laut.de-Kritik
Fist-Raising-Refrains tragen die DNA großer Klassiker.
Review von Yan VogelSpott und Häme sowie Lob und Anerkennung ernteten Queensryche in den letzten Jahren für ihre Alben. Geoff Tate, für viele der Hauptverantwortliche für diesen Schlingerkurs, überwarf sich bekanntlich mit seiner alten Kapelle. Die Folge: Zwei Alben unter dem Banner Queensryche.
Die Gründungsmitglieder Michael Wilton, Scott Rockenfield und Eddie Jackson haben den Schlagabtausch mit dem Sänger für sich entschieden und bewiesen, dass man den Bandnamen nicht nur als Marke tragen, sondern diesem als Bewahrer der Flamme von der klassischen Phase bis Anfang der 90er auch gerecht werden kann. Möglich macht dies vor allem das neue Goldkehlchen Todd La Torre, der mehr wie Tate klingt als dieser mittlerweile selbst und das Original vor allem an Stimmgewalt und in der Phrasierung um Längen überragt.
Queensryches Signature-Sound lebt vom Wechsel zwischen cleanen und heavy Passagen, spannenden, abwechslungsreichen Songstrukturen und Fist-Raising-Refrains. Das Rhythmus-Gespann Rockenfield/Jackson groovt wie Hölle, Altmeister Wilton und Padawan Lundgren stehen dem mit einprägsamen Riffs, Soli und Doppelläufen in Nichts nach. Nicht zu altbacken, nicht zu modern: Dieser Spagat gelingt nur mit ein wenig Selbstironie in Form von Zitaten wie der "Revolution Calling"-Ausruf in "Guardian" oder die "Suite Sister Mary"-Chords in "Hellfire".
Wilton und Co. tun gut daran, sich auf ihre Stärken zu besinnen und keine halbgaren Konzepte zu spinnen wie den uninspirierten Mindcrime-Nachfolger oder die Veteranen-Schau über die teils völkerrechtswidrigen US-Kriege, die dem Wohle der Rüstungs- und Rohstoffindustrie dienten, anstatt dem der Menschheit.
Diesmal kreieren die fünf Musiker mit Artwork und Lyrics ein stimmiges Ganzes und stellen die menschliche Befindlichkeit in den Mittelpunkt, die nicht besonders gut davonkommt. Dieser Ansatz mündet in eigenständige Kompositionen, die die Geister der Vergangenheit würdig konservieren:
Midtempo-Hymnen wie "Guardian" oder "Hellfire" stellen das Gros der Songs dar und tragen die unverkennbare DNA von "Roads To Madness", "I Don't Believe In Love" oder "Revolution Calling" in sich. Ein paar moderne Anklänge im Songwriting stören dabei kaum ("Eye9"), auch wenn viele Fans die unterkühlte Produktion, die zu Lasten eines dynamischen Klangbilds geht, kritisch beäugen.
Speed-Tracks im Sinne von "NM 156" oder "The Needle Lies" knallen ordentlich ins Gebälk ("Arrow Of Time", "All There Was"). Die balladeske Hitschmiedekunst von "Silent Lucidity" steht Pate für das pathetische "Just Us". Mit dem dramatischen Titeltrack im Stile von "Suite Sister Mary" gelingt ein würdiger Abschluss.
Ein todschicke Mixtur, die leider mit kleinen Schönheitsfehlern versehen ist: Manches wirkt aufgesetzt und aus der Zeit gefallen wie die Umlaute im Albumtitel. Was nichts daran ändert, dass Queensryche in dieser Besetzung wieder absolut konkurrenzfähig sind.
4 Kommentare mit einer Antwort
Wie wärs mit nem Meilenstein für Mission Mindcrime? Ins neue Album hör ich bald mal rein.
Gute Idee, aber Empire wäre meine Wahl.
Sie haben es endlich geschafft nach 21 Jahren einen würdigen Promised Land Nachfolger rausgebracht zu haben und die Texte sind auch wieder gut, hätte ein Degarmo nicht besser hinbekommen. Hut ab.
Hab reingehört ... zwiespältig. Die Stimme von La Torre strengt mich arg an, das war auch schon beim 2013er Ouput so. Abgesehen davon ist alles vorhanden, was man erwarten kann. Nur einfangen konnte es mich bisher nicht, dafür leider vielmehr in den Ohren pieksen. Dem Teil muss ich wohl noch ein paar Chancen geben...
Immerhin kann man sich Queensryche seit 2013 wieder anhören.