laut.de-Kritik
Zur völligen Neuerfindung fehlt der Mut. Noch.
Review von Daniel Straub"Der Mückenschwarm" hat Oliver Koletzki groß gemacht. Trotzdem: Der Track für die Peaktime im Club liegt inzwischen eine gefühlte halbe Ewigkeit zurück. Viel hat sich seit dem Release vor knapp zehn Jahren getan. House, vorzugsweise in seiner deepen Variante, ist zur Konsensclubmusik avanciert, und auch Oliver Koletzki tummelt sich mit seinem Schaffen längst nicht mehr auf jeder Afterhour.
Zwar residiert er nach wie vor in der Techno-Hauptstadt Berlin. Die Impulse, Anregungen und Ideen, die er aus der Metropole destilliert, klingen aber nur noch teilweise nach Club. Die Beats spielen im Jahr 2014 längst nicht mehr die Hauptrolle auf einem Oliver Koletzki-Album. Auf "I Am OK" geht es stattdessen um Melodien, und damit letzten Endes um Popmusik.
Ganz überraschend kommt das nicht. Schließlich hat sich Oliver Koletzki schon mit seinen beiden "Großstadtmärchen"-Alben in den Pophimmel geträumt. Wie schon bei seinen Vorgängeralben, so aktiviert er auch für "I Am OK" wieder sein Netzwerk aus Sängern und Rappern, holt sie in sein Studio und gibt den meisten seiner neuen Tracks so eine Stimme.
Auf einen Stil lässt er sich dabei jedoch nicht festlegen. Stücke, die das Zeug zum Clubhit haben (wie "Gravity"), stehen gleichberechtigt neben recht schmalzigen Nummern wie "Up In The Air". Das muss nicht jedermanns Geschmack treffen und schon gar nicht alle überzeugen, passt aber irgendwie zum bunten Soundmischmasch, den Oliver Koletzki auf seinem neuen Album zusammengetragen hat.
Am längsten von den 13 Tracks hallt "Hommage" mit MC Rene am Mikrofon nach. Während bei vielen neuen Koletzki-Tracks der Hang zum Pop aufgesetzt und über weite Strecken bemüht und affektiert wirkt, geht "Hommage" einen anderen Weg. Hip Hop gibt hier den Ton an, und doch strahlt das Stück Credibility aus, wie kein anderes auf "I Am OK".
Man wünscht es sich am Ende, dass Oliver Koletzki den Mut gehabt hätte, sich ganz neu zu erfinden. Aber "I Am OK" bleibt ein Zwischending, wie schon die "Großstadtmärchen"-Alben, immer auf der Flucht vor dem "Mückenschwarm".
3 Kommentare
Als Szenefremder muss ich sagen: gefällt!
http://www.ampya.com/news/Reviews/Oliver-K…
woot