laut.de-Kritik

Pete oder Peter, er bleibt dieser weltfremde, kindliche Dandy.

Review von

"Grace / Wastelands" klingt ungewöhnlich clean. Kein Genuschel, das man ansonsten von Doherty kennt. Er zupft kaum verspielt an der Gitarre wie noch bei "Down in Albion". Die Songs sind klarer durchstrukturiert und teilweise mit Streichern sehr aufwändig arrangiert. Man hört, dass Graham Coxon von Blur sowie Produzent Stephen Street Doherty zur Seite standen.

Trotzdem versprüht das Album verpeilten Doherty-Charme und zeigt erneut auf, wie unglaublich talentiert der mittlerweile 30-Jährige ist. Mit diesem Charme spielt er in zwölf ruhigen Singer-Songwriter-Liedern, die wie ein Guss wirken. Kein großer Hit, kein peinlicher Absturz.

Opener "Arcady" dümpelt fröhlich locker vor sich hin, ein Besen streichelt das Schlagzeug. Die erste Singleauskopplung "Last Of The English Roses" ist für Doherty-Verhältnisse sehr poppig gehalten. "A Little Death Around The Eyes" entpuppt sich als Gitarren-Streicher-Ballade, an der auch Carl Barât mitgeschrieben haben soll.

Beim swingigen, im 20er Jahre-Stile mit Trompeten und Piano gehaltenen "Sweet By And By" wendet sich Doherty wehmütig der Libertines-Zeit zu: "Oh was it so long ago? When we first hit the road. I remember those earliest shows." Um dann weiter seine Verflossene, Moss, zu fragen: "It wasn't so long ago, when you said you loved me so/ Where did you go? You didn't even say goodbye."

Wer die Karriere des käsebleichen Engländers seit den Libertines-Zeiten mitverfolgt, wird von "Grace / Wastelands" wenig überrascht sein. Dieses Album bildet nämlich keine viel zitierte Rückkehr, sondern spiegelt genau das wieder, was sich in Doherty in den letzten Jahren so alles angesammelt hat.

Dazu gehören natürlich auch die Drogenjahre. Dazu gehört natürlich auch die Liaison mit Topmodel Kate Moss. Man muss verstehen, dass ein Peter Doherty wohl kaum einen solchen Output an Songs hätte, würde er sein Leben nicht dermaßen verschleißen.

Doherty-Fans werden auf wundervolles und teilweise auf altbekanntes Material stoßen. Schließlich ist der Libertine bekannt dafür, in verrauchten Kneipen Spontankonzerte zu geben oder neue Songs einfach mal online zu stellen. So ist es auch nur konsequent, dass das ganze Album auf seiner Myspace-Site zu hören ist.

Auf "Sheepskin Tearaway" singt der Bohemien zusammen mit der bezaubernden Dot Allison ein herzergreifendes und zärtliches Duett, bei dem man das Gefühl hat, dass sich beide auf einer Wiese tummeln und der untergehenden Sonne die Probleme ihres Lebens entgegen hauchen.

Pete oder Peter, er bleibt dieser weltfremde, kindliche Dandy, der etwas verloren durch die Welt tingelt. An den Nebengeräuschen dieses Libertine-Lebens darf sich die Masse gerne auch weiterhin skandalgeil ergötzen. So lange dabei solche Destillate entstehen, kann ein Doherty-Fan den ganzen Affen-Zirkus nur müde belächeln.

Trackliste

  1. 1. Arcady
  2. 2. Last Of The English Roses
  3. 3. 1939 Returning
  4. 4. A Little Death Around The Eyes
  5. 5. Salome
  6. 6. I Am The Rain
  7. 7. Sweet By And By
  8. 8. Palace Of Bone
  9. 9. Sheepskin Tearaway
  10. 10. Broken Love Song
  11. 11. New Love Grows On Trees
  12. 12. Lady Don't Fall Backwards

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Klein Pete - am 12.3.1979 in Liverpool in eine streng katholische Familie geboren und in den Midlands, Birmingham, Shepherd's Bush/London, in Remscheid/Deutschland …

23 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Hab das Album jetzt endlich mal komplett durchgehört.

    Ich finde Pete hat damit ein solides Album abgeliefert, auch wenn er das Rad damit nicht neu erfindet.

    12 gute Songs von denen mir persönlich die letzten 3 am besten gefallen. Ein klares Album zum durchhören.

    Besonders hervorzuheben ist meiner Meinung nach aber die Aufnahmequalität. Habe noch nie eine Platte von ihm, den Babyshambles oder den Libs gehört die so sauber klingt. Das passt sehr gut zu den akustischen gehaltenen Songs des Albums.

  • Vor 15 Jahren

    find das album ganz angenehm, jetzt so im frühling. der kontrast zwischen der sauberen produktion und seiner nach wie vor abgefuckten aussprache ist auch schon geil, weil neu, irgendwie. alles nicht revolutionär, aber gefällt.

  • Vor 15 Jahren

    Nach langem hören muß ich sagen mir ist das ganze Album auch etwas zu glatt.