laut.de-Kritik
Musik und Film gehen manchmal doch Hand in Hand.
Review von Kathrin FinkAls Stimme und Gesicht von Genesis wurde er bekannt und verehrt. Doch der Name Peter Gabriel stand auch nach seinem Ausstieg bei der sagenumwobenen Ex-Kapelle für Querdenken, Experimentierfreudigkeit und Kreativität. Hier nun also endlich ein digitaler Beweis seines visuellen Schaffens: "Play The Videos" - eine umfassende Sammlung von allen wichtigen, stilbildenden Gabriel-Videos.
Der Trip beginnt mit dem für Gabriels Verhältnisse sehr unspektakulären Video zu "Father, Son". Farblos und alt sitzt der Musiker an seinem Klavier und entschwingt in einer ruhigen, melancholischen Melodie. Ganz anders dagegen die Videos, die ihn berühmt gemacht haben: "Sledge Hammer", "Games Without Frontiers" oder "Lovetown" tragen die absolut eigene, unverkennbare Gabriel-Handschrift. Angemalte Köpfe, seltsame Hintergrund Verfärbungen, bizarre Miniaturdarstellungen, maskenartige Gesichter, die auf dem Asphalt vor sich hin starren - kurz gesagt, Welten denen wir in unseren abgedrehtesten Träumen nicht nahe kommen.
Kollaborationen pflegt er vor allem mit Damen. Im Video zu "Blood Of Eden" dümpelt er händchenhaltend mit Sinead O'Connor durch farbenträchtige Landschaften, bei "Don't Give Up", rührt ein romantischer Auftritt im Arm von Kate Bush zu Tränen. Zwei ruhige, stilvolle Clips, die den Schwerpunkt einmal nicht auf möglichst verrückte Ideen legen. Eine weitere aufwandarme Verfilmung ist "Biko". Trotzdem aber eine der wichtigsten Aufnahmen, die Gabriel je auf Band brachte. Der Musiker erzählt die Geschichte des afrikanischen Gerechtigkeits-Kämpfer "Biko", in einem Mix aus Szenen des Films "Cry Freedom" und Livemitschnitten seiner eigenen Konzerte.
"Kiss That Frog" zeigt sich von der sehr farbenfrohen Seite. Ein virtueller Frosch segelt durch eine Fantasiewelt voller graphisch verfärbter Bäume, Wiesen und Höhlen - mit seiner herausragenden kreativen Beschaffenheit das wohl typischste Gabriel-Video. Mit derselben spielerischen Erzählweise geht es bei "Growing Up" weiter, neben "Father, Son" und "The Barry Williams Show" das aktuellste Werk aus dem Jahre 2003. Eine Miniaturstadt biegt und wendet sich nach allen Seiten, während sich Autokolonnen in alle möglichen und unmöglichen Richtungen bewegen.
Die Extras lassen einen ausführlichen Blick hinter die Kulissen zu. Live-Aufnahmen der "Secret World Tour" sind darauf zu sehen, sowie eine eigens von Peter Gabriels Tochter gefilmte Dokumentation über das Leben auf Tour. Wenn man bedenkt, dass die meisten Clips zur video-technischen Steinzeit gedreht wurden, gehören sie wohl gemeinsam mit Michael Jacksons Visionen zu den wegweisendsten Kurzfilmen, die ein Künstler je produziert hat. Die DVD ist eine durchaus gelungene Ansammlung von Videos, die zeigen, dass Musik und Film manchmal eben doch Hand in Hand gehen.
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