laut.de-Kritik
Sozialkritischer Punkrock mit starken Metal-Einflüssen.
Review von Andreas Dittmann"29 years in human history: the total duration of time without war. What the fuck am I acting so suprised for?". Na und wer ist Schuld an all dem Krieg, dem Chaos, der Zerstörung? Die amerikanische Regierung? Der Kapitalismus? Banken und andere internationale Mafiosi? Nein. "Each of us a failed state in stark relief against the backdrop of the perfect worlds we seek."
Propagandhi machen da weiter wo sie mit ihrem letzten Album aufgehört haben: Gesellschaftskritik, Systemkritik, Sozialkritik. Aber immer schön am Boden bleiben, ohne in Punk-Klischees und standardisierte Schuldzuweisungen zu verfallen. Die Kanadier prangern an. Aber nicht nur "die da oben". Jeder einzelne kriegt sein Fett weg. "How does it make you feel to know that you voted for this?"
Auch musikalisch bleiben die vier Herren nicht in Klischees und festgetretenen Pfaden stecken, sondern kombinieren, mischen und probieren wild durch die Genres. Klar, der Nährboden besteht weiterhin aus melodischem Punkrock, doch darauf gedeiht so manch andere Richtung ganz prächtig. "Rattan Cane" zum Beispiel wütet wild im Hardcore. "Hadron Collision" wird in schwindelerregender Geschwindigkeit runtergeprügelt, dann platzt auf einmal ein thrashiges Tapping-Solo durch die Tür. "Things I Like" könnte (mal abgesehen vom Intro) auch von Bad Religion sein und "Unscripted Moments" würde den - im Gegensatz zu Propagandhi sehr braven - Stadion-Punks Rise Against gut stehen.
Vor allem die Metal-Einflüsse der Band sind in fast jedem Song zu hören. Mal ist es nur eine kleine Gitarren-Linie ("Note To Self"), dann wieder ein ganzes Riff ("Status Update" oder "Failed States"). Mit "Duplicate Keys Icaro (An Interim Report)" steht sogar ein kompletter Song breitbeinig in metallischen Gefilden und lässt die Platte ordentlich rockig ausklingen.
Nach zwölf Songs voller Unzufriedenheit und Desillusion ("Perfect Worlds. Fantasy"), frickeligen Gitarren und hyperaktiven Drums, treibendem Melodycore und wuchtigen Rocksongs werden Propagandhi am Ende doch noch versöhnlich: "The unifying principle of this universe is love". Wenn das mal kein schönes Schlusswort ist, dann weiß ich auch nicht.
29 Kommentare
Cooles Album! Bitte mehr Punk-Reviews!
"Progressive mallpunk" ...
Eine der besten Skate-Punk-Gruppierungen ever!
Volle Zustimmung bei Interzone!
Volle Zustimmung bei Interzone!
Das Supporting Caste ein genial guter Mix aus Protestlyrik und feinsten metalcrossover war ist klar aber schon mit Potemkin City Limits haben sie Ihren Sound auf eine neue Ebene gebracht. Es klang wie Rise Against nur mit Eiern Nun ist also fail states da und der Finger zeigt wieder ganz nach oben, denn da gehört Sie hin diese Platte! Schon geil wie sie selbst machine head sowas von abstinken lassen mit solchen krachern wie rattan cane. Überhaupt wird das Gas immer weiter durchgetreten den bremsen tuen andere sowieso schon zu oft. Somit wieder mal ein Album von Propagandhi ohne jeglich ausfall was wahrscheinlich nur in kleineren Kreisen anklang finden wird. Aber so ist das harte Brot der Bands mit Herz und Kante...