laut.de-Kritik
Jetzt wirds schmutzig!
Review von Alexander CordasJetzt wirds schmutzig! Nicht nur, dass uns Norah Jones vom Cover aus lasziv anblickt. Die Gestaltung ist zudem fast eins zu eins vom Filmplakat zu "Mudhoney" entlehnt (zu Deutsch: "Garten der Lust"). Ebenjener Streifen stammt von Tittenfetischist Russ Meyer. Was will uns die Sängerin damit sagen? Dass eine Brustvergrößerung kurz bevor steht? Es existiert ein Oben-Ohne-Video?
Den optischen Retro-Stil unterstreicht die Nennung der am Album Beteiligten auf dem Cover, bei der ein Name fett hervorgehoben ist: Danger Mouse. Den knöpfchendrehenden Tausendsassa scheint man immer dann zu Rate zu ziehen, wenn man Künstlern einen massenkompatiblen Sound verpassen möchte, der trotzdem noch so etwas wie einen Underground-Flair transportiert. Genau dieses Kunststück gelingt dem Duo Jones/Danger Mouse auf "Little Broken Hearts" denn auch ganz gut.
Den Einfluss des Producers auf das Klang-Kostüm darf man jedoch nicht überbewerten. Jones scheint ihren Zuhörern Veränderungen nur in wohldosierten Kleinstportionen zumuten zu wollen. Zwar sehnt sie sich offenbar nach einem breiteren Spektrum an künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten, aber letztendlich erhält der interessierte Hörer doch stets das, was er sich wünscht. Nämlich ein Album mit wohlklingenden Tunes, die sich im weiten Feld zwischen Folk, Jazz, Country und Singer/Songwritertum tummeln.
Zweimal hört man Danger Mouse' Anteil vermehrt heraus. In "Say Goodbye" bringt Brian Burton etwas deftiger klingende Beats, eine angeschweinte Orgel und twängelnde Gitarren-Versatzstücke ins Spiel. Leider kränkelt der Track am ziemlich platten Refrain, der die ansonsten lockere und flockige Stimmung ins Banale abdriften lässt. Etwas Western-Flair erfährt "Little Broken Hearts". Der Titeltrack zählt auch zu den Highlights.
Die Themen Beziehungsdramen, Trennung, Schmerz und Verletztheit dominieren das Album, beleuchten es aus unterschiedlichen Perspektiven. Das erklärt die atmosphärische Lethargie von "Little Broken Hearts". Jones scheint des Kämpfens überdrüssig. Die Beziehung ist zuende? Dann soll es wohl so sein ... Ergo pendelt die Fieberkurve der Songs nur leicht auf und ab.
Nur einmal wirds rabenschwarz, wenn sie eine "Miriam" besingt und ihr rät, besser die Füße still zu halten, denn dem untreuen Typen habe sie ja bereits ein Lächeln von einem Ohr zum anderen verpasst. Diese psychotische Stimmung konterkariert Jones mit der süßlichsten musikalischen Untermalung. Eine Art tönender Kastenteufel. Wehe dem, der mit ihren Gefühlen spielt.
Der Kehraus, ein vertonter Film Noir, bringt noch einmal etwas Abwechslung in den harmonischen Gleichklang. Wenn auch einen sehr düsteren, der mit lyrischer Verzweiflung gespickt ist.
Man wünscht sich immer wieder, Norah Jones würde über ihren Schatten springen, eindeutiger musikalisch Stellung beziehen und wirklich überraschen. So wandert sie zwar etwas abseits der eingetretenen Pfade, man hat aber stets den Eindruck, künstlerisch muss noch mehr drin sein. Vielleicht war Danger Mouse noch nicht ganz der Produzent, der das letzte Quäntchen funkelnder Magie aus ihr heraus kitzeln konnte ...
4 Kommentare
Also das Oben-Ohne-Video würd eich mir auch ncoh ansehen.
Die Alte ist eine so dermaßene Schlaftablette von der kichsch Plaques!
da hört man doch deutlich wer der produzent war.
Sehr gutes Ding, sollte nicht in Vergessenheit geraten!