laut.de-Kritik
Jazz, Soul, Funk, Gospel, Blues - der Wunsch nach Freiheit.
Review von Sven Kabelitz"Frei sein ist ein Gefühl und wie könnte man dies beschreiben? Wie erklärst du jemanden, der noch niemals verliebt war, wie es sich anfühlt, verliebt zu sein? Man kann Gefühle beschreiben, aber man kann sie nicht begreiflich machen. Aber man weiß, wann es passiert. Dasselbe meine ich mit Freiheit. Ich hatte einige Auftritte bei denen ich mich wirklich frei fühlte. Ich sag dir, was Freiheit für mich bedeutet. Keine Angst. Ich meine wirklich keine Angst zu haben. Wenn ich nur die Hälfte meines Lebens keine Angst haben würde." - Nina Simone.
Gleichgültig ob selbstgeschriebene Songs oder Coverversionen: In der ihr eigenen Verflechtung aus Jazz, Soul, Funk, Gospel und Blues wurden sie alle zu Simones Babys. In einer Zeit, in der man noch mehr als heute einen schweren Stand als schwarze Frau hatte, brach sie als unabhängige Bürgerrechtlerin durch die Fronten: dank ihrem Können am Piano und einer mächtigen dynamischen Stimme, die mit jeder einzelnen Phrasierung eine eigene Geschichte erzählen konnte.
"To Be Free" fasst 51 Songs, darunter acht unveröffentlichte Stücke, sowie ein für den Emmy nominiertes TV-Special zusammen. Erstmals werden, beginnend mit ihren ersten Aufnahmen 1957 für Bethlehem Records bis zu ihrem letzten Album "A Single Woman" 1993, alle Stationen ihrer Karriere berücksichtigt. Ein ausführliches Booklet erzählt die Geschichte zu jedem einzelnen Track.
Ausgehend von den Jazz-Standards "Mood Indigo", "I Loves You, Porgy" und ihrem späteren Erfolg "My Baby Just Cares For Me" steuert das Box-Set zielstrebig durch ihre "Black Classical Music". Klassiker von Brel ("Ne Me Quitte Pas"), den Beatles ("Here Comes The Sun"), Well/Brecht ("Pirate Jenny") bis hin zu den Bee Gees ("To Love Somebody") macht sie zu ihren eigenen. Wundervolle Balladen ("Wild Is The Wind"), neu arrangierte Traditionals ("Black Is The Color Of My True Love's Hair") und zänkische Eigenkompositionen ("Four Women", "To Be Young, Gifted And Black") steht fiebriger Afro-Funk ("Funkier Than A Mosquito's Tweeter") entgegen. "To Be Free" gleicht einem Schmelztiegel der unterschiedlichsten Stile und Epochen. Nur "Sinnerman" vermisse ich schmerzhaft.
Um Karriere und Leben der Nina Simone zu umschreiben, braucht es freilich mehr als ein paar Zeilen oder drei CDs. Dennoch bezeugt "To Be Free": In Simones Musik drückt sich in jedem Moment der Wunsch nach Freiheit aus.
7 Kommentare
So, und jetzt noch irgendwann einen Nina Simone Meilenstein und ich bin zufrieden
Meiner Meinung nach auch heute noch eine der wichtigsten Sängerinnen unserer Zeit! Kein Wunder, dass sie so häufig von zahlreichen Rappern gesampelt wird. Leider trotzdem immer noch viel zu unbekannt.
Sie hätte deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient!
@DeusEx (« So, und jetzt noch irgendwann einen Nina Simone Meilenstein und ich bin zufrieden »):
ich wäre dabei. nur welches album sollte man nehmen?
Sings the Blues...
Ich persönlich bin ja ein Fan von Wild Is The Wind (besonders wegen ihrer Version von Lilac Wine und Black Is the Color of My True Love's Hair und auch Four Women), aber als Meilenstein ist wohl am Besten I Put A Spell On You oder eines ihrer Live-Alben geeignet
Meilenstein zu Pastel Blues oder ...sings the blues
BITTE!!