das Angebot, bei Paul Morleys angesagtem ZTT Label zu unterschreiben, schlägt die Gruppe aus, nachdem dieser das Konzept vorschlägt, Shirts mit homosexuellen Slogans zu tragen. Morley setzt diese Idee kurz darauf mit Frankie Goes To Hollywood um. Im Gegensatz zu offenkundig homosexuellen Künstlern wie Erasure, Pet Shop Boys oder Boy George singt Somerville etwa in "Why?" offen davon, einen anderen Mann zu küssen. "The Age Of Consent" gilt daher bis heute als mutiges Falsetto-Manifest für gleichgeschlechtliche Liebe und deren Akzeptanz, eingehüllt in fantastische Popmelodien.

Somerville verlässt die Band im Mai 1985 und gründet The Communards, Bronski und Steinbachek veröffentlichen 1986 mit neuem Sänger das Album "Truthdare Doubledare", im Folgejahr "Out & About" und 1995 "Rainbow Nation". Danach arbeitete Bronski als Produzent und zog in den Nullerjahren nach Thailand. Steinbachek starb im Dezember 2016 an Krebs.

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