laut.de-Kritik
Trent Reznor in den Klauen der Dark-Ambient-Band Coil.
Review von Daniel StraubJetzt ist es offiziell: Es gibt weitere von Trent Reznor in den 90er Jahren beauftragte Remixarbeiten von Nine Inch Nails-Tracks der britischen Dark-Ambient-Formation Coil. Hartnäckig hielten sich über die Jahre Gerüchte, dass es außer den damals veröffentlichten Versionen von "Closer", "Gave Up" und "Fixed" noch weitere geben würde.
Zusammengefasst unter dem Titel "Recoiled" erscheinen nun insgesamt fünf Tracks: "Gave Up", "Closer" und "The Downward Spiral" sind jeweils ein Mal vertreten, "Eraser" dagegen in zwei unterschiedlichen Remixen. Zusammen bringen es die fünf Stücke auf rund 40 Minuten Spielzeit. Das ist mehr als ordentlich und schon fast longplayer-würdig.
Das neue NIN-Release erscheint nicht, wie man vermuten würde, auf Reznors Nothing Records, sondern beim britischen Industrial Label Cold Spring, das sich in der Vergangenheit vor allen Dingen mit seinen Releases von Merzbow und Psychic TV einen Namen gemacht hat.
Die Zusammenarbeit mit Coil war für Reznor damals die Erfüllung eines lange gehegten Traums, da er Peter Christopherson und John Balance zu seinen wichtigsten musikalischen Vorbildern zählt. Und es spricht einiges dafür, dass Coil der Musik von NIN ähnlich zugetan waren, denn die Remixes, die sie in ihrer rund 20-jährigen Karriere produzierten, lassen sich an einer Hand abzählen.
Klar, dass sich bei einer derartigen Ausgangslage die Erwartungen gerne mal verselbständigen. Der NIN-Fan möchte am liebsten einige starke Reznor-Tracks, der Coil-Follower vorzugsweise so etwas wie eine Reinkarnation der beiden verstorbenen Musiker. Beide Seiten dürften mit den fünf Remixen von "Recoiled" nicht restlos zufrieden gestellt sein, zu ambivalent fallen die Tracks aus.
Der Opener "Gave Up" sucht noch die Nähe zum Original und brettert wuchtig aus dem Boxen. Es ist jedoch die einzige Nummer, die sich so wenig emanzipiert. "Closer" und "The Downward Spiral" tragen beide ganz eindeutig die Handschrift von Coil-Mastermind Christopherson.
Die fluiden Sounds, die oftmals an das Coil-Release "A Thousand Lights In A Darkened Room" erinnern, geben beiden Stücken von Beginn an eine starke Coil-Prägung, gegen die weder Reznors Vocals noch die NIN-typischen Gitarren-Chords ankommen. Schon allein wegen diesen beiden Versionen lohnt sich der Kauf von "Recoiled" - zumindest für die Coil-Fans.
Die beiden jeweils über acht Minunten langen Remixes von "Eraser" sind dann so etwas wie ein finaler Kompromiss. Hier kommen beide Seiten auf ihre Kosten, leider fehlt den Tracks dadurch aber etwas der Biss. Dennoch hält "Recoiled" einige schöne Momente bereit.
3 Kommentare
Wie wäre es denn eigentlich mal mit einem Meilenstein für Coil und/oder Throbbing Gristle?
Falls jemand an der CD interessiert ist: Zwei Exemplare der CD können bis zum 5.4 unter http://www.ninfos.de/2014/gewinnspiel-zum-… gewonnen werden.
Nothing ist seit 2007 tot.
http://en.wikipedia.org/wiki/Nothing_Records