Außerdem neu am Freitag: Billy Idol, Philipp Poisel, Brainstorm, Silly, Carcass, Rage, Lindsey Buckingham, Tocotronic, Dÿse etc.
Konstanz (mima) - Wer hätte das gedacht? Der "Old Town Road"-Typ ist jetzt ein Popstar. Und eine Gay Icon. Dafür, dass sich alle Welt absolut einig war, dass nach dem viralen TikTok-Song aller viralen TikTok-Songs für den unbekannten Rapper mit dem dämlichen Namen nichts mehr gehen wird, hält sich Lil Nas X beeindruckend. Nicht nur, weil er sich langsam aber sicher als ein Pop-Rapper mit absolut einzigartiger Stimme herauskristallisiert, sondern auch, weil jede einzelne Single bislang einschlug wie eine Bombe. Besonders die beiden "Montero"-Vorboten hatten es in sich: Die Jack Harlow-Kollabo "Industry Baby" ist ein Streaming-Monster, und der Titeltrack "Montero (Call Me By Your Name)" ist jetzt schon die definitive schwule Hip Hop-Hymne. Was erwartet man da noch von einer Platte? Na, Features mit Doja Cat, Miley Cyrus und Elton John zum Beispiel. Das Team um den kleinen Nas hat bisher verlässlich Qualität geliefert, allzu viel dürfte da nicht schief gehen.
"Ich machte aus einer schwierigen Situation etwas, wie ich finde, Besonderes. Ohne die Pandemie wäre ein solches, harmonisch ausgeglichenes statt kantiges Album nie entstanden." Erraten, wer das gesagt haben könnte? Eher nicht, derlei Sätze haben derzeit viele Artists auf den Lippen. Die Antwort: Peter Maffay. Das obige Zitat stammt aus einem Interview in der Augsburger Allgemeinen, in dem der sozial engagierte Schlager-Rock-Sänger über sein Album "So Weit" spricht. Darauf behandelt er persönliche Schicksale und gibt pseudo-philosophische Kalendersprüche wie etwa Ein Leben läuft nie wie geplant und nicht nur geradeaus von sich. Die Texte flossen allerdings nicht aus seiner Feder, sondern wuchsen auf Johannes Oerdings Mist. Na super. Gepaart mit Maffays Kompositionen macht "So Weit" weniger einen 'harmonisch-ausgeglichenen' Eindruck, sondern wirkt eher wie ein Substitut, sollten die Bachblütentropfen gerade leer sein. Mal sehen, ob der Rest ähblich 'besonders' geworden ist.
Max Mutzke ist wohl einer der vielseitigsten Künstler Deutschlands: Er startete seine Karriere mit einer ESC-Teilnahme, brachte Alben heraus, die mal Jazz-lastig, mal Pop-lastig waren und ist aus der deutschen Musikwelt nicht mehr wegzudenken. Diesen Sommer bewies Mutzke dann, dass er als Doppelgänger eines Bourani oder Mark Forster durchgehen könnte. Genau das denkt man, hört man den ARD-Olympiasong "Beste Idee": Einen dermaßen glattpolierten Song hätte man Max früher nicht zugetraut. Wobei schon bei seinen letzten Alben Böses zu ahnen war. Wenn man allerdings noch "Durch Einander" im Kopf hat, ist es umso trauriger, dass er seine jazzige Zeit mit "Wunschlos Süchtig" nun scheinbar völlig hinter sich gelassen hat und sich zum inhaltslosen deutschen Pop hinzu gesellt.
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24/7 Indie, Pop & Alternative: Willkommen bei laut.fm/eins! Mit den Neuvorstellungen Gorillaz, Trümmer, Caribou, Sufjan Stevens & Angelo de Augustine, Courtney Barnett, Angel Olsen, Swutscher etc. - checkt hier die Top 20 der Woche und alle Neuzugänge.
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Schicksalsschläge verändern Menschen. So thematisiert Billy Idol in seiner aktuellen Single "Bitter Taste" Tod, Wiedergeburt und Veränderung und bezieht sich dabei auf seinen nunmehr 31 Jahre zurückliegenden schweren Motorradunfall: "Ich glaube, jeder hat sich während der Pandemie nachdenklicher gefühlt. Da schien es nur logisch und natürlich, etwas über meinen Motorradunfall zu schreiben. Vielleicht habe ich an diesem Straßenrand den respektlosen jugendlichen Billy zurückgelassen und die Tür für einen aufmerksamen Vater und einen sensibleren Musiker geöffnet". Die Single stimmt auf die kommende EP "The Roadside" ein. Scheinbar hatte der 65-Jährige doch keine Lust mehr darauf, in seinem Haus abzuhängen und in Ruhe alt zu werden, wie es die letzten sieben Jahre Pause vermuten ließen.
