Fotos/Live-Review: Linkin Park in Berlin

60.000 Fans feiern Emily Armstrong und Mike Shinoda: Die Songs von "From Zero" erhalten mitunter den größten Applaus.

Berlin (ton) - Seit dem Einstieg Emily Armstrongs im vergangenen Jahr befinden sich Linkin Park absolut auf der Erfolgsspur: Das Comebackalbum "From Zero" fuhr einen Rekord nach dem anderen ein, kürzlich ein Auftritt beim Champions-League-Finale und die Headliner-Position bei Rock am Ring/Rock im Park im kommenden Jahr ist auch schon fix. Gestern gastierten Linkin Park im ausverkauften Berliner Olympiastadion.

Dennoch mehrte sich zuletzt Kritik am Livesound der US-Band: zu leise, zu dünn. Darüber konnte man sich beim ersten Voract Grandson, der einen Mix aus wütendem Rap und harten Nu-Metal-Riffs auf die Bühne brachte, nicht beschweren. Bei brüllend lauter Klangkulisse bilden sich die ersten Moshpits. Wer Gehörschutz trägt, ist klar im Vorteil.

Architects liefern fett

Dasselbe gilt für die Architects, die im Anschluss zwar auch melodiöse Akzente setzen, aber ein fettes, nach vorne treibendes Set abliefern. Bei Tracks wie "Curse" pogt die Masse. Sänger Sam Carter gibt im Trainingsanzug und Fußball-Trikot ohnehin einen absoluten Blickfang ab. Beide Acts lassen aber keinen Zweifel aufkommen, um was es heute Abend geht: Ob man bereit für den Hauptact sei? Und wie!

Mike Shinoda, Emily Armstrong und die Massen

Linkin Park stimmen die Masse mit "Somewhere I Belong" direkt gut ein, und liefern danach ein hervorragend ausbalanciertes Set zwischen Altvertrautem und Neuem. "Crawling" und "The Emptiness Machine" bilden die Highlights zu Beginn. Armstrong gibt am Mikrofon eine kraftvolle Vorstellung ab und zeigt keine Schwäche.

Die zweite Hälfte des Sets prägt eher Mike Shinoda mit vorwiegend Tracks aus der mittleren Karrierephase Linkin Parks. Er tritt immer wieder nach vorne und sucht die Nähe der Fans. Dazu passt, dass in den ruhigeren Momenten des Sets im gesamten Stadion die Smartphone-Lichter aufleuchten. Bei Klassikern wie "What I've Done" singen 60.000 Fans euphorisch mit.

Sind die neuen Tracks besser als die alten?

Erstaunlicherweise reagieren die Fans auf "Numb" und "In The End" eher verhalten. Ob es am durchmischten, eher jungen Publikum liegt? Gerade für diese Songs hätte ich mir mehr Liebe im Publikum erhofft. Tatsächlich sind es gestern die neuen Songs wie "The Emptiness Machine", die auf größere Resonanz stoßen. Der Zugabenblock mit Favoriten wie "Papercut" und aktuellen Krachern à la "Heavy Is The Crown" lässt schließlich keine Wünsche mehr offen.

Linkin Park liefern bei ihrem zweiten Deutschland-Konzert eine grundsouveräne und starke Show ab, die unterstreicht, dass Emily Armstrong im Bandgefüge eine größere Rolle verdient hätte. Sie ist mehr als nur die Nachfolgerin von Chester Bennington. "From Zero" wäre ein noch großartigeres Album geworden, wenn Shinoda ihr gesanglich mehr Raum gegeben hätte.