laut.de-Kritik
Der Beat, der ihn in die Knie zwingt, wurde noch nicht produziert.
Review von Lukas RauerOlexesh stieg als erst zweiter Rap-Künstler der Geschichte sowohl mit einem Album ("Rolexesh"), als auch mit einer Single ("Magisch") auf Platz eins der deutschen Charts ein. Neun Monate nach diesem Erfolg spendiert OL der Rapwelt den Nachfolger zu seinem 2012 erschienenen "Authentic Athletic". Kurz vor dem Jahreswechsel gibt es satte 32 Tracks
Bei einer Spielzeit von 1:42 Stunden stellt sich unweigerlich die Frage, ob das 385i Member für hinreichend Abwechslung sorgt. Immerhin bergen solche Mammut-Projekte und allgemein mehrere Releases pro Jahr das Risiko, dass die Musik zu skizzenhaft, zu unausgegoren gerät. Insbesondere Gangsta-Rapper laufen Gefahr, sich in Wiederholungen zu verlieren, gerade inhaltlich. Spoiler: Auf "Authentic Athletic 2" steht der Sound im Vordergrund und nicht der Inhalt. Völlig abstinent sind private Themen aber nicht. "Papa War Am Deal'n" gewährt beispielsweise einen Einblick in die Kindheit von Olexesh.
Immerhin umgeht der Kranichsteiner diesen Stolperstein zugegebenermaßen geschickt. Zu schreiben, dass "Authentic Athletic 2" klanglich Abwechslung böte, wäre untertrieben. Das Album ist mit so vielen Facetten vollgestopft, dass Tracks, die auf einem regulären Album als Filler bezeichnet würden, kaum den Hörgenuss minimieren. Grund hierfür ist außerdem die Experimentierfreudigkeit Olexesh mit Hinblick auf die Auswahl seiner Featuregäste.
Casper und Yung Hurn auf einem Track? Olexesh macht es auf "Ice" möglich. La Fouine und Calo ("Legend") oder Young Buck und Hanybal ("Get The Strap")? Auch kein Problem. Wären solche Kollaborationen in die Hose gegangen, hätte es vermutlich nicht wenige überrascht, aber so gelingen angenehme Überraschungen. Zusammenarbeiten mit Künstlern wie Capital Bra, AK AusserKontrolle, Nimo oder Celo & Abdi sind dagegen mittlerweile zu naheliegend, um wirklich zu flashen. Dennoch weiß beispielsweise "Knack Den Novo" mit AK zu gefallen. Wer will, kann die Nummer als indirekte, entspanntere Fortsetzung zu "Avtomat" sehen.
"Du musst schon krasser rappen, um so wie ich zu sein", was Olexesh ohne Frage am meisten auszeichnet, dürfte inzwischen auch dem letzten Rap-Hörer klar sein: Sein Flow und sein Talent, jeden Beat berappen zu können. Davon gibt es auf dem Werk wahrhaft reichlich. Auf "4 Runden" stellt Olexesh zur Schau, dass es ihm keinerlei Probleme bereitet, innerhalb von knapp vier Minuten auf vier verschiedenen Beats zu rappen. Dieses Prinzip ist ohne Frage nicht neu, macht aber Laune.
Der Abwechslungsreichtum des Releases erstreckt sich von entspannt ("Idéal Life", "Selbes Problem"), geflexe ("Fata Morgana", "Von Vorn", "Haarp Hood"), modern ("Legend", "Pack Es Ab", "Wein Nicht"), emotional ("Papa War Am Deal'n") bis hin zu Anti-'Plastikrap' ("Brennende Tonnen", "385 Aufm Tacho"). Mit diesem enormen Spektrum deckt Olexesh bis auf Horrorcore so ziemlich alles ab, was es gibt und gestaltet somit ein einziges Album vielfältiger als manche Rapper ihre Karierre.
Trotzdem gilt: Nicht überall, wo "Authentic Athletic" drauf steht, ist auch "Authentic Athletic" drin. Das Album klingt moderner als der Erstling. Diese Entwicklung wird durch die Inklusion von Autotune Hooks, trappigen Beats und die Wahl einiger der Gäste begünstigt. Ferner mangelt es zum Teil an dem Hunger, der Olexesh auf dem damaligen Release ausmachte. Songs wie "Treffpunkt Metropole", "Nitro" oder "Spotlight" fehlen. Mit "Latina Riecht Nach Mango 2" erhält außerdem nur ein Song vom Debüt eine Fortsetzung.