Während Philipp Poisel seinen Blick bei "Mein Amerika" noch auf die große, weite Welt gerichtet hatte und diesen Sehnsuchtsort speziell für sein Album bereiste, steht die Machart von "Neon" vollkommen im Kontrast dazu. Da unbeschwertes Reisen lange nicht möglich war, musste ein Ersatz her. Für Poisel die Fantasie, die dazu befähigt, in andere Welten einzutauchen. Genau dafür steht das Album: Sich in andere Sphären einträumen. In "Was Von Uns Bleibt" spannt er den Bogen in eine zukünftige Welt und wirft die zentrale Frage nach den Konsequenzen des Klimawandels auf: "Sag mir, was von uns bleibt, was von uns bleibt / Wenn kein Eis mehr auf den Meeren treibt", "Gib mir einen Platz, auf dem ich bleiben kann / An dem die Sonne auch in hundert Jahren noch scheint". Man kann gespannt darauf sein, ob es ihm in den restlichen Tracks ebenfalls gelingt, die Waage zwischen 'Emotion' und 'Kitsch' zu halten.
Alle Neuerscheinungen vom 17. September auf einen Blick:
2Cellos - Dedicated
A Dying Planet - When The Skies Are Grey
Adia Victoria - A Southern Gothic
Alexa Rose - Headwaters
Alexis Taylor - Silence
Alicia Walter - I Am Alicia
Alien Weaponry - Tangaroa
Andrew Lloyd Webber - Jesus Christ Superstar (50th Anniversary Edition) (2021 Remastered)
Andrew Star - Bad Habits
Andy Mineo - Never Land II
Apostolica - Haeretica Ecclesia
Assemblage 23 - Failure (20th Anniversary Edition) (2021 Mix)
Azzi Memo - Vibez 'N' Flowz
Bad Bad Hats - Walkman
Bbno$ - Eat Ya Veggies
Beach Riot - Subatomic Party Cool
Becca Stevens - Becca Stevens & The Secret Trio
Billy Idol - The Roadside (EP)
Blvck Hippie - If You Feel Alone At Parties
Black Birdie - Dear Diary
Bob Dylan - Springtime in New York: The Bootleg Series, Vol. 16 / 1980-1985
Brainstorm - Wall Of Skulls
Breathe Panel - Lets It In
Buena Vista Social Club - Buena Vista Social Club (25th Anniversary Edition) (2021 Remastered)
Buffalo Daughter - We Are The Times
Caleb Lee Hutchinson - Slot Machine Syndrome (EP)
Candlebox - Wolves
Carcass - Torn Arteries
Carly Pearce - 29: Written In Stone
Cassia - Magnifier (EP)
Charley Crockett - Music City USA
Charlotte Wessels - Tales From Six Feet Under
Cold Beat - War Garden
Concrete Castles - Wish I Missed U
Cynthia Erivo - Ch. 1 Vs. 1
Daughtry - Dearly Beloved
Don Broco - Amazing Things
Dr. Joy - Dr. Joy
Dream Theater - Lost Not Forgotten Archives: Master Of Puppets - Live In Barcelona, 2002
Driving Slow Motion - Adrift:Abyss
Dÿse - Widergeburt
E.Vax - E.VAX
Ed Carlsen - Grains Of Gold
Edge Of Paradise - The Unknown
Eidola - The Architect
Eivind Aarset - Phantasmagoria
Employed To Serve - Conquering
Fluppe - Blüte
Glasgow Coma Scale - Sirens
Graceful - Demiurgia
Hannah Holland - Tectonic
Herb Alpert - Catch The Wind
Holly Childs & Gediminas Žygus - Gnarled Roots
Holy Death Trio - Introducing...
