Im Finale setzt sich Paddy-Schützling Samuel durch, während Tom Odell, Zara Larsson und Lukas Graham die Zuschauer langweilen.
Berlin (hhu) - Deutschland hat eine neue Stimme, und die hört auf den Namen Samuel Rösch. Der Kirchensänger aus dem Erzgebirge setzte sich gestern Abend gegen seine Mitbewerber Jessica, Eros und Benjamin durch.
Eröffnet wurde der Schlusspunkt der achten The Voice Of Germany-Staffel von Olly Murs. Der sang zusammen mit den Kandidaten ein Medley seiner größten Hits ("Dear Darlin'", "Wrapped Up", "Troublemaker", "Up" und "Moves") und findet alle "amazing". Dieser generisch-uninspirierte Auftritt diente im Folgenden als Leitfaden für Coaches, Voices und die Moderatoren. Die machten genau dort weiter, wo sie im Halbfinale aufgehört hatten. Thore Schölermann riss dumme Witze und Lena Gercke las Grundschüler-Anmoderationen ab.
Auch bei den Sängern des Abends sah es nicht viel besser aus. Die nutzen ihre Möglichkeiten kaum. Dabei hatten sie doch gleich drei. Einen Solo-Auftritt, einen mit ihrem Coach und ein Duett mit einem "internationalen Megastar".
Jessica hat einen gebrauchten Tag
Bei Jessica hieß dieser Tom Odell. Der sympathische Brite hatte seine neue Single "Half As Good As You" im Gepäck, praktischerweise bereits im Original ein Duett. Nur leider singt Alice Merton in diesem deutlich besser als Jessica. Die kämpfte mit schiefen Tönen und zerstörte mit ihrem technikbetonten Gesang die intime Stimmung des Songs. Auch ihr Duett mit ihrem Coach zu dessen aktueller Single "Einmal" war ein Griff ins Klo. Klar, der Song an sich ist auch schon kaum zu ertragen, aber im Duett wurde er auf unerklärliche Weise noch schlimmer.
Am schlimmsten war aber ihre Solonummer. Bei "A Million Dreams" saß kaum ein Ton, am Ende schrie sie mehr als dass sie sang. Da konnte Thore dann noch so oft Ex-Siegerin Jamie-Lee heraufbeschwören, das Finale war für Jessica ein gebrauchter Tag.
Eros liefert nur solo
Etwas besser lief es für den Kandidaten des Team Fanta. Eros Atomus Isler legte solo mit "Fly Me To The Moon" eine verdammt abgebrühte Imitation der großen Bandleader der 50er hin, Crooning inklusive. Seine beiden Duett-Nummern konnten da nicht mithalten. In "Zusammen" mit seinen Coaches wirkte er als Clueso-Ersatz vollkommen deplatziert, während sein Auftritt mit Jess Glynne bereits mit der letzten Note vergessen war.
Benjamin langweilt
Ein ganz neues Level der Grausamkeit lieferte Yvonne Catterfeld mit ihrem Protegé Benjamin ab. Aus der wunderbar jaulenden Indie-Rock-Nummer "Creep" machten sie eine kitschige Neo-Jazz-Fahrstuhlmusik-Nummer. Da wünschte man sich schon fast Gunter Gabriels "Ich Bin Ein Nichts" zurück. Danach kam das Duett "Ruin My Life" mit Zara Larsson schon wie eine Erholung rüber.
Wenn der Song allerdings leicht verdaulich ist, merkt man Benjamins größte Schwäche: Hinter der stimmlichen Perfektion steckt nichts. Auch gestern Abend zeigte er wieder herausragende gesangliche Fähigkeiten, aber keinerlei Charakter in der Stimme. Dadurch wirkte seine Solonummer "She's Out Of My Life" dann nicht einmal ansatzweise gefühlvoll, sondern einfach nur abgesungen.
Samuel ohne Höhen und Tiefen
Ziemlich genau das Gegenteil hiervon war der spätere Sieger Samuel. Der überzeugte vor allem mit seiner charakteristischen Stimme, die wie geschaffen für gefühlvolle Deutschpop-Songs klingt. Mit seinem Coach Paddy gab er "Auf Uns" von Andreas Bourani zum Besten. Dabei zeigten sich zwei Dinge sehr deutlich. Erstens: Samuels Stimme fügt solchen generischen Deutschpopnummern eine neue authentische Facette hinzu. Zweitens: Paddy Kelly kann wirklich gar nicht auf deutsch singen.
Im Englischen kennt sich Samuel dafür kaum aus. Sein Duettpartner Lukas Graham musste ihm sogar extra die Intonation eines 'th' beibringen, damit der 24-jährige Brillenträger "Love Someone" singen konnte. Die Liebeserklärung Grahams an seine Frau war leider an Kitschigkeit kaum zu überbieten, woran auch Samuel nichts ändern konnte. Einen besseren Song bekam er solo vorgesetzt. Bei "In Diesem Moment" hatte er die Gelegenheit, im Finale alle zu verzaubern. Die große Gänsehaut blieb allerdings aus.
Am Ende reichte es aber dennoch. Nach einem Auftritt von Herbert Grönemeyer, beziehungsweise "The Godfather of vertonte Poesie" (O-Ton Thore) wurde das Endergebnis verkündet. Mit mehr als 50 Prozent der Stimmen holte sich Samuel Rösch überraschend eindeutig den Sieg.
Damit endete eine weitere Staffel "The Voice Of Germany". Wer jetzt nicht mehr weiß, was er mit seinen Sonntag- und Donnerstagabenden anstellen soll, an dieser Stelle ein 'Tipp': Nächsten Sonntag startet "The Voice Senior" mit Mark Forster, Yvonne Catterfeld, Sasha und The BossHoss in der Jury.
4 Kommentare
Yeah, die nächste deutsche Popkartoffel. Gibts nicht schon genug.
Samuel singt Bourani, fast haargenau wie Bourani.
Welche Facette? Bei mir wäre er Dritter geworden, hinter Eros und Benjamin auf der 1. Der Typ hat nen MJ Song gekillt, hört aber niemand. Nun gut, Herzlichen Glückwunsch an den Zinken aus dem Erzgebirge. Kennt nur leider bald eh keiner mehr.
Warum hat er gewonnen? Ist doch einfach. Mit so großem Abstand kann ein Langweiler nur gewinnen, weil die ganzen Kelly Family Fans Paddy an der Spitze sehen wollen. Hätte Samuel den ganzen Abend nur vor sich hingepfiffen, hätte er das Ding auch gewonnen.
Samuel Reinsch
#LU10
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