Womöglich kann man "Brennende Tonnen" als "Bum Fights 2" bezeichnen und, wie bereits gesagt, "Knack den Novo" als "Avtomat 2", allerdings waren das keine Songs von "Authentic Athletic", sondern von "Nu Eta Da" und "Masta". Je nach Erwartungshaltung besinnt sich Olexesh dementsprechend zu wenig auf seine Wurzeln. Wer einen roten Faden erwartet, wird ebenfalls enttäuscht. Der Aufbau ist vollkommen willkürlich und rückt die Skills von Olexesh in den Vordergrund. 30 Roc, Bazzazian, Lex Barkey oder Maestro sind dabei übrigens nur einige der Namen, die am Sound mitwirkten.
Die Aussage, "das Tape ist sein Geld wert, du kriegst alles von mir", mag streitbar sein, abgesehen von inhaltlich bahnbrechenden Themen trifft sie jedoch zu. Olexesh bedient Fans von verschiedenen Subgenres und zeigt, dass er keine Komfortzone braucht, um zu überzeugen. Wenn der Release eines veranschaulicht, dann, dass Olexesh über jeden Type of Beat rappen kann. Der Beat, der ihn in die Knie zwingt, wurde noch nicht produziert.
6 Kommentare mit 2 Antworten
überbewertet dieser Olex.
Symphatischer Typ und er kann flowen - dafür sind halt aber die Texte zu 90% völliger Schwachsinn. Über das völlige Wirrwarr auf diesem Album reden wir erst gar nicht.
1h43 is mir zu viel, da hab ich direkt keine lust mehr reinzuhören.
Abgesehen davon, dass ich Olexesh so oder so nicht sonderlich hörenswert finde, muss ich dir bezüglich der Länge Recht geben. Ich mag den Trend im US Rap zu kürzeren Alben unter 30 Min sehr. Ich bin jemand, der Alben noch gerne als Gesamtwerk sieht und sie deshalb auch gerne noch als Gesamtwerk konsumiert. Bei fast 2 Stunden Laufzeit ist das meistens nicht möglich.
Dass man keinen Bock auf so lange Alben hat kann ich verstehen. Aber dass ein kausaler Zusammenhang zwischen Albumlänge und Konsumgenuss besteht, ist doch Quatsch. Hiphop hör ich selbst nur nebenbei, aber zumindest bei mir in Rock und Metal sind lange Alben ebenso wie auch Doppelalben geläufig - und die variieren dann natürlich auch in der Qualität. Aber für ein gutes Doppelalbum nehme ich mir dann auch gerne die Zeit und die sind dann auch meistens der Grund, warum Musik für mich langfristig Hobby ist und bleibt .
Dass das auf Olexesh höchwahrscheinlich nicht zutrifft - geschenkt. Deutschrap bietet zu wenig Qualität für solche Phänomene imho.
Bei OL denke ich zumeist an das 2015er Relase "Masta".
Starke, vielseitige druckvolle Beats. Starker, vielseitiger, druckvoller Flow.
Katastrophale Texte. Ohne Witz, Spannung oder Interesse.
Wenn er sich nicht in textlich simplen Verschwörungstheorien ablässt, kokettiert er mit der allgegewärtigen Russenhocke und matschigen Pfützencocktails. Wieder und wieder. Dazu ein paar slawische Ausdrücke in die Luft geschossen und 1-2 obligatorische Comedytracks zum Fremdschamfürchten.
Ganz schlimm wurde es dann auf seinem überlangen Mixtape: textlich unterirdischer Themenbrei traf auf großartigen Flowbiss, der jedoch im Dauerfeuer der Belanglosigkeiten jene omnipräsente Fillerblase zum Platzen brachte.
Seitdem ging es so in diese Richtung..auch "Rolexesh" konnte mich nach anfänglicher Begeisterung nicht gänzlich überzeugen..auch hier wieder textlicher Schwachfug ohne den irren Esprit manch anderer Künstler mit reduzierten Inhalten
Dieses Release hier werde ich mir die Tage geben, doch schon die Länge macht mir zu schaffen
Kann mich nur anschließen, Flow ist gut, aber der ist einfach dumm wie Stroh.
Hab mir mal "Ice" gegeben. Wer älter als 16 ist und das feiert, hat den Schuss nicht gehört.