Htrk - Rhinestones
Insomnium - Argent Moon (EP)
James Vincent McMorrow - Grapefruit Season
Jonas Kaufmann, Helmut Deutsch - Liszt - Freudvoll und leidvoll
Jones - Blue Sunshine (EP)
Jordan Rakei - What We Call Life
José González - Local Valley
Julian Stetter - Sky Without Colours
Kara Marni - State Of Mine
King Zebra - Survivors
Koma - Internment Failure
Kopy - Eternal (EP)
Krijo Stalka, Cone Gorilla - Schattenkrieger Vol. 2
Kyle Dion - Sassy
Lain Hardy - Here's To Anyone
Larkin Poe, Nu Deco Ensemble - Paint The Roses
Lil Nas X - Montero
Lilhuddy - Teenage Heartbreak
Lindsey Buckingham - Lindsey Buckingham
Liz Lawrence - Avalanche
Lizzie Loveless - You Don't Know
Luis Ake - Liebe
Lurk - Around The Sun
M1llionz - Provisional Licence
Max Mutzke - Wunschlos Süchtig
Melissa Etheridge - One Way Out
Mild High Club - Going Going Gone
Mimsy - Ormeology
Mini Trees - Always In Motion
Melissa Etheridge - One Way Out
Mono - Pilgrimage Of The Soul
Moor Mother - Black Encyclopedia Of The Air
Mozzy - Untreated Trauma
Nct 127 - Sticker
Niklas Wandt - Solar Müsli
Noah Kahan - I Was / I Am
Omer Klein - Personal Belongings
Osquinn - Drive-By Lullabies
Oversense - Egomania
Pablo Infernal - Mount Angeles
Paul Carrack - One On One
Pendant - To All Sides They Will Stretch Out Their Hands
Peter Maffay - So Weit
Philipp Poisel - Neon
Rage - Resurrection Day
Ray Blk - Access Denied
Real Friends - Torn In Two
Ricardo Tobar - Our Violence (EP)
Rittz - S.O.S.
Robin Red - Robin Red
Robledo - Wanted Man
Ronnie Wood, Ronnie Wood Band - Mr. Luck - A Tribute To Jimmy Reed - Live At The Royal Albert
Rp Boo - Established!
Sarah Connor - Herz Kraft Werke (Special Deluxe Edition Inkl. 6 Neuen Songs)
Scotty McCreery - Same Truck
Silly - Instandbesetzt
Sloper - Pulverise
Smoke Bellow - Open For Business
Sevyn Streeter - Drunken Wordz Sober Thoughtz
Sonny Vincent - Snake Pit Therapy
Spiritbox - Eternal Blue
Spitfire - Do Or Die
Stingray - Feeding Time
Supine - No Altar For The Company Man
Thala - Adolescence
The Beths - Auckland, New Zealand, 2020
The Brazy Bunch, A-Wax & King Iso - Written In Blood
The Diabolical Liberties - Birds Of Paradise
The Felice Brothers - From Dreams To Dust
The Plot In You - Swan Song
The Raven Age - Exile
Thrice - Horizons / East
Tion Wayne - Green With Envy
Tocotronic - Die Sanften (EP)
Trümmer - Früher War Gestern
Unusual Demont - Hues
Vanessa Neigert - Tanze Samba Mit Mir: Das Beste
VanJess - Homegrown
Vega - Anarchy And Unity
Whyzdom - Of Wonders And Wars
Yvette - How The Garden Grows
Zillakami - Dogboy
4 Kommentare mit 4 Antworten
Find ich echt schön, dass euch die Dÿse inzwischen nicht mehr durch geht sondern sogar titeltragende Funktion in der Red. gefunden zu haben scheint.
Volle Zustimmung. Dÿse sind mittlerweile sogar schon ein alter Hut. Dabei lechzt die Redaktion sonst immer nach aufregenden deutschen Bands.
Sseitenbacher Düüüsis
Hm, habe bei Billy Idol mit Schlimmerem gerechnet.
Grundsätzlich ein ganz ordentlicher Track.
"wie es die letzten sieben Jahre Pause vermuten ließen"
Wahrscheinlich wegen solch schlecht recherchierter Sätze, noch 2021 war er mit Miley Cyrus z.b. beim Superbowl Nebenkonzert zu sehen, mit einem starken Auftritt!
Nur weil so ein Musiker mal 7 Jahre kein Studioalbum macht, verlernen sie doch nix. Und ja der Song taugt!
Kommen eigentlich noch Reviews zu Manic Street Preachers oder The Vaccines von letzter Woche? Fand die Platten ganz ordentlich nach den ersten Durchläufen.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Sarah Connor is doch was für Craze