laut.de-Kritik
Metallisch, plakativ und selbstzerstörerisch.
Review von Kai ButterweckMit mittlerweile 25 Kerzen auf dem Geburtstagskuchen gehören Oomph! zu den dienstältesten Vertretern der NDH-Branche. Fünf Jahre nach "XXV" weisen Dero Goi und Co. mit "Ritual" zum 13. Mal in gewohnt düsterer Art und Weise darauf hin, dass es in Zeiten aufkeimender Rammstein-Ekstase auch ihnen noch in den Fingern juckt.
Fernab der eher rockigeren Ausrichtung des Vorgängers legen Oomph! mit dem Anti-Kriegs-Brett "Tausend Mann Und Ein Befehl" gleich los wie die Feuerwehr. Auch in der Folge dominieren schwere Gitarrensalven und düstere Synthiewellen das Geschehen. Angetrieben von Deros markantem Marsch-Organ hämmern Songs wie das wummernde Wegweiser-Drama "Achtung! Achtung!", die geradlinige Hymne "Kein Liebeslied" und der krachende Eltern-Arschtritt "Trümmerkinder" mit Vehemenz an die Pforte des Industrial-Metal-Olymps. Musikalisch gibt es zwar nicht viel zu murren, aber die meisten Riffs verharren nur für kurze Zeit im Gedächtnis. Aber es knallt ordentlich und nur das zählt.
Mit Beginn des gemeinsam mit Lord Of The Lost-Chef Chris Harms interpretierten Untergangsszenarios "Europa" lassen Oomph! die Zügel dann etwas lockerer. Statt weiter geradeaus zu marschieren, biegt man ab und setzt die Reise in Schlangenlinien fort. Dadurch wankt nicht nur die Richtungsanzeige bedenklich, auch das Stimmungsbild erhält einen Bruch. Plötzlich rücken die Texte mehr und mehr in den Vordergrund, was wie schon auf früheren Alben zur Folge hat, dass man sich bei mancher Zeile fragend am Kopf kratzt ("Europa - Stirb langsam! Europa – Sei bereit! Europa – Stirb langsam! Nimm dir Zeit!").
Songs wie das langatmige "Das Schweigen Der Lämmer" und der zwischen Leben und Tod pendelnde Filler "Phönix Aus Der Asche" ebnen schließlich den musikalischen Pfad für den finalen Selbstzerstörer "Seine Seele"; ein Song, der mit poppigem Allerweltsrefrain und stumpfer Missbrauch-Lyrik all das, was während der ersten Albumhälfte mühsam aufgebaut wurde, gnadenlos gegen die Wand fährt.
Und so herrscht einmal mehr Ernüchterung am Ende eines Oomph!-Albums vor. Daran ändert auch ein polarisierendes Konsonanten-Feuerwerk nichts ("Trrr - Fckn - Htlr"). Was zu Beginn noch für Aufsehen sorgt, lässt zum glattgebügelten und mit plakativem Blabla statt zündenden Ideen ausgestatteten Ende hin ("Massenmord, Gruppensex, Rassenwahn, S&M, Diktatur, Untertan, Religion, Impotenz, Extremist, Deutscher Gruß, Untergang, Doublefist") immer mehr nach. Ein "Ritual" für die Ewigkeit ist diese Platte definitiv nicht geworden, falls das jemand erwartet haben sollte. Typisch Oomph! halt.
10 Kommentare mit 9 Antworten
Ist Oomphie noch am Stiso?
Ewig nicht gelesen. Wahrscheinlich jetzt 18, hat den Führerschein und entdeckt die Welt.
Ich hab auch direkt an Ooomphie gedacht
Ein unvoreingenommenes, professionelles und gehaltvolles Review ist das definitiv nicht geworden, falls das jemand erwartet haben sollte. Typisch laut.de halt.
Finde die Songs leider nicht gut. Ihr bestes Album ist für mich GlaubeLiebeTod.
Wahrheit oder Pflicht war auch noch gut
"Massenmord, Gruppensex, Rassenwahn, S&M, Diktatur, Untertan, Religion, Impotenz, Extremist, Deutscher Gruß, Untergang, Doublefist"
Ah ja
Da hatte der Schreiber offensichtlich ja eine Menge Ahnung von der Materie. OOMPH! haben ihren 25. Geburtstag schon lange hinter sich gelassen und gehen dieses Jahr auf die 30 zu (1989 gegründet).
Ich frage mich jedes mal ob man ein Album direkt so zerreißen muss nur weil man es nicht gut findet. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und eine Jahrelange Arbeit direkt mit einem Artikel so der maßen in den Dreck zu ziehen ist schon unter aller Sau.
Außerdem sollte man sich im Vorfeld informieren über das was man schreibt und nicht den erstbesten Praktikanten an die Sache lassen.
kann man das als Rammstein Ersatz hören?
Ne, kann man nicht. Bisher ist nichts davon bekannt, daß von Oomph jemand systematischen sexuellen Mißbrauch begeht.
schade, dann muss man weiter beim Original bleiben
Eben!